Nach langem bürokratischem Hürdenlauf ist es soweit gewesen: Mit einem Festakt konnte das Naturcamp in unmittelbarer Nachbarschaft der historischen Holzbrücke seiner Bestimmung übergeben werden. Das Naturcamp wertet nach übereinstimmender Meinung der Redner die touristische Infrastruktur im Oberen Donautal deutlich auf. Bauherr und Investor ist der Beuroner Gastronom Jürgen Burchardt.

Sieben Holzfässer für je vier Gäste

Das Naturcamp ist eine Kolonie aus sieben überdimensional großen Holzfässern mit Übernachtungsmöglichkeiten für je bis zu vier Gäste. Zu den Schlaffässern kommen ein Sanitärgebäude mit Duschen, WC und Waschbecken sowie eine Grill- und Aufenthaltshütte. Wie Jürgen Burchardt bei der Eröffnungsfeier sagte, soll mit dem Naturcamp dem Mangel an einfachen und dennoch gemütlichen Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer und besonders für Radwanderer entgegengewirkt werden.

Zwei Jahre Planungszeit und viele bürokratische Probleme

Der Beuroner berichtete von der zweijährigen Planungszeit und erwähnte dabei auch die bürokratischen Probleme. Sogar die Landrätin und der Beuroner Bürgermeister hätten sich als Vermittler betätigt. Er beschrieb die Zeit bis zur Klärung der Probleme als „steinigen Weg“. Um welche Schwierigkeiten es sich genau gehandelt hat, führte Jürgen Burchardt bei dem Festakt nicht aus. Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller sagte im Gespräch: „Ich kann dazu ebenfalls noch nichts mitteilen.“ In seiner Festansprache hatte der Rathauschef von einem „bürokratischen Dschungel“ gesprochen und gemeint: „Ich hatte angesichts der Bürokratie den Eindruck, wir wollten an dieser Stelle ein Atomkraftwerk errichten.“

Angebot besonders für Eltern mit Kindern

Stefanie Bürkle äußerte sich erleichtert, dass es gelungen sei, „den Weg durch den Dschungel an Normen und Vorschriften“ erfolgreich zu gehen. Zusammenfassend meinte die Kreis-Chefin: „Das verwirklichte Projekt tut dem Donautal gut.“ Die Schlaffässer passten in ihrem Aussehen sehr gut auf den Platz neben der historischen Brücke. Bürkle sieht im Naturcamp ein Angebot besonders für Eltern mit Kindern. Sie sagte: „Wenn ich noch kleinere Kinder hätte, würde ich auch eine Nacht in einem Schlaffass verbringen.“ Die Landrätin lobte „das unerschütterliche Durchhaltevermögen“ von Jürgen Burchardt und erwähnte auch den 30-Prozent-Zuschuss der Leader-Aktionsgruppe für die Baumaßnahme.

Im Namen der Leader-Aktionsgruppe übergab Landrätin Stefanie Bürkle die Förder-Plakette an Jürgen Burchardt.
Im Namen der Leader-Aktionsgruppe übergab Landrätin Stefanie Bürkle die Förder-Plakette an Jürgen Burchardt. | Bild: Hermann-Peter Steinmüller

Architekt Thomas Saile äußerte sich zugleich stolz und humorvoll über den bürokratischen Werdegang. Der Ravensburger Planer verglich die Überwindung der bürokratischen Hindernisse mit dem Durchbruch der Donau durch das Kalkgestein der Schwäbischen Alb. Wie er sagte, lag die Ursache für die Schwierigkeiten offenbar beim Regionalverband in Ravensburg, der seine Zustimmung verweigert habe.

Radwanderer suchen einfache Übernachtungsmöglichkeit

Für die Touristikseite meldete sich Walter Knittel zu Wort. Der Geschäftsführer von Donaubergland Marketing und Tourismus aus Tuttlingen sprach von einem „absolut passenden Projekt, das voll in die aktuelle Zeit“ passe. Gerade Radwanderer suchten keine Fünf-Sterne-Hotels, sondern einfache und gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten. Knittel zeigte sich erfreut, dass sich bereits eine Bloggerin angemeldet habe, die über ihre Erfahrungen in einem der neuen Schlaffässer im Internet berichten werde.

Hersteller hat bereits 700 Schlaffässer gebaut

Aus München war der Produzent der Schlaffässer, Gerhard Forster, an die Donau gekommen. Der Unternehmer berichtete, seine Firma habe bereits 700 Schlaffässer gebaut und ausgeliefert. Er bedauerte, dass es mit den Campingfässern bürokratische Probleme gebe, und meinte: „Viele Projekte sind schon im Anfangsstadium an den bürokratischen Hürden gescheitert.“ In jedem Fall gelte es, von Anfang der Planung an Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Münchner drückte seinen Respekt vor den Beuroner Bürgern aus, die das Naturcamp verwirklicht hätte.

Wie Pater Pirmin ausführte, sehe das Kloster im Naturcamp als unmittelbarem Nachbarn ebenfalls eine Bereicherung. Der Geistliche spendete der Anlage den kirchlichen Segen.