Ordnungskräfte am Eingang
Ausdrücklich als Informationsveranstaltung titulierten Anneliese Schmeh und Alfred Kaltenbach vom gastgebenden Arbeitskreis Bäuerliche Landwirtschaft (ABL) am Donnerstagabend eine mit Spannung erwartete Diskussionsrunde über die durchwachsene Silphie. Am Saaleingang im Haus Linzgau hatte sich ein Ordnungsdienst postiert, und auch Polizeichef Christian Zielke war vor Ort. Die Sicherheitsvorkehrungen hatte man getroffen, nachdem es im Vorfeld nach Informationen des SÜDKURIER Drohungen gegen die Veranstalter gegeben haben soll.
Keine konfliktreiche Diskussion
Trotz dieser Rahmenbedingungen erlebten die 90 Besucher keinen konfliktreichen Abend, was an Agrarwissenschaftlerin Kerstin Stolzenburg lag. Der einstündige Vortrag der am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Karlsruhe (LTZ) angestellten Expertin für nachwachsende Rohstoffe beleuchete alle Facetten der aus Nordamerika stammenden Korbblütlerpflanze, die in der Region von den Landwirten des Energieparks Hahnennest entdeckt und als Substratalternative für Biogasbetreiber weiter entwickelt wurde. Die heimischen Bauern konzipierten neue Anbau- und Erntemethoden sowie eine eigene Saatgutzüchtung für die Silphie, die nach Angaben von Kerstin Stolzenburg in Europa erstmals 1762 erwähnt wurde.

"Silphie kann problemlos untergepflügt werden"
Die Expertin bestätigte, dass Silphie auf dem Acker jährlich acht Tonnen Humus je Hektar bilde, problemlos untergeackert und dann durch andere Fruchtfolgen ersetzt werden kann. Sie verwies auf umfangreiche Forschungsarbeiten und wissenschaftliche Versuche und resümierte, dass es keine Anzeichen für etwas Negatives gebe. An einem Exemplar demonstrierte sie, wie die Büschelwurzel in die Erde treibt, wo die Pflanze mehr Stickoxid als Mais oder ähnliche Pflanzen binde. Sie sei auch mehr als nur Biogassubstrat, denn man könne den Stängel zur Papierherstellung nutzen und schon die Indianer Nordamerikas hätten sie als Heilpflanze genutzt.
Deutliche Vorteile gegenüber dem Mais
"Die Silphie hat gegenüber dem Mais deutliche Vorteile", lautete ihr Fazit und deshalb sei diese von der EU auch als Greening-Pflanze anerkannt worden, ergänzte die Fachfrau, die für ihren Vortrag viel Beifall erhielt. Als Moderatorin hatte die ALB Umweltberaterin Carmen Kettler von der evangelischen Akademie Bad Boll verpflichtet, die mit der Diskussion keine Probleme hatte. Landwirt Jürgen Krall aus Wald nutzte dabei die Gelegenheit, um das allzu schlechte Image des Maises in der Gesellschaft zu kritisieren. Die Landwirte würden sich aktiv an der viel beschworenen Biodiversität einbringen.

Post vom Anwalt
Abschließend informierte Anneliese Schmeh, dass sie Post von einem Berliner Anwaltsbüro erhalten habe, die sie namens der Metzler-Brodmann Saaten GmbH "fast abgemahnt hat". Damit sollen nach ihrer Meinung Leute unter Druck gesetzt werden, wobei "wir uns nicht einschüchtern lassen." Ihre Kollege Alfred Kaltenbach hatte zu Beginn die Landwirte zur Wachsamkeit aufgefordert, da man den Berufsstand für viele Missstände wie die CO2-Belastung verantwortlich mache. Nach der Veranstaltung gab es bei vielen Besuchern noch Gesprächsbedarf zur Silphie und sonstigen Agrarthemen.
"Die Silphie war für mich als Berufsimker ein voller Erfolg"
Bei der Informationsveranstaltung sorgte Imker Willi Dauwalder aus Owingen für etwas Aufregung, nachdem er die späte Blüte der Silphie sowie die allseits beliebten Blühwiesen als schädlich für die Bienen bezeichnet hatte. Er kritisierte die Monokulturen, die früher oder später von Schadorganismen befallen würden, wobei er den Maisbohrwurzler als Beispiel nannte.
In der Diskussion erläuterte er seine Vorbehalte. Demnach würden die blühenden Flächen die Winterbienen, die im Gegensatz zu den Sommerbienen sieben, und nicht nur einen Monat lebten, dazu bringen, bis in den Herbst hinein aktiv zu sein. Dies würde die später im Bienenstock ruhende Winterbrut schwächen und im Folgejahr zu Problemen führen. "Wir verheizen die Winterbrut", formulierte er dramatisch.
Ein Besucher, der selbst imkert, berichtete von seinen Erfahrungen. Demnach könnte man den Bienenstock inmitten eines Silphie-Feldes platzieren und dennoch würden die Bienen auch Nektar von anderen Pflanzen sammeln, was er an seinem Honig sehe. Dies bestätigt auch Wanderimker Rainer Krüger aus Maierhöfen in seinem Erfahrungsbericht an den Energiepark Hahnennest, der auch dem SÜDKURIER vorliegt. Er war von Ende Juni bis Anfang September 2018 mit 400 Bienenvölkern in der Silphie für Honig, Pollenernte und zur Bestäubung.
Der Honigdurchschnittsertrag je Volk lag zwischen 15 und 25 Kilogramm und der Blütenpollenertrag bei sechs Kilogramm je Volk. Die Bienenvolkentwicklung sei durchweg gut gewesen und die Bienen hatten bei der Abwanderung fünf schöne Brutwaben, was für die Einwinterung sehr gut sei. Die Völker aus der Silphiefläche hatten viele gute Jungbienen für die Überwinterung.
Eine Vielzahl von Insekten wie Schmetterlingen, Wildbienen oder Hummeln sei in den Silphiefeldern anzutreffen. "Für mich als Berufsimker war es ein voller Erfolg, und wir werden im kommenden Jahr wieder gerne dabei sein", lautet sein Fazit.