Krauchenwies – Als im Jahr 2011 der Windatlas für Baden-Württemberg den Gemeindeverwaltungen auf den Tisch flatterte, war man sich in Krauchenwies sicher, dass es auf dieser Gemarkung sowieso keine geeigneten Flächen für Windkraftanlagen gibt. Der Fortschritt der Technologie hat diese Ansicht jedoch überholt.
Inzwischen gibt es sogenannte Schwachwindanlagen, die auch für die Windverhältnisse in Süddeutschland geeignet sind. Am Mittwochabend informierte Heiko Rüppel von der Firma Enercon mit Sitz im ostfriesischen Aurich die Bürger über die Absicht, zwischen Mengen und Krauchenwies acht derartige Anlagen zu erstellen. Jeweils vier Anlagen pro Gemeinde. Wenn alle Hürden des Verfahrens genommen sind, rechnet er mit einem Baubeginn Ende 2018, Anfang 2019.
In der Halle fanden sich rund 150 am Thema interessierte Bürger ein, aus denen sich im Laufe des Abends Befürworter und Gegner herauskristallisierten. Bürgermeister Jochen Spieß freute sich über das große Interesse, denn "nichts ist schlimmer bei einem Thema, das die Leute bewegt, und sie kommen nicht". Deshalb wolle man frühzeitig an die Öffentlichkeit gehen, betonte Spieß. Er sei selber überrascht gewesen, als er Ende Februar von der geplanten Maßnahme erfahren habe. "Das Stromnetz der Gemeinde ist nicht mehr in der Lage, Energie im Megawatt-Bereich aufzunehmen", stellte er gegenüber dem Vertreter von Enercon, Heiko Rüppel, klar. Am 6. Juni wird es in Krauchenwies eine Bürgerversammlung zu diesem Thema geben.
Partner von Enercon sei das Hohenzollerische Fürstenhaus, welches im Raum Bingen, wo bereits eine Windkraftanlage erstellt wurde, Wald besitze, wie auch auf Gemarkung Krauchenwies. Unter anderem erfuhren die Bürger, dass die Zollernwerke im Lauchertal Teile produzieren, die dafür sorgen, dass sich die Generatoren der Windanlage drehen. "Wir werden genau überprüfen, ob wir mit unseren Schwachwindanlagen hier wirtschaftlich etwas erreichen können, erst dann gehen wir in die Planung", versicherte Heiko Rüppel. In Krauchenwies sei Planungsgrundlage die Privilegierung der Windkraft im Außenbereich, wo Windkraftanlagen grundsätzlich erlaubt seien. Entscheidend sei jedoch, ob die Baugenehmigung erteilt werde. Damit sei nicht vor einem Jahr zu rechnen. Jede Anlage wird eine Nabenhöhe von 159 Metern haben, plus 141 Meter Rotordurchmesser.
Bei der Diskussion wurde deutlich, dass es erhebliche Ängste bei den Bürgern gibt, sowohl gesundheitliche Bedenken als auch wegen des vermuteten Wertverlusts ihrer Immbolien. Es gab erhebliche Zweifel an der Aussage Rüppels, der sogenannte Infraschall, den die Anlagen erzeugen, sei aus Sicht der Firma unkritisch. Auch seiner Versicherung, die Anlage schalte sich automatisch ab, wenn der Schlagschatten auf ein Wohnhaus falle, wollten einige keinen Glauben schenken. Die Diskussion drohte ins Unsachliche abzugleiten, bis Bürgermeister Jochen Spieß und die stellvertretende Bürgermeisterin aus Mengen, Brunhilde Reiser, um sachliche Argumente baten.
Die Firma
- Enercon mit Sitz in Aurich wurde vor 30 Jahren gegründet.
- 16 000 Mitarbeiter sind in den Produktionsstätten in Aurich, Emden, Haren und Magdeburg geschäftigt.
- Vertreten ist Enercon auch in Brasilien, Frankreich, Kanada, Österreich, Portugal, Schweden und der Türkei und seit einiger Zeit mit einer Depandance in Südafrika.
- Markenzeichen der Firma ist eine getriebelose Antriebstechnik.
- Enercon verfügt über eine eigene Eisenbahngesellschaft und ein Transportschiff.
- Geplant ist die Errichtung von Windkraftanlagen des Typs E-141/EP 4, eine sogenannte Schwachwindanlage, geeignet für Süddeutschland.
- Die Nennleistung wird mit 4200 Kilowatt angegeben.
- Die Lebensdauer einer Anlage beträgt laut Aussage der Firma 30 Jahre.
- Eine Anlage soll rund 8,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr leisten. (bei)