Die Zahlen sprechen für sich: 174 Helfer haben seinerzeit über 5000 freiwillige Stunden abgeleistet und unter anderem 750 Quadratmeter Dachfläche mit 28.000 Ziegeln gedeckt. Dies geschah in den 1970er Jahren bei der „Rettung des Schlosses Blumenfeld“, wie Kerstin Müller berichtet. Sie ist Langzeitpionierin und lebt nun bereits das zweite Jahr im Blumenfelder Schloss.

Und sie hat eine Ausstellung organisiert, die die Leistungen aufzeigt, die damals erbracht wurden. „Mir ist wichtig, dass die Helfer alle namentlich erwähnt werden“, betont Müller. Aus diesem Grund seien alle Namen derer zu sehen, die mit angepackt haben. Egal ob beim Gerüstaufbau, beim Langholzsägen oder beim Schuttwegfahren.
Als Schlosspionierin ist Müller Teil des Projektes „Summer of Pioneers“ und trägt mit dazu bei, das Schloss zu beleben. Etwa durch diese Ausstellung oder durch den Podcast „Schlossgeschichten“, in dem man große und kleine Erlebnisberichte rund ums Blumenfelder Denkmal hören kann. Den Pioniersommer sieht sie als Fortsetzung der großen Freiwilligenaktion in den 70ern. „Das waren auch Pioniere damals. Sie haben drei Jahre lang jeden Samstag freiwillig angepackt, um das Schloss zu erhalten“, so Müller. Als Beispiel solcher Arbeiten damals nennt sie das Decken des kompletten Schlossdaches, das Abbrechen von Gebäudeteilen oder das Anbringen von Dachrinnen. Auch all diese verschiedenen Arbeiten, die damals gemacht wurden, sind in der Ausstellung aufgelistet.

Auch der SÜDKURIER ist Teil der Ausstellung
„Es ist eine schöne, kleine Ausstellung“, beschreibt Müller. Aus Zeitungen und Archiven hat sie ihr Wissen zusammengetragen, bereichert durch Aussagen von Zeitzeugen von damals und heute. Der damalige Blumenfelder Ratsschreiber Helmut Stiehl etwa habe ihr geholfen, die Namen der vielen Helfer zu rekonstruieren. Auch SÜDKURIER-Artikel aus den 70er-Jahren sind Teil der Ausstellung. Darin wird etwa berichtet, dass das Dachgebälk unter Witterungseinflüssen zerstört wurde. An verschiedenen Stellen drang gar Regenwasser in das Schlossinnere ein und zerstörte die Innenräume. Auch der Außenputz bröckelte ab.
Der damalige Tengener Bürgermeister Helmut Groß wird zitiert mit „Es ist fünf vor zwölf.“ Und der Landrat Robert Maus habe 1975 beim Schätzele-Markt in der Randenhalle die Bevölkerung aufgerufen, „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Nur durch eine große, uneigennützige freiwillige Arbeitsleistung könne man das Schloss retten – und die notwendigen Fördergelder zum Fließen bringen.
„Diese Aufforderung soll nicht ungehört an uns vorübergehen“, soll Bürgermeister Helmut Groß damals die Bevölkerung motiviert haben. Holzbauer erklärten sich dann spontan bereit, Holz im Wald zu schlagen. Viele Helfer kamen aus Tengen und der direkten Nachbarschaft (siehe Infokasten). Auch eine Gruppe Schüler des Internats Schloss Salem packte mit an. Ein Engener Architekt errechnete eine Gesamtsumme freiwilliger Arbeitsleistung in Höhe von 110.000 Deutsche Mark. Die Ausstellung im Schloss wurde anlässlich des Tags des offenen Denkmals in Blumenfeld eröffnet. Nun soll sie als Dauerausstellung im Schloss verbleiben.