An der archäologischen Fundstätte Heuneburg mit ihrer von Großgrabhügeln gekennzeichneten Nekropolis herrschte am Dienstag lebhaftes Treiben. Im Gewann Bettelbuhl stand die Hebung eines frühkeltischen Prunkgrabes an.
„Dies ist ein sehr schöner Tag für die Landesarchäologie“, formulierte es der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege, Claus Wolf. Die gesamte Grabkammer wurde im Block geborgen. Zwei Schwerlastkräne hievten das rund acht mal sechs Meter große und 80 Tonnen schwere „Paket“ auf einen Tieflader, geladene Gäste und Medienvertreter verfolgten die Aktion.

Staatssekretarin Katrin Schutz sagte: „Ich freue mich sehr, dass die Denkmalpflege mit ihrer erfolgreichen Forschungsarbeit seit Jahrzehnten spektakulare Einblicke in die keltische Zeit in unserem Land ermoglicht.“ Seit 2019 untersucht das Landesamt fur Denkmalpflege (LDA) unterhalb der Heuneburg den jetzt gehobenen Großgrabhugel – und weil vor zehn Jahren an fast der gleichen Stelle bereits ein Grab auf die gleiche Art geborgen und untersucht wurde, bekam das Ganze den Namen „Keltenblock 2.0“.

Die Forscher können schon sagen, dass die eigentliche Kammer fünf mal drei Meter groß ist und sehr viel Holz vorhanden ist. „Das ist ein sehr seltener Umstand. Wir haben uns für eine Bergung entschlossen, weil Untersuchungen ergeben haben, dass sich der Zustand der Hölzer durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre extrem verschlechtert hat“, erklärte Wolf.

Gefunden wurden bereits drei kleine, goldene Kettenglieder und Bernsteinperlen sowie zwei Bronzebeschläge. Die könnten von einem vierrädrigen Prunkwagen stammen, einem bedeutsamen Statussymbol, wie Leif Hansen vom LDA ausführte. Wenn es sich um ein Wagengrab handelt, wäre dieser Fund einzigartig in Europa. „Die Grabbeigaben lassen erahnen, dass hier eine bedeutende Personlichkeit von der Heuneburg bestattet liegt“, sagte Schütz.
Insgesamt befinden sich auf dem Gelände sieben Grabhügel. Bereits vor 15 Jahren wurde das Grab eines etwa dreijährigen Mädchens untersucht, vor zehn Jahren das einer erwachsenen Frau. Wie die dendrochronologische Datierung der Eichen- und Tannenholzer der Grabkammer ergeben hatte, wurde die vornehme Frau im Jahr 583 vor Christus bestattet. Aus etwa der gleichen Zeit wie jenes der „Fürstin vom Bettelbühl“ stammt vermutlich das jetzt gehobene Grab.

Die wertvolle Fracht wird nach Ludwigsburg in die Labore des LDA transportiert. Es bleibt spannend: Archaologen, Restauratoren und Naturwissenschaftler werden das Grab in den nächsten Jahren unter der Leitung von Dirk Krausse untersuchen.

Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse zur Geschichte und Kultur der fruhen Kelten des siebten bis fünften Jahrhunderts vor Christus. „Wir wollen herausfinden, wer diese prunkvoll bestatteten Personen sind und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Wir gehen davon aus, dass es sich um nahverwandte Mitglieder der politisch fuhrenden Familien handelt, die um 600 vor Christus das Sagen auf der Heuneburg hatten“, so Projektleiter Krausse.