Gespannt sitzt eine Gruppe sechs- bis neunjähriger Kinder am Brigel-Hof um die Streuobstpädagogin Susanne Karrer. Es sieht nach Regen aus, doch das stört die sechs Naturforscher nicht.
Susanne Karrer gibt den ersten Hinweis auf ein Tier und weckt damit gleich zu Beginn den Spürsinn: „Es ist 1,5 bis zwei Zentimeter groß.“ Im Laufe des Freitagvormittags werden noch einige Hinweise folgen, bis die Kinder erraten, um welches Tier es sich handelt.

Dann geht‘s los. Der Weg führt hinter dem Brigel-Hof an der Rückseite der Häuser entlang zur Streuobstwiese der Familie Specker. „Viele Bauern hatten früher hinter ihrem Hof eine Streuobstwiese.
Davon haben sie genauso gelebt, wie von dem Gemüse im Garten“, erklärt Susanne Karrer. „Sie ernteten das Obst, lagerten es für den Winter ein oder machten Saft daraus.“ Auf die Frage: „Was ist eine Streuobstwiese?“ weiß Frieda die Antwort: „Eine Wiese, auf der Obstbäume wachsen.“ Und zwar hochstämmige Obstbäume, die „verstreut“ auf einer umweltverträglich bewirtschafteten Wiese stehen.

An der Wiese angekommen folgt die nächste Frage: „Welche Bäume stehen denn hier?“ Die Blicke der Kinder richten sich als erstes in die Baumkronen. Die Birn- und Zwetschgenbäume sind am bald reifen Obst leicht zu erkennen. Bei den Apfelbäumen hingegen muss genauer geschaut werden, diese tragen dieses Jahr kaum.
Susanne Karrer gibt Tipps, wie man die Bäume anhand anderer Merkmale unterscheiden kann: „Schaut euch die Baumform und die Rinde genau an.“ Die Forscher treten näher an die Bäume heran. „Hier ist die Rinde flacher und der Baum ist ganz krumm“, erkennt Emily. Richtig – typisch für Apfelbäume.

Doch auf der Streuobstwiese gibt es nicht nur Obstbäume. Sie bietet auch zahlreichen Tieren einen Lebensraum. Die Kinder staunen, wie viele unterschiedliche Tiere sie finden. Vorsichtig sammeln sie sie in kleinen Bechern und nehmen sie kurz unter die Lupe, bevor sie wieder freigelassen werden: Da sind Ameisen, Wespen, Falter, Schnecken und Heuschrecken.
Doch auch Spuren von größeren Tieren finden die Spürnasen: Bissspuren im Obst deuten auf einen Igel; ein Fuchs hinterließ eine Losung; Löcher und Gänge weisen auf Mäuse hin und Federn zeugen von den Vögeln, die in den Baumhöhlen leben.

Apropos Tiere – es folgen die nächsten Hinweise: „Das gesuchte Tier ist meist grün, kann aber auch braun sein. Es frisst verschiedene Gräser und mag es nicht ganz nass, aber auch nicht ganz trocken.“ Die ersten Kinder haben schon eine Idee, behalten diese aber noch für sich, denn die nächste Aufgabe wartet schon. Nun gilt es, kleine Tiere aus Ton zu modellieren. Zusammen mit gefundenen Schneckenhäusern entstehen nahezu lebensechte Kunstwerke.

Die aufmerksamen Forscher haben inzwischen aber noch etwas entdeckt, was eine Streuobstwiese bietet: Viele unterschiedliche Pflanzen. Nach deren Bestimmung darf sich jeder ein Blütentattoo machen. Einfach Vaseline auf die Haut auftragen, Blüten oder Blätter drauflegen, fertig.

Nach dem Fangspiel, wo der Maulwurffänger die Regenwürmer fangen und in seine Speisekammer bringen muss, gibt es einen neuen Hinweis auf das gesuchte Tier: „Es kann ein Bein verlieren und trotzdem weiterleben. Die Männchen singen an warmen Sommerabenden.“ Für die Streuobstwiesen-Profis nun gar kein Problem mehr: Es ist die Heuschrecke.

Viel zu schnell geht der Vormittag vorbei. Von Langeweile keine Spur! Wären da nicht die wartenden Eltern, würden die Kinder noch mehr Zeit auf der Streuobstwiese verbringen. Sie sind sich einig: „Nächstes Mal kommen wir wieder!“