Die zu jeder Jahreszeit faszinierende Landschaft des Oberen Donautals sowie philosophisches Denken gehören für Andreas Stefan Geiger zu einer inspirierenden Einheit. Es ist das Zusammenspiel von Natureindrücken und Zitaten bekannter Philosophen, das ihn fasziniert und worauf seine Projekte basieren. Bereits im Jahr 2020 veröffentlichte er einen Bildkalender, in dem jeder Monat eine Impression aus dem Oberen Donautal zeigt. Darüber hinaus ist die jeweilige Fotografie mit einem Zitat, einer kleinen Erläuterung und einigen Fragen versehen ist, die zum eigenen Denken anregen. Die Motive des Kalenders schmücken die Apsis der Ruine Maria Hilf auf dem Welschenberg zwischen Fridingen und Mühlheim.
„Anthropologie. 12 Spaziergänge durch den Garten des Philosophen an der Oberen Donau“
Das Konzept aus der Verbindung von Landschaft und Philosophie erweiterte er zu seinem Buch „Anthropologie. 12 Spaziergänge durch den Garten des Philosophen an der Oberen Donau“, das im September als eBook erschien und demnächst als gedrucktes Buch vorliegt. „Mir geht es nicht so sehr um die Kunst, sondern vor allem um die Wissensvermittlung und das Weiterdenken“, betont Andreas Stefan Geiger bei einem Besuch der Ruine Maria Hilf auf dem Welschenberg. Es ist ein erhebender Moment, wenn plötzlich beim Spaziergang im Wald wie aus dem Nichts die mächtige Ruine auftaucht, die für viele noch immer ein Ort des Sakralen, des christlichen Hoffens und der Besinnung ist. Stets leuchtet ein Kerzenlicht in der kleinen Kapelle an der Außenmauer der Ruine.
Kalenderfotos schmücken Apsis der Ruine Maria Hilf auf dem Welschenberg

Für den Philosophen Andreas Geiger ist es der geeignetste Ort, um seine zwölf Fotografien zu präsentieren, die sich im Rund der Apsis von links nach rechts verteilen. Jede Fotografie, die mit einer dicken Lackschicht gegen die Witterung geschützt ist, wirkt wie ein Fenster in die Landschaft. Seit dem Beginn der Pandemie hängen sie dort und animieren etliche Besucher oben auf dem Welschenberg zu einem Eintrag ins Gästebuch.

„Schon zwei Gästebücher sind seit dieser Zeit vollgeschrieben“, freut sich der Philosoph, der noch seine Promotionsarbeit schreiben möchte. Manche Einträge berühren ihn stark, da sie das Wiedergeben, was ihn im Innersten bewegt, wie der Eindruck eines Gastes aus Passau: „Ein gut gewählter, ehrwürdiger Rahmen für ansprechende Bilder. Farbe und Leben im Kontrast zu einem Lost Place.“ Die Bilder und die wirkmächtige Ruine regen dazu an, sich Gedanken zu machen.
Ein Dutzend unterschiedlicher Themenbereiche

Das Buch mit den zwölf philosophischen Spaziergängen liefert dem oder der Lesenden Denkanreize zu zwölf verschiedenen Themenbereichen. Es gibt ein Porträt zum Autor des jeweiligen Zitats, einen Text als Impuls, Fragen und eine Vertiefung. „Das Denken entspricht nach Platon einem Selbstgespräch“, erläutert Andreas Geiger. Diese philosophische Praxis, etwas zu hinterfragen, könne im Alltag hilfreich sein, um Konflikte zu lösen. Das müsse man aber ein bisschen einüben, so seine Meinung. Da man damit nicht früh genug anfangen könne, führte der Philosoph neben Workshops für Erwachsen auch solche mit Kindern durch. „Sie sind authentisch, ehrlich und gehen spielerisch mit dem Denken um“, beschreibt er seine Erfahrung. Diese Gespräche wirken sich nach der Auffassung von Geiger nachhaltig auf die Kommunikation aus.
Philosoph genießt den Gedankenaustausch mit Besuchern
Der Philosoph aus Fridingen ist regelmäßig auf dem Welschenberg anzutreffen, wo er es liebt, mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. „Hier oben kommt immer irgendjemand vorbei“, strahlt er und genießt den Gedankenaustausch mit den Zufallsbegegnungen in der beeindruckenden Ruine. Das Buch bildet den Abschluss seines Anthropologie-Projekts und ist über seine Internetseite zu beziehen. Bei seinem nächsten Projekt wird er sich mit dem umfassenden Komplex Glück befassen, in dem er neben den Philosophen auch Psychologen und andere Disziplinen zu Wort kommen lassen will.