Die Stadt Meßkirch wird in diesem wie in den beiden kommenden Jahren jeweils 300 000 Euro für die Mittelalter-Baustelle Campus Galli zur Verfügung stellen. Außerdem stellt die Kommune für das vergangene Jahr 170 000 Euro bereit, damit die Bilanz ausgeglichen werden kann. Denn die Besucherzahlen des vergangenen Jahres waren deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Statt 95 000 Menschen hatten nur rund 81 000 die Mittelalter-Baustelle besucht. Da es entsprechend weniger Einnahmen gab, wies die Campus Galli-Bilanz für 2018 einen Verlust aus.

Den Verlustausgleich für das vergangene Jahr genehmigte der Gemeinderat am Dienstagabend bei einer Gegenstimme von Patricia Hutla von den Freien Wählern. Sie sprach sich auch als einziges Mitglied des Gemeinderats dagegen aus, dass die Stadt auf einen Kredit in Höhe von 40 000 Euro aus dem Jahr 2014 zugunsten des Campuses verzichtet. Bei vier Gegenstimmen, zwei aus den Reihen der CDU und zwei aus den Reihen der Freien Wähler, genehmigte der Rat für 2019, 2020 und 2021 jeweils 300 000 Euro aus der Stadtkasse für den Betrieb der Mittelalter-Baustelle. 

Wie Bürgermeister Arne Zwick sagte, wird in diesem Jahr mit 90 000 Besuchern geplant. Diese Zahl sollte „souverän erreicht“ werden können. Kann in diesem und in den kommenden beiden Jahren ein Plus erwirtschaftet werden, dann können mit den Gewinnen Rücklagen gebildet werden. Nach dem bisherigen System war dies nicht möglich, wie Campus Galli-Geschäftsführer Hannes Napierala vor dem Gemeinderat verdeutlichte. Finanzmittel aus den jetzt möglichen Rücklagen sollen künftig genutzt werden, um nötige Investitionen finanzieren zu können, aber auch zusätzliches Personal einstellen zu können.

Jürgen Mädler ist der Chef-Schindelmacher im Campus Galli. Er kam als Langzeitarbeitsloser über das Beschäftigungsprojekt Werkstättle zu ...
Jürgen Mädler ist der Chef-Schindelmacher im Campus Galli. Er kam als Langzeitarbeitsloser über das Beschäftigungsprojekt Werkstättle zu einem festen Arbeitsplatz im Campus. Ein bis zwei weitere Langzeitarbeitslose würde Hannes Napierala in diesem Jahr gerne übernehmen. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred
  • Weshalb gab es Gegenstimmen im Gemeinderat? Christian Fecht (CDU) sprach sich gegen den städtischen Zuschuss von 900 000 Euro für die Jahre 2019 bis 2021 aus, weil sich weder der Landkreis noch das Land Baden-Württemberg an der Finanzierung des Campus Galli beteiligen würden. So argumentierte auch Joachim Bach, Fraktionschef der Freien Wähler. Fecht erinnerte in diesem Zusammenhang an die Förderung der Heuneburg durch das Land. Und er kritisierte, dass die Stadt statt der für 2018 geplanten 200 000 jetzt rund 400 000 Euro für den Campus bereitstelle. Bürgermeister Zwick sagte in diesem Zusammenhang: „Es hätte besser laufen sollen“. Dass die Besucherzahlen hinter den Prognosen zurückgeblieben waren, war von Hannes Napierala auf die große Hitze im Sommer 2018 zurückgeführt worden. Für Karl-Heinz Thoma (CDU) war es schlicht die Summe, „die jetzt in Richtung fünf Millionen Euro geht“, die die Stadt bis 2022 in den Campus Galli steckt, um dagegen zu sein. Jetzt müsse man Manns genug sein, die Reißleine zu ziehen. Patricia Hutla begründete ihre Ablehnung mit städtischen Großprojekten wie dem Bau eines neuen Kindergartens. Es gelte sparsam zu sein, sagte sie.
  • Welche Lehren wurden aus dem Geschäftsjahr 2018 des Campus Galli gezogen? Die Prognose für die Zahl der Besucher wird künftig viel vorsichtiger sein. Die Finanzmittel, die die Stadt bereitstellt, sind so berechnet, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach bis 2022 keiner zusätzlichen Geldspritzen bedarf. Und es wurde die Möglichkeit geschaffen, Rücklagen zu bilden, für Investitionen und auch für zusätzliches Fachpersonal, das zum Weiterbau benötigt wird. Grundsätzlich geht Bürgermeister Zwick davon aus, dass sich das Projekt in der Zukunft selber trägt. Möglicherweise sei es ein Fehler gewesen, dass die bisherigen Beschlüsse des Gemeinderats nicht vorgesehen haben, dass für den Betrieb des Campus Galli Rücklagen gebildet werden sollen. Doch die Beschlüsse seien eben so gefasst worden.
  • Welche positiven Stimmen gab es im Gemeinderat? Christel Golz, Fraktionssprecherin der CDU, stellte sich hinter die beschlossene Förderung des Campus Galli bis 2022. Damit könne Hannes Napierala jetzt sicher planen. Sie sprach ihm ein großes Lob aus, denn ohne ihn wäre das Projekt jetzt schon tot. Sie wies daraufhin, dass die Stadt vom Campus Galli profitiere. Sie sprach beispielsweise von gut gefüllten Gasthäusern. „Wir stehen dazu, es ist ein tolles Projekt für Meßkirch“, sagte sie. Thomas Nuding (FWV) und sein Fraktionschef Joachim Bach sehen die Strahlkraft des Campus Galli in die Region hinein. Die Laufzeit der jetzt beschlossenen Zuschüsse war aber für Bach mit Blick auf die weitere Entwicklung der Stadt ausschlaggebend, dagegen zu stimmen. Ursprünglich gab es sogar die Planung für fünf Jahre städtische Zuschüsse für den Campus Galli zu beschließen. Martina Mühlherr, Fraktionschefin der SPD, begrüßte den jetzt erfolgten Beschluss. So gebe es ein Stück Sicherheit für den Campus. Mit dem Projekt sei absolutes Neuland beschritten worden.
Der Bau einer Scheune steht dieses Jahr auf der Meßkircher Klosterbaustelle an – hier eine Visualisierung. Bild: Campus Galli
Der Bau einer Scheune steht dieses Jahr auf der Meßkircher Klosterbaustelle an – hier eine Visualisierung. Bild: Campus Galli | Bild: Campus Galli

Bau einer Scheune steht dieses Jahr im Mittelpunkt

Ein Großprojekt soll dieses Jahr im Campus Galli angegangen werden. Besonders spektakuläre Aktionen wie das Gießen einer Bronzeglocke wird es auf der Klosterbaustelle 2019 nicht geben:

Hannes Napierala, Geschäftsführer des Campus Galli, geht davon aus, dass in diesem Jahr eine Scheune als neues Gebäude auf dem Areal der Klosterbaustelle entstehen wird. Ursprünglich war deren Bau bereits im vergangenen Jahr geplant gewesen. Doch die Baufreigabe blieb aus. In einem Gespräch mit dieser Zeitung sagte Napierala, dass die Ursache die Prüfstatik sei. Inzwischen gebe es ein neues Konzept für das Gebäude, so dass er davon ausgeht, dass die Scheune in diesem Jahr gebaut werden kann. Sie wird eine Grundfläche von 10 mal 20 Meter aufweisen. Genutzt werden soll sie zum einen zum Lagern von Getreide, zum anderen als Veranstaltungsraum. Hier soll es beispielsweise museumspädagogische Angebote geben. Für die Scheune hat die Stadt Fördermittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum beantragt.

Für den Bau eines Torbogens werden Steinmetze und Zimmerleute zusammenarbeiten.
Für den Bau eines Torbogens werden Steinmetze und Zimmerleute zusammenarbeiten. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred

Zu einer Nagelprobe für die Zusammenarbeit von Zimmerern und Steinmetzen werde der Bau eines Torbogens beim Obstgarten. Nur durch eine gute Zusammenarbeit könne der Bogen gelingen. Die Zimmerer sind für die Bau-Schalung zuständig, die die Steinquader bis zur Fertigstellung halten müssen. Und obwohl dieses Jahr keine spektakulären Aktionen wie etwa das Gießen einer Glocke geplant sind, geht Napierala davon aus, dass die Besucher genügend zu sehen bekämen. Weitere nötige Fachleute wie Zimmerer oder Steinmetze könne er frühestens im kommenden Jahr einstellen, sagte Napierala. (dim)