Etliche Interessierte kamen am Dreikönigstag zur Krippenführung mit Andrea Braun-Henle in die Stadtkirche St. Martin in Meßkirch. Zusammen mit der jährlich an Weihnachten aufgestellten Krippe von Robert Rauch am linken Seitenaltar besitzt die katholische Stadtkirche drei Darstellungen der Weihnachtsgeschichte. Die Gästeführerin ging auf alle drei ein und erläuterte deren Geschichte. Zu der Führung reisten sogar zwei Töchter des Künstlers Robert Rauch an, um sich das Werk ihres Vaters anzuschauen.

Mit einem Kirchenlied, das die Botschaft der Weihnachtsgeschichte gut zusammenfasste, eröffnete Andrea Braun-Henle die Führung. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich auf den Bänken im linken vorderen Bereich der Kirche niederlassen und hatten von dort aus die beste Sicht auf alle drei Darstellungen der Weihnachtsgeschichte. Vor ihnen stand das außergewöhnliche Arrangement des Künstlers Robert Rauch, das im Jahr 1951 zum ersten Mal in der St. Martinskirche zu sehen war. Links daneben hängt das berühmte Dreikönigsbild des Meisters von Meßkirch aus dem 16. Jahrhundert und beim Blick nach oben entdeckt man das Deckenfresko aus dem 18. Jahrhundert von Meinrad von Aue, das sich direkt vor dem Altarraum befindet.
Umgestaltung der Kirche im 16. Jahrhundert
Andrea Braun-Henle ging zu Beginn auf die Umgestaltung der Kirche im 16. Jahrhundert ein. Auf die Zeit als Gottfried Werner von Zimmern und seine Frau Apollonia von Henneberg einen Maler organisierten, dessen Namen bis heute nicht bekannt ist, weshalb er nach wie vor Meister von Meßkirch genannt wird. Die Gästeführerin zeigte auf Bildern, wie die Kirche damals ausgesehen haben mag. Das normale Volk habe damals die „Anbetung der Heiligen drei Könige“ gar nicht sehen können, da das Bild Bestandteil des Hochaltars im vorderen Teil des Chores war. Vorbild für die Darstellung der Heiligen Drei Könige, die dem Jesus-Kind wertvolle Gaben bringen, sei das Matthäus-Evangelium gewesen, mit der Botschaft, dass die ganze Welt eingeladen gewesen sei, das Jesus-Kind zu begrüßen. Andrea Henle erklärte, dass sie es für eine große Wertschätzung halte, dass ein König eine dunkle Hautfarbe habe. Die Könige seien als Vertreter der Kontinente dargestellt, die im Mittelalter bereits bekannt waren. „Wären alle weiß, wäre das eine Diskriminierung“, erläuterte sie.

Das Deckenfresko aus dem 18. Jahrhundert zeigt die Weihnachtsgeschichte gemäß dem Lukas-Evangelium, das den Aspekt der Armut betont, was man an der Darstellung der Hirten erkenne sowie am nackten Jesuskind in der Krippe.
Krippe 1951 geschaffen
Ebenfalls speziell für die St. Martinskirche gestaltet ist die Krippe von Robert Rauch von 1951. Sie ist exakt an den Altartisch und das Altarbild angepasst. Die Heiligen Drei Könige habe der Künstler aus Zeitgründen erst im folgenden Jahr liefern können. Rauch habe Elemente beider Evangelien aufgenommen, wie Andrea Braun-Henle ausführte. Es gibt die Hirten, die angstvoll in Richtung der Engel schauen. Sie werden jedoch am Dreikönigstag durch die Heiligen Drei Könige ersetzt. Der Stall mit seinen prächtigen Säulen weise auf die Bedeutung des Kindes hin, seine Nacktheit verweise jedoch auf die Armut. Das Material, das Robert Rauch für die Figuren selbst entwickelte, ließ eine gute Formung zu. Die geschneiderten Kleider tauchte er in eine Leimmasse, mit deren Hilfe er den Faltenwurf arrangieren konnte.

„Die Figuren sind typisch für unseren Vater“, freut sich Ursula Rauch über die erste Begegnung mit der Meßkircher Krippe. Auch ihre Schwester Brigitte Kirschbaum-Rauch hat das Werk noch nie vorher gesehen, erinnert sich aber, wie der Vater beim Arbeiten vorgegangen sei, und habe manchmal auch mithelfen müssen. „Ich finde es erstaunlich, wie unser Vater es geschafft hat, mit seiner Kunst die Familie zu ernähren“, erzählt Ursula Rauch mit großem Respekt. Beide Töchter sind selbst Künstlerinnen geworden.