Gut ein Dutzend Sitzungspunkte hat der Gemeinderat an diesem Abend hinter sich gebracht. Doch der eigentliche Höhepunkt kommt ganz am Schluss. Denn es ist eine besondere Sitzung: Es ist die letzte Gemeinderatssitzung, die Tengens Bürgermeister Marian Schreier geleitet hat. Lobende Worte gibt es nun aus allen drei Fraktionen. Und im Anschluss Applaus von allen Gemeinderäten.

Viel habe der scheidende Bürgermeister in der Randenhauptstadt erreicht. Thomas Wezstein (FWV), der als Erster das Wort ergreift, zählt viel auf, dem die anderen Fraktionen zustimmen: Das Leitbild 2030, den Neubau des Bauhofs, das Ärztehaus, den Bürgersaal und die neue Ortsmitte. Einen Punkt greifen jedoch alle drei Fraktionssprecher heraus: Gleich zu Beginn seiner Amtszeit habe Marian Schreier den Mut gehabt, das Pflegeheim in Blumenfeld zu schließen, erinnert sich etwa Michael Grambau (Freie Bürger/SPD). Tengen sei damals in einer schwierigen finanziellen Lage gewesen. Die Pflegeheime hätten die Stadt sehr belastet. Thomas Wezsteins (FWV) Fazit: „Die Schließung der Pflegeheime war ein großer Schritt. Die Abwicklung lief sauber und perfekt.“ Albrecht Finsler, Sprecher der CDU, sagt rückblickend, die Zeit um die Schließung seien „schwarze Wochen“ gewesen, aber im Nachgang habe es sich toll entwickelt. Auch dafür, dass es inzwischen ein neues Pflegeheim in Tengen gibt, zeigen sich alle drei Fraktionen dankbar.

„Es waren acht erfolgreiche Jahre – für Sie, für uns, für die Stadt Tengen“, fasst Michael Grambau zusammen. Schreier habe vertrauensvoll immer den Blick nach vorne gerichtet gehabt – und mit Tatendrang angepackt. Nun hinterlasse er ein sehr gut bestelltes Feld. Thomas Wezstein (FWV) betont: „Auch wenn es in der Sache manchmal hart zuging – am nächsten Tag konnten wir uns immer wieder in die Augen sehen.“ Außerdem hob er die gut geordneten Abläufe in den von Schreier geleiteten Sitzungen hervor. Ähnlich sieht es Albrecht Finsler (CDU): „Nach kontroversen Diskussionen konnten wir im Nachhinein doch anstoßen.“

Marian Schreier bedankte sich im Anschluss. Er habe in den acht Jahren in Tengen unglaublich viel gelernt. Kommunalpolitisch, aber auch persönlich. Und dann kommt wieder so ein typischer Schreier-Satz, den er druckreif in den Bürgersaal hinein formuliert: „Politik ist nicht nur die Durchsetzung von Verwaltungsvorgaben, sondern menschliche Begegnung“, betont er. Kommunalpolitik sei immer offen. So habe er zu Beginn seiner Amtszeit noch keine klare Vorstellung gehabt, wie es sich entwickelt – und nicht gedacht, dass 2023 der Schlusspunkt im Bürgersaal am Rathaus gesetzt werde. Er plädierte dafür, nicht nur das Machbare zu tun, sondern auch das Wünschenswerte zu bedenken. So entstehe Neues. Auch Dinge, die man sich zuvor nicht vorstellen konnte. Kommunalpolitik sei auch immer eine Gemeinschaftsleistung. „Bei fast allen großen Themen haben wir uns überlegt, wie wir die Bürger nicht nur informieren, sondern beteiligen können“, erinnert er sich. Auch bei kleinen Themen habe man das gemacht, etwa bei der Grünschnittabgabe am Bauhof. Es gehöre viel Größe dazu, Menschen einzubeziehen, obwohl man das auch selbst entscheiden könnte, lobt er den Gemeinderat.

Marian Schreier solle Tengen nicht vergessen, lautet eine Empfehlung aus dem Gemeinderat an den scheidenden Schultes. Schreier versprach: „Nein, ich komme wieder.“ Er werde sich den Wasserlauf in der neu gestalteten Ortsmitte beim Rathaus anschauen. Auch den Biberlehrpfad in Uttenhofen werde er besuchen. Die Hochwasserschutzmaßnahmen in Watterdingen wolle er begutachten. Und auch das neue Bürgerhaus in Beuren würde er gerne besuchen, wenn es gebaut ist. Und mit einem Augenzwinkern zur Beurener Ortsvorsteherin Véronique Maus bringt er die Hoffnung zum Ausdruck, dass der kleine Teilort noch vor 2035 ein eigenes Bürgerhaus hat.

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