Bei schönem Wetter ist das Obere Donautal ein Besuchermagnet. Doch mit steigenden Besucherzahlen stellen die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums Obere Donau (NAZ) auch mehr Regelverstöße im Naturpark fest. Beispielsweise wird im Tal immer wieder verbotenerweise wild gecampt oder es werden die empfindlichen Felsköpfe betreten. Auch in den ungemähten Wiesen halten Besucher gerne mal ein Picknick ab. Dabei sind gerade diese für Tiere ein wichtiger Ort zur Aufzucht ihres Nachwuchses. Die Mitarbeiter vom NAZ veranstalten deshalb seit der Corona-Pandemie, als besonders viele Menschen im Donautal Erholung suchten, immer wieder sogenannte Infomarathons. Möglichst viele Besucher wollen sie dabei ansprechen und darüber informieren, was im Naturpark erlaubt ist und was nicht. Der jüngste Infomarathon des NAZ fand am Pfingstmontag statt – zusammen mit der Donaubergland Tourismus GmbH im Rahmen der gemeinsamen Kampagne „Heimat Natur“. Im Mittelpunkt des Infotages stand das Thema Wiese.
Keine ungemähten Wiesen betreten
Während am Vormittag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NAZ im Donautal ihre Posten an den verschiedenen Infoständen bezogen, stand in Fridingen eine Exkursion unter dem Motto: „Wiese ist nicht gleich Wiese!“ auf dem Programm. Biologin Julia Schröder und NAZ-Mitarbeiterin Samantha Giering zeigten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter anderem den Unterschied zwischen einer gut gepflegten FFH-(Flora-Fauna-Habitat)Mähwiese und den inzwischen stark verbreiteten Hochleistungswiesen für Milchwirtschaft und Biogasanlagen. Während letztere gedüngt und häufig gemäht wird und deshalb nur noch wenig Artenvielfalt aufweist, ist die FFH-Mähwiese ein Hotspot der Biodiversität und Schutz- und Aufzuchtraum für viele Tierarten. In den Wiesen ziehen insbesondere Vögel oder gar Rehe ihren Nachwuchs auf. Besucher im Donautal sollten laut Giering beachten, dass das Betreten von ungemähten Wiesen während der Aufzuchtzeit nicht erlaubt ist – und diese geht eigentlich durchgängig von April bis Oktober. „Wenn die Wiese zu früh gemäht wird und die Vögel ihre Jungen noch nicht durchgebracht haben, dann ist die Brut verloren“, erklärte Biologin Schröder den interessierten Teilnehmern der Exkursion.
Blumenwiese bietet bunte Vielfalt
Auch am Infostand in Dietfurt ging es um die Wiese. Dort hatten NAZ-Mitarbeiter bereits vor einiger Zeit gemeinsam mit dem Hof „Hafersack“ ein „Heuwiesen-Labyrinth“ am Donauufer angelegt. Am Montag betreuten die Leiterin des Naturschutzzentrums, Ute Raddatz, und Paul Dettling, der aktuell ein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, die Besucher. Diese konnten im Heuwiesenlabyrinth eine typische bunte Blumenwiese begehen und erfahren. Infotafeln informierten sie über die verschieden Pflanzen und Insekten, die in der Wiese zu hause sind. Mit dem Infomarathon wolle man möglichst breitflächig an Menschen rankommen. Es gehe darum, die Natur schätzen und schützen zu lernen, beschrieb Raddatz das Ziel des Infomarathons. „Die meisten Leute, die hier durchlaufen, finden natürlich die Blumenwiese wunderschön und sind fasziniert, wie viele verschiedene Arten es dort gibt“, fasste FSJler Dettling die Rückmeldungen der Besucher zusammen.
Großes Interesse von Kindern
Das NAZ hatte außerdem seine beiden Infomobile am Käppeler Hof in Thiergarten und am Jägerhaus in Beuron an den Donau-Rad- und Wanderweg gestellt. Am Infomobil am Käppeler Hof konnten Kinder und Erwachsene anhand von Tierpräparaten etwas über die Tiere lernen. Mit dabei waren ein Igel, ein Biberfell und ein Siebenschläfer. Auch ein ausgestopfter Eisvogel war zu bewundern. Am mobilen Infostand waren die beiden Sommerrangerinnen Amelie Bünting und Hanna Hillermeier eingeteilt. Die präparierten Tiere habe man natürlich bereits tot in der Natur gefunden, erklärte Bünting. Die beiden hatten zeitweise richtig Stress: „Es ist sehr viel los. Hier waren eben zehn Kinder auf einmal. Die kommen immer schwungweise“, meinte Hillermeier.
An Kinder richtete sich ebenfalls das Angebot des Ökomobils des Regierungspräsidiums Tübingen, das sich ebenfalls am Infomarathon beteiligte. Das „mobile Klassenzimmer“ stand in Hausen im Tal auf dem Parkplatz beim Minigolfplatz. Die Kinder konnten bei Sabine Reußink vom Ökomobil-Team basteln und selbst Creme aus Sonnenblumenöl, Bienenwachs und Spitzwegerich herstellen. Die Creme helfe gegen Juckreiz, etwa beim Kontakt mit Brennnesseln oder bei einem Insektenstich, erklärte Reußink.