Mit einer saisonal eher untypischen Entwicklung startete der heimische Arbeitsmarkt in das zweite Halbjahr 2022, informiert die Agentur für Arbeit in ihrem Bericht über die Entwicklung im Monat Juli. Zwar ist die Arbeitslosigkeit auch in den vergangenen Jahren im Juli häufig gestiegen, aber die diesjährige Zunahme um 300 beziehungsweise knapp fünf Prozent auf 6530 Arbeitslose fiel deutlich höher aus als üblich. Zurückzuführen ist der Anstieg allerdings weniger auf saisonale Einflüsse, sondern vor allem auf die statistische Erfassung der Geflüchteten aus der Ukraine in den Jobcentern. Ohne diesen statistischen Einfluss wäre der Anstieg der Arbeitslosigkeit im saisonal üblichen Rahmen geblieben.
Vorübergehend mehr Jugendliche arbeitslos
„Unter den neuen Arbeitslosen sind allein 85 junge Leute. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen um mehr als 15 Prozent ist meist auf die Überbrückungszeit zwischen dem Ende der Lehrzeit oder Schulausbildung und dem Beginn einer Erwerbstätigkeit zurückzuführen“, informiert Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen. Vor Beginn der Sommer- und Handwerkerferien führen Quartalskündigungen und das Ende schulischer und betrieblicher Ausbildungen zu mehr Arbeitslosmeldungen. Besonders die Zahl arbeitsloser Jugendlicher steigt im Juli immer. „Das sind aber meist gut ausgebildete junge Leute, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind und in der Regel schon bald wieder ihre Arbeitslosigkeit beenden können“, betont Traber.
Erfassung der personenbezogenen Daten der Geflüchteten
„Weitere Ursache für den recht starken Anstieg der Arbeitslosenzahlen ist wie schon im Juni die Erfassung der geflüchteten Menschen aus der Ukraine in unseren Systemen. Es geht dabei weiterhin zunächst um die Erfassung der unbedingt notwendigen personenbezogenen Daten. Deshalb enthält die Statistik vorerst unter anderem auch Personen aus der Ukraine, die keine Arbeit suchen, etwa weil sie Kinder betreuen, die Schule besuchen oder langfristig arbeitsunfähig erkrankt sind“, so Traber weiter.
Jobcenter betreut Menschen aus der Ukraine
Seit Juni sind die Jobcenter für die Betreuung der Geflüchteten aus der Ukraine zuständig. In der Gruppe der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, landläufig oft als Hartz IV bezeichnet, nahm vor allem durch diesen Zuständigkeitswechsel die Arbeitslosigkeit in den zurückliegenden vier Wochen um mehr als fünf Prozent, im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast ein Viertel zu. Derzeit werden rund 2520 Arbeitslose vom Jobcenter Zollernalbkreis betreut, davon rund 660 mit ukrainischer Staatsangehörigkeit. Beim Jobcenter Landkreis Sigmaringen sind es 1230 Personen, fast 300 davon aus der Ukraine.
1100 Gemeldete im Landkreis sind weniger als ein Jahr ohne Arbeit
Vor allem wegen der Zunahme von Arbeitslosmeldungen der unter 25-Jährigen stieg auch die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung, dem die in der Regel nicht länger als ein Jahr Arbeitslosen zuzuordnen sind. 110 Arbeitslose mehr als vor einem Monat bedeuten einen Anstieg um 4,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen dagegen um fast 500 beziehungsweise 15 Prozent gesunken. Im Zollernalbkreis gibt es im Juli 1690 SGB III-Arbeitslose, im Landkreis Sigmaringen 1100.
Arbeitsmarkt in den Regionen
Im Zollernalbkreis ist die Arbeitslosigkeit im vergangenen Monat mit einem Anstieg um 250 Personen beziehungsweise 6,3 Prozent stärker gestiegen als im Landkreis Sigmaringen. Dort bedeuten 50 Personen mehr eine Steigerung um 2,1 Prozent. In beiden Landkreisen stieg die Arbeitslosenquote und liegt bei 3,9 Prozent im Zollernalbkreis und 3,1 Prozent in Sigmaringen.