Er legt sich als Kapitän auch mit Admiralen der US-Flotte an. Wenn es um die Rettung von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer geht, schlägt der Meßkircher Thomas Nuding (57) im Funkverkehr schon mal einen deutlichen Ton an. Nach den geltenden Regeln sind alle Schiffe zur Rettung verpflichtet, deren Besatzungen Menschen in Seenot entdecken. Inzwischen habe er bei Seenot-Funksprüchen seinen Ruf weg, schildert der 57-Jährige, der Chef eines Heizungs- und Sanitärbauunternehmens ist und für die Freien Wähler im Meßkircher Stadtrat sitzt.
Erste Rettungsfahrt 2016
Im Oktober 2016 war er das erste Mal auf Rettungsfahrt im Mittelmeer. Auslöser dafür war, dass ihm ein befreundeter Segler von einem solchen Einsatz erzählte. Seither kreuzte Thomas Nuding als Kapitän bereits mehrfach im Mittelmeer und brachte Menschen, die auf teilweise abenteuerlichen Booten in Richtung Norden unterwegs waren, in Sicherheit. Nun hat er es sich zum Ziel gemacht, mit einem einen eigenen Schiff zu starten. Das Motorboot „Sarah“ wird gerade in Malaga im Trockendock weiter ausgerüstet, um am Ende bis zu 110 Flüchtlinge an Bord nehmen zu können. Vorgesehen sind separate Schutzräume für Frauen und für Kinder. Nach den bisherigen Planungen soll das Motorschiff am 11. Juni eingewassert werden. Danach muss noch das notwendige Zulassungsverfahren einschließlich der nötigen Sicherheitsüberprüfung abgewickelt werden, bevor das Schiff voraussichtlich im September zu seiner ersten Fahrt auslaufen kann. Und bis dahin will der 57-Jährige auch noch weitere Gelder für das Projekt eintreiben, denn es fehlen noch 100.000 Euro (Stand Anfang Mai).
12 Personen für Einsatzfahrt nötig
Gemeinsam mit anderen Mitstreitern hat Thomas Nuding das gemeinnützige Unternehmen Sarah mit Sitz in Meßkirch gegründet. Sarah steht für Search And Rescue for All Humans (Suche und Rettung für alle Menschen). Vier Personen gehören nach Nudings Angaben zum inneren Zirkel, sechs weitere arbeiten regelmäßig mit. Zwölf Personen sind als Besatzung nötig, damit ein Hilfseinsatz auf dem Mittelmeer gefahren werden kann. Mit an Bord ist auch immer medizinisches Personal. Die Schlauchbesatzungen, die die Flüchtlinge direkt von deren Booten übernehmen, sind mehrsprachig, damit die Kommunikation klappt.
Bei der Suche nach einem geeigneten Schiff für die Mission von Sarah hat Thomas Nuding bewusst auf die jetzt gewählte Größe gesetzt. Dafür sind keine professionellen Seeleute notwendig. Zum anderen gab es auch eine strategische Überlegung: Die „Sarah“ ist schnell, hat aber nicht so viel Treibstoff an Bord. Das Kalkül: So kann die italienische Küstenwache nicht fordern, dass das Schiff im Hafen in La Spezia weit im Norden anlegen muss, um die Flüchtlinge von Bord zu lassen. So könne den Flüchtlingen, die die Sarah aufnehme, eine unnötig lange Schiffsreise erspart werden, so Nuding.
Deutliche Kritik an deutscher Politik
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER kritisiert Nuding politische Entscheidungen: Noch unter Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sei eine Sicherheitsverordnung für Schiffe auf den Weg gebracht worden, mit deutlich schärferen Prüf- und Sicherheitsauflagen für Rettungsschiffe unter deutscher Flagge. Geforderte Schiffssicherheitszeugnisse würden Kosten in Höhe von rund 75.000 bis 100.000 Euro nach sich ziehen. Ziel sei es wohl, Rettungsfahrten von Schiffen unter deutscher Flagge zu erschweren, so Nuding. Nach einer erfolgreichen Klage habe es Änderungen für diese Verordnung gegeben. Jetzt sei die geplante Regelung unter der Federführung des jetzigen Bundesverkehrsminister Volker Wissing in der erneuten parlamentarischen Anhörung. Zentren für Flüchtlinge außerhalb Europas, wie sie Innenministerin Nany Faeser schaffen will, werde die Zahl derer, die übers Mittelmeer kommen, kaum reduzieren, ist sich der erfahrene Seenotretter sicher.