Der Wolf polarisiert wie kaum ein anderes Tier in Deutschland. Dem umstrittenen Tier war ein vom Stockacher Umweltzentrum veranstalteter Vortrag mit dem Titel „Der Wolf kommt zurück“ in der Stockacher Oberstadt gewidmet. Dozent war Rainer Luick, Professor für Natur- und Umweltschutz an der Hochschule Rottenburg.
Rund 65 Interessierte hörten dem Vortrag in den Räumen von „Bücher am Markt“ zu – dies zeigte die Brisanz des Themas. Das allgemeine Interesse wurde auch in einer Fragerunde deutlich. Der Diplom-Biologe und Wolfskenner Luick gab interessante Einblicke in die Wolfsthematik.
Der Wolf wurde immer schon mythisiert
Ein historischer Rückblick zeigte, dass der Wolf weltweit schon immer vom Menschen mythisiert wurde und dass ihm sowohl hinterlistige als auch böse und dumme Eigenschaften zugeschrieben wurden, obwohl er ein überaus soziales und kluges Tier ist. Vom Rotkäppchen-Fresser und Wolf im Schafspelz bis zum Werwolf – der Mensch sei nie müde geworden, den Wolf zu verunglimpfen und zu jagen, so Luick. Bis zu seiner Ausrottung im 19. Jahrhundert. Der letzte Wolf in unserer Region sei auf der Baar bei Immendingen im Jahr 1805 getötet worden.
Im Jahr 2000 habe sich ein erstes Wolfspaar in Sachsen angesiedelt, seitdem hätten etliche Wölfe Deutschland durchwandert und sich auch in einigen Bundesländern niedergelassen. Dies habe viele Menschen bewegt und tue es auch heute noch, denn beim Thema Wolf, auf dessen Speisekarte vorrangig Wildtiere (96,9 Prozent) und nur sehr selten Nutztiere (1,6 Prozent) stehen, würden die Interessen von Naturschützern und -liebhabern, von Jägern, Hundehaltern, aber auch von Weidetierhaltern aufeinander prallen. Hierbei sei die Hysterie oft groß, die Unwissenheit noch größer und zum wiederholten Male werde der Wolf als Politikum missbraucht. Oft würden Fakten falsch dargestellt und zu hohe Zahlen genannt.
161 Rudel in Deutschland
Dabei gebe es in ganz Deutschland gerade mal zwischen 1300 und 1500 Tiere, also 161 Rudel à etwa acht Tiere, 43 Paare ohne Nachwuchs und 21 Einzeltiere, von denen drei männliche Exemplare momentan in Baden-Württemberg verweilen, erklärte Luik. Die Angst vor einer Überwolfung sei also vollkommen unbegründet, die Angst vor dem Wolf sowieso.
Rainer Luick wird weiter aufklären und mit Vorträgen über den Wolf durchs Land ziehen. Seine abschließende Botschaft lautet: „Wir können und werden lernen müssen, uns mit dem Wolf zu arrangieren. Es ist rechtlich nicht möglich und ökologisch auch nicht wünschenswert, den Status ‚Ausgerottet‘ für Wolf, Luchs und Bär wieder durchzusetzen.“