Welche Musik erwartet man zu einem Gottesdienst? Orgelmusik, vielleicht Querflöte, mal eine Gitarre, eine Geige, hin und wieder einen Kirchenchor. Dieses Mal war es ganz anders. Im Altarraum von St. Laurentius saßen die Musiker der Musikkapelle Krauchenwies, nicht nur mit ein paar Bläsern, sondern in Orchesterstärke. Dazu noch die Frauen und Männer des Krauchenwieser Kirchenchores und vom Chor Intakt aus Göggingen.
Allein der Anblick war schon imposant und hätte auch einem Dom zur Ehre gereicht. Wer an diesem Gottesdienst teilnahm, erlebte eine grandiose Messe. Die Klangbalance zwischen Orchester und Chor war einfach perfekt. Sie wechselten sich in der Dynamik von piano bis forte ab, die Instrumente übertönten die Stimmen nicht. So wurde der Altarraum zu einem imposanten, volltönenden Klangraum.
Als alle zusammen spielten und sangen, Orchester, Chöre und Gottesdienstbesucher, konnte man sich des Gefühls nicht entziehen, Teil eines Ganzen zu sein. Dieses Erlebnis, diese schönen Momente baute Pfarrer Markus Moser in seine Ansprache ein. Das Erleben des Augenblicks. Leben im Hier und Jetzt, nicht im Morgen oder Übermorgen. Er appellierte, sich jetzt zu freuen, sich eben heute um sich zu kümmern, zu tun, was einem selbst oder auch dem Nachbarn gut tut, und nicht zu sagen: Irgendwann werde ich etwas für mich tun. Jeder sollte danach streben, sein Leben zu leben und auch solche einmaligen Momente genießen. „Geben Sie sich niemals selbst auf, bleiben Sie wie in einer guten Ehe einander treu und bleiben Sie sich auch selbst treu“, forderte Pfarrer Moser die Besucher auf. Man solle sein Leben selbst in die Hand nehmen und sich nicht von außen, von anderen steuern lassen.
Die „Missa Brevis“ von Jacob de Haan, einem der meistgespielten Blasmusikkomponisten der Gegenwart, ist eine komplette Messe, die es in dieser Form etwa seit dem 17. Jahrhundert gibt. Sie wurde für Chor und Blasorchester komponiert und enthält die Elemente Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Damals schwand die ursprüngliche Geschlossenheit des Gesangs zugunsten einer eigenständigen Instrumentalbegleitung. Mit dieser Komposition im Auftrag des Conseil Départemental pur la Musique et la Culture de Haute-Alsace darf sich de Haan in die Riege bekannter Komponisten wie Bach, Haydn, Mozart und Beethoven einreihen.
Für die Musiker war die Messe eine Herausforderung. Sie hatten in dieser Form noch nie mit einem Chor zusammen gespielt. Die Musikkapelle begleitete auch den Einzug und den Auszug sowie die Gemeindelieder. Die Spenden, die gesammelt wurden, kommen komplett der Angelo-Stiftung aus Sigmaringen zugute.
Der „quirlige Kopf“ der Stiftung, Evi Clus, dankte Pfarrer Markus Moser und den Mitwirkenden für ihr Engagement für eine gute Sache. Bewegt meinte sie: „Nächstenliebe fängt beim Nachbarn an, und ich danke Gott für solche wunderbaren Abende.“ Pfarrer Markus Moser schloss mit den Worten: „Es ist selten, dass man mich als Pfarrer sprachlos sieht. Ich bin sprachlos über das, was alles möglich ist. Ein herzliches Vergelt's Gott.“