Rettungsboote auf dem Illmensee, Taucher in voller Ausrüstung und Funksprechverkehr: Wer am Samstagvormittag das Geschehen aus der Ferne verfolgte, der dachte vielleicht zunächst an ein Unglück. Doch das war nicht so. Ganz im Gegenteil.

Die „Seequerung“ war eine Sportveranstaltung für Schwimmbegeisterte, die im Freiwasser 2,6 Kilometer zurücklegen wollten. Wer sich das nicht zutraute, der durfte die halbe Distanz bewältigen, musste dann aber zunächst einmal eine größere Strecke zu Fuß bewältigen. Am Wendepunkt der Langstreckler befand sich nämlich der Einstieg für die kürzere Distanz. Und das war nun Mal am anderen Ende des Sees.
Startsignal um 11 Uhr
Freibadbetreiber Tobias Kubenz gab um 11 Uhr das Startsignal und dann gingen beim Aquapark die 21 Schwimmer für die 2,6-Kilometer-Strecke ins Wasser. Je nach Leistungsvermögen ging es schneller oder langsamer und auch in ganz unterschiedlichen Schwimmstilen voran. Vorgaben gab es keine. Nur das Ankommen war Pflicht. Nachdem die Schwimmer die Wendemarke umrundet hatten, gingen auch die Teilnehmer für die 1,3-Kilometer Strecke ins Wasser. Immer beobachtet von den vielen Einsatzkräften der DLRG.

Auch Sven Stolz, Chef der DLRG-Ortsgruppe Illmensee, war im Einsatz und zog immer wieder das Fernglas hervor, um nach Schwimmern zu sehen, die vielleicht Probleme haben könnten. Doch dem war nicht so und auch die Taucher, die in voller Montur für den Einsatz bereit saßen, mussten nicht ins Wasser. Die Beobachtungskette war lückenlos, wie sich der SÜDKURIER von einem Motorrettungsboot aus überzeugen konnte. „Sicherheit ist das oberste Gebot“, stellte Stolz fest.
In Deutschland eher selten
Isabelle Härle ist gebürtige Bad Saulgauerin und gewann 2013 bei der Weltmeisterschaft in Barcelona und 2015 bei der Weltmeisterschaft im russischen Kazan mit der Mannschaft über fünf Kilometer Freiwasser jeweils die Goldmedaille. Außerdem ist sie Europameisterin und Deutsche Meisterin. Sie war extra aus Essen, wo sie mittlerweile lebt und trainiert, nach Illmensee gekommen.

Daniel Schwarz, vierfacher Deutscher Meister im Wildwasserschwimmen und Mitorganisator der Seequerung, hatte sie eingeladen. „Das hier ist eine ganz tolle Sache“, lobte Härle die Veranstaltung. Leider seien solche Schwimmveranstaltungen im Freiwasser in Deutschland viel zu selten. Dabei hätten die einen ganz besonderen Reiz. Sie fahre oft extra nach England, wo solche Veranstaltungen weit verbreitet und stark frequentiert seien.
Wiederholung im kommenden Jahr geplant
Veranstalter Tobias Kuben ist überzeugt, dass die Seequerung Zukunft hat. „Das ist alles noch ausbaufähig“, stellte er gegenüber dem SÜDKURIER fest und kündigte „auf jeden Fall“ eine Wiederholung im kommenden Jahr an. Da werden sicher auch einige der diesjährigen Teilnehmer mitmachen. Manchen war die Anstrengung noch anzusehen, aber das Gefühl, es doch geschafft zu haben, das machte vielen Mut für eine Wiederholung. Auch Eva Baier aus Aulendorf.

Die 34-jährige Diplom-Trophologin hatte vor einigen Monaten von der Schwimmveranstaltung gehört und im Januar in der Schwaben-Therme mit dem Training begonnen. „Ich bin echt kaputt“, gestand sie. Aber es habe auch richtig Spaß gemacht. Sie hatte damit gerechnet, dass sie eine Stunde und 30 Minuten für die 2,6 Kilometer braucht. Dass sie es in einer um rund 20 Minuten kürzeren Zeit geschafft hat, das fand sie „richtig gut“.
Illmensee
Mit Ried- und Schilffläche misst der Illmensee 72 Hektar. Die eigentliche Wasserfläche beträgt 64,263 Hektar, bei einem Volumen von 5 945 000 Kubikmeter und einer maximalen Wassertiefe von 16,5 Metern. Die mittlere Tiefe liegt bei 9,2 Metern.
"Es ist nichts passiert"
Paul Rink (19) ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim DLRG-Bezirk Federsee und selbst ausgebildeter Rettungsschwimmer.
Herr Rink, was war die Aufgabe des DLRG bei der Seequerung?
Wir mussten die Seedurchquerung absichern und dafür sorgen, dass jeder Schwimmer wieder sicher an Land kommt.
Wie setzte sich Ihre Mannschaft zusammen?
Insgesamt waren 29 Frauen und Männer und zwei Motorrettungsboote im Einsatz. Dazu kamen acht Ruderboote, auf den Rettungsschwimmer stationiert waren. Auf den Motorbooten stand jeweils ein Tauchtrupp bereit, der sofort hätte eingreifen können, wenn ein Schwimmer untergeht. Es ist nichts passiert.
Woher kamen die Einsatzkräfte?
Aus dem DLRG-Bezirk Federsee, zu dem die Kreise Biberach und Sigmaringen gehören. Heute waren DLRGler aus Ertingen, Mengen und Illmensee im Einsatz. Nachwuchs ist immer herzlich willkommen.
Fragen: Karlheinz Fahlbusch