Beim Kleinkunstabend im Bürgerhaus Adler Post füllte Kabarettist Götz Frittrang die leere Bühne allein mit seinem Programm „Götzendämmerung“. Gut zwei Stunden lang gab der in Friedrichshafen geborene Künstler den rund 120 Besuchern Einblicke in sein Leben. Er nahm sie mit auf schier irrsinnige Wanderungen durch seine Gedanken und Erinnerungen.
Sein Wohnort sei Bamberg, sagte er und sprach über die historische Altstadt. Vom Wirtshaus aus dem Jahr 1392 kam er auf die Frage: Wie waren die Urmenschen? Er schuf damit zunächst die Basis, die es ihm ermöglichte, in seiner Darbietung immer wieder zwischen der Gegenwart und lange vergangenen Zeiten hin und her zu springen. So erklärte er, dass Keramik die Menschen schon lange begleite. Deutschland sitze quasi auf einem Gebirge von Geschirr. Als Beweis zog er sein Elternhaus heran. Das gute Geschirr habe er als Kind nicht mal ansehen dürfen. Ob es wohl aufbewahrt worden war, falls gleichzeitig der Papst und der Bundespräsident wegen einer Autopanne bei ihnen anhalten würden, fragte er sich. Für ihn als Familienmitglied habe es nur unterschiedliche Kuchenteller und ehemalige Senfgläser gegeben. Spätestens an diesem Punkt weckte er ähnliche Erinnerungen auch im Publikum. Danach schaffte er problemlos den Spagat von Jägern und Sammlern, die in einfachen Kleingruppen lebten und wenig Gesprächsstoff hatten, zu heutigen Weihnachtsfeiertagen mit der Verwandtschaft – und zog Parallelen.
Götz Frittrang thematisierte nicht nur längst vergangene Zeiten, sondern ebenso die jüngste Vergangenheit, die das Leben die vergangenen Jahre geprägt hat. Die Entschleunigung in der Hochzeit der Corona-Pandemie habe er als durchaus positiv erlebt, obwohl die Beziehung zur Familie durch seine ständige Anwesenheit gelitten habe. Hier erkannten sich offenbar viele im Saal wieder. Auch der Satz seiner Mutter „Räum auf oder ich mach es für dich“, der ihm in den Sinn kam, schienen einige Menschen aus dem Saal bereits gehört zu haben. Beim Ausmisten tue er sich schwer, machte er auf der Bühne deutlich, wenngleich er Dinge wie den Dosenmilchdorn oder den kaputten Eierstecher nicht mehr verwende. Sein Sinnieren über Dosenmilch brachte ihn schließlich auf seine Oma, die ihm daraus mit Backkakao und Wasser ein Getränk zubereitet und dazu Kalten Hund, einen Kuchen aus Butterkeksen mit Schokoladenfüllung, gereicht hatte. Der Dreh zu Kochrezepten aus dem Internet lag da fast nah, führte aber wieder zurück zur Tatsache, dass im Auto früher niemals gegessen oder getrunken werden durfte.
Frittrang betonte zum Schluss, der Weltuntergang sei zwar unaufhaltsam, doch viele Völker der Vergangenheit hätten sich schon damit befasst und ihn nahezu gefeiert. „Das Ende der Welt als Event – so muss man das sehen.“