Mit Ohrwürmern, einer bemerkenswerten A-Capella-Gruppe und einem bestens aufgelegten Publikum ging am Samstag nach knapp drei Stunden ein Konzert in der ausverkauften Pfullendorfer Stadthalle zu Ende, das an Abwechslung nichts vermissen ließ. Der Chor „Chips & Flips“ und „Lautstarke Männer“ boten einen Abend, der einfach Spaß machen musste. Knapp 30 Jahre alt ist die singende Truppe, die nichts von ihrem Elan verloren hat. Ob es nach wie vor Knabberzeug (daher der Name Chips & Flips) bei den Proben gibt, kann jeder selbst feststellen, der einmal reinschnuppern möchte.
Die älteren Besucher haben sich bestimmt noch an Wolle Kriwanek erinnert. Der Songwriter gilt als Pionier des Schwabenrocks und ist vor knapp fünf Jahren gestorben. Die „Juniors“ hatten ganz offensichtlich Spaß an seinem „Guck, guck i hon a Ufo gsäh“, nachdem sie mit „Halli, Hallo, herzlich willkommen“ gleich zu Konzertbeginn bewiesen hatten, dass sie auch vor großen Zuschauermengen keine Angst haben. Immerhin rund 700 Ohrenpaare lauschten den Youngsters, die mit viel Charme und Bewegungen die Herzen auf sich zogen. „Major Tom“, „Codo“ und „Afrikacan Call“ waren der beste Beweis, dass die thematische Reise durch das Weltall unfallfrei vonstattenging. Bemerkenswert: Der Nachwuchs sang alle Lieder vollkommen auswendig. Beim nun folgenden Auftritt der Erwachsenen wurde schnell deutlich, dass Chorleiter Josef Blender nicht nur gute Arrangements schreiben kann, sondern auch ein glückliches Händchen bei der Auswahl des Repertoires hat. „Bad Moon Rising“ aus der Feder von John Fogerty gehört zu den legendären Popsongs, dessen eher traurigen englischen Originaltext Blender in „Oh wie schön ist diese Welt“ übersetzt hat. Und weil die Welt ohne Kinder gar nichts ist, durften da auch die „Juniors“ nochmals auf die Bühne, um gemeinsam mit den „Großen“ zu singen. Die boten dann mit „Poor Man Lazrus“ ein Arrangement des vielfach ausgezeichneten Komponisten christlicher Popmusik, Klaus Heizmann. Dieser Song hätte in dieser Ausführung jedem Gospelchor zur Ehre gereicht. Dass man bei Chips & Flips auch über eine Instrumentalgruppe verfügt, das ist eine absolute Bereicherung, wie man auch bei den nachfolgenden Titeln feststellen konnte. Kreativ ist man auch bei kleinen Showeffekten. Die bunten Regenschirme bei Joe Dassins „Les Champs-Élysées“ sind ein gutes Beispiel dafür. Und dass man die Stadthalle gleich zum Massenchor umfunktionierte, das macht deutlich, dass man bei der Programmauswahl auch auf alt bekannte Melodien und Ohrwürmer setzt.

Das tat auch die A-Capella-Gruppe „Lautstark“, die mit dem „Ehrenwerten Haus“ Udo Jürgens lebendig werden ließen. Die nach eigenem Bekunden „jüngste Boygroup zwischen Salem und Echbeck“ präsentierte Welthits wie „Caravan of Love“ im heimatlichen Gewand („Karra auf´m Hof“), zeigten beachtliche stimmliche Qualitäten, komödiantisches Talent („Bratislava“) und auch den Mut zur Selbstironie. Von den acht Jungs wird man gewiss noch hören. Für den letzten Programmteil hatte Josef Blender „Tausendmal Du“ (hier kam der Chor an seine stimmlichen Grenzen) von der Münchner Freiheit und Ohrwürmer wie „Honey Honey“ von Abba, „Up“ und „Tschüss, Ade Elisabeth“, einer eingeschwäbelten Fassung eines Titels der Spider Murphy Gang, ausgesucht. Das Publikum ließ den Chor nicht ohne Zugaben gehen. „Butterfly“ gab’s zum Abschluss des Abends, der dem Chor „Chips & Flips“ neue Fans beschert haben dürfte.