Die Vier-Dörfer-Gemeinde startet in Sachen European Energy Award (EEA) weiter durch. Der CO2-Ausstoß soll in Leibertingen bis 2020 im Vergleich zu 1995 um 45 Prozent gesenkt werden. Das sieht das neue "energiepolitische Leitbild" vor, das der Gemeinderat am Montag verabschiedet hat. Ebenfalls im Rahmen des EEA votierte die Ratsversammlung für ein "energiepolitisches Arbeitsprogramm".

In diesem Papier sind Zielvorstellungen enthalten, die in Leibertingen auf kommunaler Basis bis zum Jahr 2025 erreicht sein sollten. Dabei sollen möglichst viele Bürger zum Mitmachen gewonnen werden. Die Gemeinde macht seit 2015 bei dem EEA-Programm mit. Die erste Zertifizierung als "europäische Energie- und Klimaschutzkommune" ist für den 28. November vorgesehen. Die jetzt beschlossenen Papiere sind mit eine Voraussetzung für die erfolgreiche Auditierung.
Ständiger Prozess
Bereits im vergangenen Mai würdigte Michael Bauer von der Energieagentur Sigmaringen die Leistungen der Leibertinger beim Energiesparen als "fortschrittlich". In dieser Woche stellte der Sigmaringer zwei weitere Schritte auf dem Weg zur anerkannten Energiespargemeinde vor. Dazu bemerkte Bauer: "Es soll nicht nur eine einmalige Sache sein. Es geht darum, das Energieeinsparen zu einem ständigen Prozess zu machen mit dem Ziel, immer bessere Werte zu erhalten."
Beispiele aus der Praxis
Doch wie sieht das in der Praxis aus? Als Beispiel wurde das ehemalige Rathaus in Thalheim genannt, das derzeit vor seinem Um- und Ausbau zum Vereinshaus steht. Michael Bauer dazu im SÜDKURIER-Gespräch: "Es geht darum, im Rahmen dieser Sanierung die gesetzlich vorgegebenen Werte für die Dämmung und die Anlagentechnik nicht nur zu erfüllen, sondern sie nach Möglichkeit zu übertreffen."
Umfassende Maßnahmen
Das Thema "Energiesparen" geht weit über Gebäudeisolierung oder den Austausch von konventionellen Leuchtmitteln in den Straßenlaternen mit LED-Lampen hinaus. Das zeigt ein Blick in den beschlossenen Maßnahmenkatalog. Die Nahwärmenetze in Leibertingen und in Zukunft auch in Kreenheinstetten spielen ebenso eine Rolle, wie die Nutzung regenerativer Energien auf dem Gemeindegebiet. Aber auch die Förderung des Nahverkehrs und der Bau neuer Radwege sind Bestandteile des Katalogs.

Bürgermeister Armin Reitze kann sich sowohl eine durchgehende Radwegverbindung von Kreenheinstetten über Langenhart nach Buchheim, als auch einen durchgehenden Radweg von Buchheim zum Naturbad in Thalheim vorstellen. Damit ist auch das Thema "Tourismus" angesprochen. Bauer betont: "Wenn in Leibertingen größere Veranstaltungen anstehen, könnte eine Verzahnung von Bus- und Zugverkehr dazu führen, dass weniger Besucher das eigene Auto benutzen." Dazu müssten jedoch noch mehr Gemeinden mitmachen. In der engeren Region beteilige sich jedoch nur Meßkirch am Zertifizierungsprozess.

Allerdings handelt es sich bei den bis 2025 aufgeführten Projekten um freiwillige Zielvorgaben. Ladestationen für elektrische Fahrräder und Autos sollen die alternative Mobilität im Gemeindegebiet fördern. Die Mitarbeiter, besonders die Hausmeister, sollen in Zukunft regelmäßig fortgebildet werden. Besonders wichtig ist, wie Bauer und Reitze betonen, dass möglichst viele Bürger in ihren Bereichen mitmachen.
European Energy Award
Leibertingen gehört zu den acht Sigmaringer Kreisgemeinden, die am europäischen EEA-Programm teilnehmen. Nach dreijähriger Vorbereitungszeit kann sich die Gemeinde jetzt um die Zertifizierung bemühen. Dafür müssen Voraussetzungen aus insgesamt fünf Handlungsfeldern zu mindestens 50 Prozent erfüllt werden. Leibertingen kann 53 Prozent vorweisen. Besonders erfolgreich ist die Kommune mit erreichten 69 Prozent beim energetischen Zustand ihrer Gebäude. Mit dem Zertifikat erhält die Gemeinde bevorzugte Konditionen bei der Gewährung von Zuschüssen für weitere Energiesparprojekte. (hps)