Mit der Unterbringungen von Geflüchteten aus der Ukraine im Landkreis Sigmaringen hat sich am Donnerstag der Verwaltungs- und Sozialausschuss beschäftigt. Vorberaten wurde die Aufstockung der bisherigen Unterbringungskapazitäten in den Gemeinschaftsunterkünften um weitere 225 Plätze. Dem stimmten die Ausschussmitglieder zu; bei seiner Sitzung am Montag, 17. Oktober, wird der Kreistag endgültig darüber beschließen.
Über 600 Flüchtlinge werden in Gemeinschaftsunterkünften betreut
Nachdem in der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen künftig bei Vollbelegung 574 Personen untergebracht werden sowie weitere 45 Plätze im Benedikt-Reiser-Haus in Mengen geschaffen werden, sollen über 600 Geflüchtete in diesen Gemeinschaftsunterkünften betreut werden. Dafür reicht das bisherige Personal nicht aus, wie Landrätin Stefanie Bürkle betonte. Der Ausschuss hat deshalb in der Vorberatung zugestimmt, dass 4,5 zusätzliche befristete Stellen – 3,5 im Bereich der Heimleitungen sowie eine Stelle als Hausmeister – geschaffen werden. Auch hier trifft der Kreistag die endgültige Entscheidung.
Das Land verlagere wöchentlich zwischen 40 und 50 Flüchtlinge aus den Einrichtungen der Landeserstaufnahme in die Kreise. Die ukrainischen Geflüchteten sollen in der vorläufigen Unterbringung des Landkreises für sechs Monate versorgt werden. Die Gemeinschaftsunterkünfte befinden sich in Sigmaringen im Fürstenhof sowie im Schmorl-Gebäude, in der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen in den Gebäuden 6, 7 und 16 sowie in Mengen in einer Container-Anlage und in den beiden Unterkünften Schunk und Schlösser.
Ausbau der Kapazitäten wird vorangetrieben
Laut der Landrätin entfallen die letzteren Unterkünfte jedoch seit Ende September. „Deswegen sind wir intensiv am Ausbau der Kapazitäten in Hohentengen“, erläuterte Stefanie Bürkle. Insgesamt verbleiben in den Unterkünften des Landkreises seit Oktober 476 Plätze für die Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Da die Zugangszahlen in Baden-Württemberg jedoch dramatisch ansteigen, wird dies für die Zukunft nicht ausreichend sein, prognostiziert die Landrätin.
Über 1200 Geflüchtete Ende August beherbergt
Aufgrund der Aufnahmequote des Landkreises Sigmaringen (siehe obenstehender Infokasten) ergibt sich ein Aufnahmesoll von 1375 Personen aus der Ukraine (Stand: Ende August). Tatsächlich beherbergte der Landkreis Sigmaringen zu diesem Zeitpunkt insgesamt 1280 Geflüchtete. Davon waren 893 in privaten Unterkünften der Städte und Gemeinden untergekommen. 387 Geflüchtete waren vom Land in die vorläufige Unterbringung zugewiesen worden. Somit ergab sich bereits Ende August ein Soll von 95 aufzunehmenden Flüchtlingen. Seither kommen wöchentliche Neuzugänge von rund 26 Personen hinzu.
Um die große Zahl an Geflüchteten aufnehmen zu können, plant der Landkreis, ein weiteres Kompaniegebäude auf dem Gelände der ehemaligen Oberschwabenkaserne herzurichten. Es handelt sich dabei um das Gebäude mit der Nummer 15, das laut Stefanie Bürkle Platz für 180 weitere Personen bieten würde. Das weitläufige Areal in Hohentengen sei für die temporäre Unterbringung von Geflüchteten gut geeignet. „Die Gemeinde Hohentengen ist unglaublich partnerschaftlich unterwegs. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung durch Bürgermeister, Gemeinderäte und viele Ehrenamtliche“, lobte die Landrätin.
Gebäude ist in sehr gutem Zustand
In den beiden Stockwerken im Benedikt-Reiser-Haus in Mengen seien bislang pflegebedürftige Menschen untergebracht worden. Das Gebäude sei in einem sehr guten Zustand, sodass es nur verhältnismäßig weniger Arbeiten bedürfe, um die beiden Stockwerke für ihre neuen Bewohner herzurichten.
Gigantische Herausforderungen für Städte und Gemeinden
Die Aufgabe werde dann sein, nach den sechs Monaten in den Gemeinschaftsunterkünften die Geflüchteten auf die Städte und Gemeinden zu verteilen. „Dort kann und soll schlussendlich auch die Integration stattfinden“, betonte Stefanie Bürkle. Und ergänzte: „Das wird die Städte und Gemeinden vor gigantische Herausforderungen stellen.“ Zu meistern sei dabei nicht nur die Schwierigkeit eines nicht einfachen Wohnungsmarkts, sondern auch der derzeitigen Kindergarten- und Schulsituation. „Dabei die Menschen gut aufzufangen, ist eine gewaltige Herausforderung“, sagte sie.
Sprachkurse sind ein Problem
Eine große Chance liege auf dem Arbeitsmarkt. Viele der aus der Ukraine Geflüchteten seien willens, sich schnell zu integrieren und Arbeitsplätze anzunehmen. „Leider sind die Sprachkurse ein Problem. Wir finden gar nicht so viele Anbieter, die wir bräuchten, um den Bedürfnissen dieser Menschen entsprechen zu können“, bedauerte die Landrätin.