Dass der ländliche Raum nicht zwangsläufig eine digitale Einöde sein muss, hat Schloss Blumenfeld mit dem „Summer of Pioneers“ schon mehrfach unter Beweis gestellt. Nun konnte das Projekt sogar einen neuen Preis abräumen, den die gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Industrie Deutschland – Land der Ideen gemeinsam mit der Deutsche Glasfaser erstmals ausgelobt haben.
Mehr als 200 Bewerbungen bundesweit
Schloss Blumenfeld zählt zu den zehn Gewinnern, die die Jury aus insgesamt rund 200 Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet ausgesucht hat. Den Vorsitz der Jury hatte Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr.
„Dieser Wettbewerb zeigt, wieviel Innovationskraft und Entwicklergeist auch in ländlichen Regionen Deutschlands steckt. Die Vielfalt und Vielzahl der eingereichten Pionier-Projekte hat mich sehr beeindruckt und beweist, dass Ideenreichtum und Umsetzungsstärke auch außerhalb der deutschen Metropolen zur Genüge vorhanden sind“, wird Kluckert dazu in einer Pressemitteilung zitiert.

Konzept muss übertragbar auf andere Regionen sein
Am Wettbewerb konnten sich Projekte beteiligen, die erfolgreich die Chancen der Digitalisierung im ländlichen Raum nutzen. Gesucht wurden digitale Lösungen aus allen Bereichen des ländlichen Lebens, die umsetzungsstark sind, eine Vorbildwirkung haben und skalierbar sind.
„Das war das wichtigste Kriterium“, sagt Dominik Beyer, regionaler Pressesprecher der deutschen Glasfaser im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Konkret geht es dabei darum, dass die Projektideen auch auf andere Orte übertragbar sind.
Das sei in diesen Tagen besonders wichtig, da die Pandemie nochmals einen Schub für die Digitalisierung im ländlichen Raum gebracht habe, macht Beyer deutlich. „Der ‚Summer of Pioneers‘ in Tengen und die Wiederbelebung von Schloss Blumenfeld haben dabei maßgeblich mitgeholfen, Tengen als attraktiven Wohn- und Arbeitsort für gut ausgebildete Digital- und Kreativarbeiter zu etablieren“, heißt es in der Urteilsbegründung der Jury.
Projekt soll bundesweit ausstrahlen
Frederik Fischer steckt als Geschäftsführer von Neulandia hinter dem „Summer of Pioneers“ und zeigt sich hoch erfreut über diese Auszeichnung. Bei dem Wettbewerb sei ganz bewusst der „Summer of Pioneers“ in Blumenfeld ins Rennen geschickt worden. „Da Tengen so weit entfernt ist von klassischen Medienmetropolen, gab es bislang recht wenig überregionale Berichterstattung. Wir hoffen, dass sich das durch diese Auszeichnung ändert“, so Fischer.
Die Pioniere, die Menschen vor Ort und der Mut des Bürgermeisters Marian Schreier verdienen aus Sicht des Neulandia-Geschäftsführers eine weitaus größere Aufmerksamkeit über die Grenzen der Region hinaus. „Was auf Schloss Blumenfeld im Zusammenschluss aus Pionieren, Verwaltung und Zivilgesellschaft entstanden ist, ist vorbildhaft für ländliche Entwicklung in ganz Deutschland und rührt mich auch menschlich zutiefst“, so Fischers Begründung.
Nutzung soll verstetigt werden
Für gute Stimmung hat die Nachricht von der Auszeichnung auch im Tengener Rathaus gesorgt. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung für Schloss Blumenfeld. Dies ist eine Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen“, betont Bürgermeister Marian Schreier. Nachdem alle konventionellen Wege zur Nachnutzung von Schloss Blumenfeld ohne Erfolg geblieben seien, habe man sich mit dem „Summer of Pioneers“ für eine experimentelle und kooperative Form der Stadtentwicklung entschieden, macht Schreier deutlich.
Im Laufe der vergangenen Monate sei dadurch nicht nur wieder Leben ins Schloss eingezogen, sondern man habe auch fünf Nutzungscluster entwickelt: Von Co-Working über Co-Living bis zu Veranstaltungen im Schloss. Bei Co-Working arbeiten Menschen gemeinsam, bei Co-Living lebt man gemeinsam. „Nun geht es darum, ein Konzept aufzustellen, wie wir diese Nutzungen verstetigen können“, so Schreier.