Jede Menge Informationen rund um das Thema Mobbing gab es bei einer Veranstaltung der Nachbarschaftsgrundschule (NSG) Schwenningen. Schulleiter Martin Sedlaczek wies eingangs darauf hin, dass das schulische Leitbild der NSG zeige, dass „wir großen Wert auf wertschätzenden Umgang legen gegenüber den Menschen, die an der Schule sind, aber auch Wertschätzung gegenüber Gegenständen, also Wertschätzung gegenüber dem Leben“. Daneben legen die Lehrkräfte und er großen Wert darauf, dass sich alle Menschen an der Schule wohlfühlen. Dies sei die wichtigste Voraussetzung dafür, dass jeder seine Aufgaben bestmöglich erfüllen könne.

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Weil es aber hin und wieder Störgeräusche gebe, die das Lernen und Lehren negativ beeinflussen können, setzen sich die Lehrer gemeinsam mit Schülern und Eltern mit dem Thema Mobbing auseinander. Zu der Veranstaltung, bei dem das gesamte Kollegium vertreten war, konnte mit Roland Schönbucher vom Fachbereich Jugend, Kinder- und Jugendagentur, Ju-max, beim Landratsamt Sigmaringen ein kompetenter Referent zu den Fragen gewonnen werden.

Form sozialer Ausgrenzung

„Mobbing ist keine Situation, sondern ein Zustand sich steigernder Entgleisungen und Anfeindungen gegen eine schwächere Person, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt“, so definierte er das Thema. Es handle sich dabei um eine Form sozialer Ausgrenzung, die die Opfer traumatisiere und als Form von Gewalt gelte. Als Ursachen für Mobbing nannte Referent Roland Schönbucher das Versagen der Führungskraft, gruppendynamische Prozesse, wie beispielsweise durch neu zusammengewürfelte Klassen, oder als Folge gestörter Kommunikation und Kooperation.

„Die Betroffenen gelten oft als psychisch und motorisch schwach, ängstlich und unsicher“, erläuterte der Vortragende. Sie hätten wenig Selbstvertrauen und Kontakte, seien oft gutgläubig und vertrauensselig. Der Initiator des Mobbings dagegen sei physisch stark und durchsetzungsfähig und kompensiere seine Schwächen. Er sei auf der Suche nach Anerkennung. Die Anhänger des Initiators, auch Fans genannt, unterstützen ihn aus Sympathie oder Antipathie gegenüber dem Opfer.

Massiver Verlust von Lebensqualität

„Die schweigende Mehrheit nimmt den Konflikt wahr, äußert sich aber nicht dazu“, klagte Schönbucher an. Sie schwanke zwischen Mitleid und Antipathie gegenüber dem Opfer. Sie schwanke auch zwischen Ohnmacht oder Angst und Sympathie gegenüber dem Initiator. Außerdem distanziert sie sich vom Opfer oft auch als Reaktion innerer Zerrissenheit. Die Auswirkungen für den Gemoppten seien ein massiver Verlust von Lebensqualität, die Entwicklung schweren Leidensdruckes, Schlafstörungen, Albträume, Niedergeschlagenheit, Depressionen, ein Rückzug aus dem sozialen Leben und Leistungsabfall. „Im schlimmsten Fall kommen Angst-, Schuld- und Schamgefühle sowie die Suizidgefahr dazu“, stellte der Referent dar.

Mobbing könne auf unterschiedlichen Wegen ablaufen, wie über soziale Netzwerke, übers Handy, SMS, Telefon, in Chatforen oder per E-Mail. Man denke dabei an die Veröffentlichung von privaten Bildern, von Fotomontagen, erotischen Aufnahmen, peinlichen Situationen, die Verbreitung von Geheimnissen, Drohungen, Verleumdungen oder Beleidigungen. Als die perfideste Art von Mobbing gilt aus Sicht von Roland Schönbucher das Cybermobbing, weil der Mobber meist anonym agiert, das Mobbing nach der Schule nicht aufhört, die verbreiteten Inhalte nicht mehr kontrollierbar sind und das Internet zwar schnell verbreitet, aber nichts vergisst.

Fast zwei Millionen Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und 21 Jahren seien 2020 nachweislich von Cybermobbing betroffen gewesen. Der Fernunterricht aufgrund der Corona-Pandemie habe die Wahrscheinlichkeit von Cybermobbing verstärkt.