Mit Henric Lidberg unternehmen wir einen Rundgang durch Lautenbach, um die verschiedenen Gärten der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft kennenzulernen. Lidberg ist mit Gärtnermeister Robert Weber für die Gärtnerei zuständig. Nicole Hotz hat die Grünpflege unter sich und in der Landwirtschaft sind Georg Hilsenbek und Onno Heijungs verantwortlich. Dem Gedanken der Inklusion folgend arbeiten in Lautenbach nicht-behinderte und behinderte Menschen Hand in Hand. Letztere werden hier Menschen mit Assistenzbedarf genannt, doch das macht keiner zum Thema. Man schafft ganz einfach zusammen.

Während Christin Zuckerhut-Keimlinge mit einem Pikierhölzchen geduldig vereinzelt, steht Melanie ihr gegenüber und sät Romanasalat-Samen in Anzuchtplatten. Im Freiland rupfen Kathleen und Paul unerwünschten Ampfer heraus. Der Ampfer ist tückisch, denn eine Pflanze bringt bis zu 100 000 Samen hervor.
Gartentipps aus Lautenbach
Minze und Holunderblüten sind gerade abgeerntet worden, Calendula wurde gepflanzt, die Teerosen fangen an zu blühen. Getrocknet sind alle diese Pflanzen Bestandteile der Teemischungen, die in Lautenbach produziert werden. Als bodenverbessernder Gründünger haben sich laut Lidberg Buchweizen und Phazelie erwiesen. Bewässert wird in der anthroposophisch orientierten Einrichtung mit durch Flowforms energetisiertem Quellwasser als dem Löschteich.
Anlaufpunkt für Hobbygärtner

Lautenbach ist von April bis Ende Juni ein Anlaufpunkt für Hobbygärtner. Der Pflanzenverkauf erfreut sich großer Beliebtheit, denn die Gärtnerei bietet über 300 Sorten an Gemüsejungpflanzen, ein- und mehrjährige Tee- und Gewürzkräuter sowie ein buntes Sortiment getopfter Sommerblumen und Stauden an.
Alles wird selber gezogen

Alles für Beet und Balkon ist selber gezogen. „Jedes Jahr ziehen wir rund 200 000 Pflanzen“, sagt Lidberg. Die Anzuchterde aus gesiebtem Kompost, Algenkalk, etwas Sand und Landerde wird vor Ort hergestellt. Das Saatgut fürs Gemüse stammt aus Deutschland und ist biologisch-dynamischen Ursprungs oder in Bioqualität. Die Dorfgemeinschaft Lautenbach ihrerseits produziert auf 500 Quadratmetern für die Bingenheimer Saatgut AG das Saatgut der Stangenbohnen-Sorte Brunhilde.

Gartensteckbrief
Lautenbach in der Gemeinde Herdwangen-Schönach wurde vor über 40 Jahren von Hans und Marga Dackweiler als integrative Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gegründet. Das „Grün“ in Lautenbach ist in landwirtschaftlich genutzte Fläche, parkähnliche, öffentliche Bereiche und private Gärten der Hausgemeinschaften aufgesplittet. Natur- und Kulturfläche gehen ineinander über. Auf dem Grünland für den Demeter-Heumilchbetrieb wachsen beispielsweise Kleegras und Luzerne. Hier und da stehen Obstbäume. Tomaten, Gurken und Auberginen gehören zu den Kulturen, die in den vier beheizbaren Gewächshäusern aus Glas und sechs Foliengewächshäusern heranwachsen. Mangold und Zucchini gedeihen im Freiland. Die Zutaten für die Kräutertees, darunter Zitronenverbene, Kamille, Ringelblume, Korblume, Malve und viele weitere, werden in Lautenbach auf Feldern angebaut, getrocknet und zu „Sauwetter-Tee“, „Sommertraum“ und Abendtee“ verarbeitet. Diese sowie weitere Demeter-Produkte aus Landwirtschaft und Gärtnerei werden im Laden „Centro“ angeboten.