Dekan Christoph Neubrand tritt am 1. Oktober als Nachfolger von Christian Würtz, der im April zum Weihbischof ernannt wurde, als neuer Dompfarrer und Dekan der Seelsorgeeinheit Freiburg an. Mit einer Eucharistiefeier in der Herz-Jesu-Kirche in Gorheim und einem anschließenden Empfang verabschiedete ihn der Dekanatsrat. Als Motto wählten die Organisatoren „Mit Dir überspringe ich Mauern“ in Anlehnung an Psalm 18,30.

Mit dem Lied „Mit Dir überspring ich Mauern“, in den Predigten, den Grußworten beim Empfang bis hin zur Überreichung des Bildes von Sieger Köder: „Mit Gott überspringe ich Mauern“ wurde auf dieses Wort Bezug genommen.

Unter den festlichen Klängen von Bachs großem G-Dur-Präludium, gespielt von Bezirkskantor Bruno Hamm, zogen die Ministranten ein, zusammen mit Dekan Christoph Neubrand sowie den Konzelebranten Edwin Müller, Leiter der Krankenhausseelsorge am SRH Klinikum in Sigmaringen und Dekanstellvertreter, sowie Dekan Alexander Halder aus dem Nachbardekanat Zollern. Ein extra zu diesem Anlass zusammengestellter Projektchor unter der Leitung von Dekanatschorleiter Volker Bals erhöhte die Feierlichkeit des Gottesdienstes.
Passen Strukturen noch?
Die Ansprachen von Dekan Neubrand und Dekanatsreferent Frank Scheifers gingen sowohl auf das Evangelium des Sonntags ein (Lukas 15), das von zwei bekannten Gleichnissen Jesu berichtet, dem Gleichnis vom verlorenen Schaf und dem von der verlorenen Drachme, als auch auf den zweiten Brief des Paulus an Timotheus („Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“).
Man müsse sich fragen, ob unsere Strukturen für die Kirche, die Menschen und die Gesellschaft von heute passend sind, ob wir Mauern errichten und uns abschotten sollen oder ob wir nicht eher Mauern einreißen oder überspringen müssten.

In allen Grußworten beim anschließenden Empfang im Refektorium des Bildungszentrums kam die Wertschätzung zum Ausdruck, die sich der Dekan in den zwölf Jahren seiner Tätigkeit erworben hat. Christoph Neubrand ist ein Kind der Region, wurde 2000 zum Priester geweiht, war Vikar in Ostrach und Gammertingen; ab 2005 nacheinander Pfarradministrator und Pfarrer der Seelsorgeeinheit Laiz-Inzigkofen und ab 2015 der neugebildeten Seelsorgeeinheit Laiz-Leibertingen.
Immer ansprechbar
2008 wurde er Dekan des aus hohenzollerischen und badischen Teilen des Dekanats Meßkirch neu eingerichteten Dekanats Sigmaringen-Meßkirch: 2016 folgte die ehrenvolle Ernennung zum Geistlichen Rat. Landrätin Stefanie Bürkle betonte, dass man sich immer auf den Dekan, den „kirchlichen Landrat“, verlassen konnte, dass er zu jeder Tageszeit und auch an seinem „freien“ Wochentag ansprechbar war.

Dass er auch, beispielsweise bei der Ankunft der Flüchtlinge 2015, einen realistischen Blick auf die Wirklichkeit verbunden habe mit der Mahnung, die Würde des Menschen zu achten. Von den vielen Anstößen und Gründungen, die er auf den Weg gebracht hat, hob sie das Haus Nazareth, das ökumenische Bündnis „Vielfalt Gemeinsam Leben“, die Krankenhausseelsorge und das in Verbindung mit dem Zollernalbkreis geplante stationäre Hospiz hervor.

Die Jugendreferentinnen bedankten sich für seinen Einsatz und seine Mitwirkung bei Jugendveranstaltungen. Die beiden Geschäftsführer der Caritas, Alexander Sperl und Karl-Arthur Unger, lobten Dekan Neubrand für sein Engagement in vielen Gremien, seine deutliche Haltung („ein Ja war für ihn ein Ja, und ein Nein war ebenso ein Nein“), dass er Not sehen und sofort handeln konnte.

Die Caritas im Dekanat werde in der Erzdiözese als vorbildlich angesehen. Pastoralreferent Frank Scheifers dankte im Namen der Hauptamtlichen dafür, dass Dekan Neubrand ein Netzwerk aufgebaut habe, in dem alle an einem Ziel zusammenarbeiten, dass er sich nicht zu schade war, bei Vakanzen auch selber als Vertreter einzuspringen.

Der Vorsitzende des Dekanatsrats, Michael Zoller, gab dem neuen Dompfarrer in Freiburg einige Themen mit auf den Weg, die er in Freiburg vorbringen könne. Dabei nannte er etwa den Priestermangel, die Zukunft des Zölibats, verheiratete Männer als Priester, Frauen als Priesterinnen.

„Ich werde die Heimat vermissen“
Christoph Neubrand war seit 2008 Dekan im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch und wird am 1. Oktober Dompfarrer in Freiburg.
Herr Dekan, was haben Sie in den vergangenen Jahren bei Ihrer Tätigkeit im Dekanat besonders geschätzt?
Vor allem die Solidarität aller Haupt- und Ehrenamtlichen mit dem Dekan, dass Angehörige aller Berufsgruppen ihre jeweiligen Kenntnisse und Begabungen in die gemeinsamen Aufgaben und Herausforderungen einbrachten.
Welche Erfahrungen nehmen Sie von hier für Ihre Arbeit in Freiburg mit?
Dass man Konflikten, Problemen und Schwierigkeiten nicht ausweichen darf, sei es, was notwendige Veränderungen in der Kirche betrifft oder gesellschaftliche Entwicklungen, auch in schwierigen pastoralen Situationen in manchen Gemeinden. Ich habe immer versucht, klare Positionen zu beziehen.
Was werden Sie in Freiburg vermissen?
Vor allem die Heimat. Ich komme aus Bingen, war viele Jahre in dieser Region tätig, zuletzt in einem Dekanat, das zum großen Teil aus hohenzollerischen Gebieten besteht. Und dazu die bereichernde Begegnung mit den vielen Menschen, die ich hier kennenlernen durfte.