Stolze 4,80 Meter ragt sie in den Pfullendorfer Himmel und sie bringt es auf zwölf Meter Durchmesser. Deshalb wird der Begriff „Grillhütte“ dem imposanten Bauwerk, das am vergangenen Wochenende im Seepark Linzgau in unmittelbarer Nähe des Seeufers entstanden ist, nicht wirklich gerecht.
Vielmehr haben die engagierten Pfadfinder vom DPSG-Stamm St. Jakobus ein Grillhaus geschaffen, das nicht nur mit seinem Ambiente, sondern auch mit vier überdachten Sitzstellen, drei weiteren im Freien und drei Grillstellen für schöne Sommerabende mit Würstchen und Co. wie geschaffen ist.

„Wir sind stolz und freuen uns, dass wir dieses Projekt gemacht haben“, zog eine strahlende Sabrina Hirling für die 25 teilnehmenden Pfadfinder am Sonntagnachmittag Bilanz. Die Gäste, die in den Seepark gekommen waren, um die neue Grillstelle zu bestaunen, konnten kaum glauben, dass die jungen Leute ein solches Projekt in nur 72 Stunden gestemmt hatten. Denn genau drei Tage ab Donnerstagnachmittag hatten die Pfadfinder Zeit gehabt, diese neue Attraktion am See zu verwirklichen.
„Welt ein bisschen besser machen“
Hintergrund ist die sogenannte 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und ihrer Verbände. In drei Tagen wurden dabei in ganz Deutschland Projekte umgesetzt, die „die Welt ein bisschen besser machen sollen“. Aufgegriffen wurden politische und gesellschaftliche Themen, die lebensorientiert sein sollten.
Die Pfullendorfer Gruppe hatte sich dabei für die „Do it“-Variante entschieden, bei der – im Gegensatz zur „Get it“-Version – keine Aufgabe vorgegeben wurde, sondern sich die jungen Pfadfinder selbst ein Projekt aussuchen konnten. „Wir wollten etwas schaffen, das dauerhaft Bestand hat, und von dem die Allgemeinheit etwas hat. Wir haben uns hier verewigt“, erläutert Teilnehmer Patrick Mödinger.

Natürlich hatte die Aktion einen Vorlauf, der allerdings auch nicht besonders lange war: Seit Ostern haben die Jakobus-Pfadfinder zusammen mit den Stadtwerken, die Betreiber des Seeparks Linzgau sind, die Pläne für die Grillstelle ausgearbeitet und die Arbeiten koordiniert. „Raketenartig haben die Pfadfinder das Projekt umgesetzt“, zeigte sich Jörg-Arne Bias, Geschäftsführer der Stadtwerke, beeindruckt. Unterstützung gab es für die fleißigen Pfadis.
Mit im Boot waren einige professionelle Partner, denn mehrere Firmen aus Pfullendorf und der direkten Umgebung engagierten sich mit ihrem Fachwissen und auch mit Material und Leistungen vor Ort für das Projekt. Eine ordentliche Planung mit Statik, ein fachgerechtes, tragendes Gerüst und ein eisenhartes Fundament etwa konnten nur mithilfe von Fachleuten umgesetzt werden.

„Die hohe Bereitschaft bei den Firmen, hier mitzuwirken, ist ein gutes Zeichen dafür, wie die Pfadfinder geschätzt werden“, freute sich Bürgermeister Thomas Kugler am Sonntag über den Erfolg der Aktion. Vom Anzeichnen und Betonieren des Fundamentes über das Ausbringen des Schotters auf dem Platz bis hin zum Bau der Sitzstellen mit wetterfesten Gabionen als Unterbau waren die 25 DPSG-Heinzelmännchen natürlich in jeder Phase der Umsetzung immer selbst tätig.

Geholfen hat dabei, dass sich in den Reihen der Teilnehmer selbst vier Zimmerleute befanden, die mit Hand anlegten, wie Sabrina Hirling und Patrick Mödinger verrieten. So wurde Holzbalken auf Holzbalken gesetzt – „ein bisschen wie Lego für Erwachsene“, sagte Hirlinger schmunzelnd – bis das Haus schließlich stand. „Wir haben täglich von morgens um acht Uhr bis abends um 23 Uhr gearbeitet“, blickten die Pfadfinder auf drei anstrengende Tag zurück. Der Regen am Samstag ließ die Dacharbeiten kurz ruhen, was aber den Zeitplan nicht nachhaltig beeinträchtigte.

„Die Arbeit hat Spaß gemacht und war auch eine Herausforderung“, berichtete Liane Rückerl im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das Wichtigste war die Teamarbeit. Nur zusammen konnte es funktionieren“, ergänzte Moritz Möhrle. Ab 14 Jahren engagierten sich Pfadfinder für die Aktion, die älteren nahmen extra Urlaub, um teilnehmen zu können.

Die Grillstelle im Pfullendorfer Seepark soll laut Bürgermeister Thomas Kugler auch ein Ersatz für den oberen Grillplatz sein, der im Themenpark des Seeparks weggefallen ist. „Sie soll für alle frei zugägnglich sein“, betonten Thomas Kugler und Arne Bias. Schönen Grillabenden am See steht also nichts mehr im Weg – sobald das Wetter wieder mitspielt.
72-Stunden-Aktion
- Bundesweit haben sich nach Angaben des Dekanats Sigmaringen-Meßkirch insgesamt 160 000 Jugendliche sowie Unterstützer an der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend beteiligt.
- Das Dekanat zählt für den Bereich Sigmaringen-Meßkirch 700 Teilnehmer, die von Donnerstagnachmittag bis Sonntag ihre Projekte umsetzten. Von der barrierefreien Eingangsgestaltung der Meßkircher Liebfrauenkirche über das Musical „Petrus“ in Krauchenwies bis hin zur Pfullendorfer Aktion für die Grillstelle reichten die Ideen.