Langeweile hat bei Alexandra Welsch und ihrem Mann Klaus keine Chance, denn das Ehepaar hat immer irgendein Projekt am Start. Mal wird der Hof gepflastert – nicht einfach rechtwinklig, sondern mit Muster und mäandernder Einfassung – mal bauen sie einen Partyschuppen oder für die Enkelkinder eine Wippe. Nun haben sie ihr Brunnen-Projekt erfolgreich abgeschlossen.

365 Tage im Jahr plätschert der Brunnen in Sohl auf der rechten Seite kurz vor dem Ortsende Richtung Großschönach. Die Quelle, die den Brunnen speist, liegt ein gutes Stück oberhalb. Das Wasser fließt durch eine Leitung zum Brunnen und aufgrund des Gefälles reicht der Druck aus, dass sich ein ansehnlicher Strahl aus der Säule ins Becken ergießt. Durch einen Überlauf verschwindet das Wasser wieder in einem 13 Meter tiefen Schacht.

Der Brunnen auf dem Anwesen der Familie stammt aus dem Jahr 1880 und wurde über viele Jahre landwirtschaftlich genutzt, zum Beispiel um Schweine zu tränken oder den Gemüsegarten zu gießen. „Als Kind musste ich alle zwei Jahre die gusseiserne Säule schwarz streichen, die Ornamente in grün und gelb“, erinnert sich Alexandra Welsch und meint: „Das war zwar eine Pflichtaufgabe, aber ich habe schon immer gerne gewerkelt.“

Das Betonbecken war im Lauf der Jahrzehnte marode geworden, Risse hatten sich gebildet und da war es: das Brunnenprojekt! Eine kräftezehrende, anstrengende und staubige Angelegenheit – mit einem prächtigen Ergebnis. Allein der Abriss des alten Beckens im August 2019 dauerte zwei Tage. Das neue Becken entstand komplett in Eigenregie. Eine Schalung zum Betongießen hatte das Ehepaar zwar noch nie gebaut, aber das war kein Hinderungsgrund, sondern eher Ansporn. Achteckig, mit Profil, nach unten konisch – fürs erste Mal ein anspruchsvolles Unterfangen.
Abgüsse in Gips und Kautschuk
Von den Motiven auf der Säule fertigte Alexandra Welsch Abgüsse in Gips und Kautschuk. „Ich wollte, dass auch der Trog verziert wird. Also haben wir für die Ecken entsprechende Schmuck-Elemente angefertigt.“ Das neue Becken misst rund zweieinhalb Meter und wiegt zwei Tonnen. „Nachbarn haben mit dem Frontlader geholfen, den Trog zu transportieren. Die Nachbarn helfen bei unseren Projekten häufig mit, das ist in Sohl einfach toll.“

Beim Abkratzen der alten Farbschichten legte Alexandra Welsch schöne Ornamente und Symbole frei: Lorbeer-Kränze, Narrenschemen, Drachenköpfe, Ranken und Vögelchen. „Die Säule wurde in Stuttgart in der Maschinen- und Kesselfabrik Gottfried Kuhn angefertigt, das muss um 1870, 1880 gewesen sein.“ Was genau es mit den Symbolen auf sich hat, konnte Alexandra Welsch bei ihren Recherchen nicht in Erfahrung bringen. Dass die Ornamente einen bunten Farbanstrich erhielten, war ihre Idee. Ebenso der kleine Messingdrache auf der Säulenspitze. „Alle waren am Anfang gegen bunt, aber mir gefällt es“, so Alexandra Welsch.
Messingmanschette kommt ans Licht
Unter der alten Farbschicht kamen auch eine schwarz gestrichene Messingmanschette und ein Messingausguss zum Vorschein. „ Wir vermuten, das Messing wurde im Krieg angepinselt, um Diebstahl zu vermeiden“, sagt Alexandra Welsch. Als schließlich auch der Untergrund am Brunnen frisch gepflastert, ein kleines Blumenbeet angelegt und eine Sitzbank aufgestellt waren, wurde zur Einweihung ein Brunnenfest gefeiert.
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