Starke Frauen lassen sich nicht so leicht unterkriegen. Das zeigen Sonja Grenda und Lilith Steinhilber eindrücklich. Zwar mussten sie im März schweren Herzens ihr Tanzstudio und damit ihre Selbstständigkeit komplett aufgeben, doch sie entschieden sich, ihre liebevoll gestalteten Räume weiter zu nutzen, um die Begegnungsstätte und den Zufluchtsort vieler Frauen zu erhalten. Vor ein paar Tagen gründeten sie den Verein „Die FrauenZimmer“.
Die staatlichen Hilfen haben bei ihnen nicht gegriffen, sie konnten nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, erzählen sie. Dabei hatte sich das Studio seit Februar 2015 kontinuierlich weiterentwickelt. „Wir hatten neben den Angeboten für Frauen auch ein Kinderprogramm. Die Kinderkurse liefen toll und neue Kurse waren geplant. Wir holten externe Dozenten dazu, um unser Angebot zu erweitern. Die Nachfrage stieg – und dann kam Corona“, fasst Lilith Steinhilber zusammen.
Schon das Tanzstudio war ein Ort der Begegnung
Die Schüler hätten sie lange toll unterstützt und ihre Beiträge weiterhin gezahlt, doch irgendwann war es auch ihnen zu viel. „Da haben wir überlegt: Was machen wir?“, so Sonja Grenda.
Sie stellten fest, dass ihr Studio nicht nur ein Bewegungszentrum war, sondern auch ein Ort, an dem Frauen sich gerne aufhalten, wenn sie mal raus aus den eigenen vier Wänden wollen. „Gerade in Zeiten von Home Schooling und Home Office spürten viele den Wunsch, einmal etwas nur für sich zu tun“, erzählt Sonja Grenda, selbst zweifache Mutter.
Einen Neuanfang wagen
So beschlossen sie, einen Neuanfang zu wagen, bei dem wenigstens die Räumlichkeiten erhalten bleiben, die sie mit so viel Liebe und Arbeit frisch renoviert und umgebaut hatten.
Beide Frauen sind noch auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen, doch in dieser Unsicherheit tröstet es sie, dass es mit dem Verein „Die FrauenZimmer“ in der gewohnten Umgebung einen Neustart gibt. Über die Mitgliedsbeiträge sollen die Grundmiete und anfallende Kosten gesichert werden.
Neun weitere Frauen machen bei der Gründung mit
Das Angebot an Kursen, Workshops und Events soll günstig gehalten werden. „Es geht nicht ums Geldverdienen, sondern darum, die Dozenten für ihre Arbeit zu entlohnen“, sagt Lilith Steinhilber.
Viele Schülerinnen und Freundinnen unterstützten sie bei ihrem Vorhaben und so fanden sich neun weitere Frauen, die Zeit, Energie und Erfahrung mitbrachten, um den Verein zu gründen. Sonja Grenda erklärt das Ziel so: „Wir wollen von Frauen für Frauen einen Beitrag zur Bildung und Förderung von Gesundheit und Lebensfreude leisten und für körperliches, seelisches und geistiges Wohlbefinden unserer Teilnehmerinnen sorgen.“

Ideen haben sie viele. Diese reichen von praktischen Kursen wie Korbflechten, Malen, Imkern und Kräuterwanderungen bis zu Meditation, Achtsamkeitskursen und Ernährungsberatung. Auch Bewegungs- und Kinderkurse, Theater, Singen und Stimmbildung sollen, wenn es wieder erlaubt ist, angeboten werden.
Es soll Veranstaltungen wie einen Kleidertauschbasar, Kinoabend, Cocktailabend, Tanzabend, aber auch Kranzbinden, Adventsbasar und Feste geben. Selbst der Esoterik-Bereich wird mit Kartenlegen abgedeckt. Auch Lebensberatung und Traumverarbeitung werden angeboten.
Manche Kurse sollen online möglich sein, der Fokus liegt aber auf Präsenzveranstaltungen. Mit den Kursen, die jeweils nur über wenige Einheiten geplant sind, können sie flexibel auf aktuelle Umstände reagieren. „Wir starten dann immer wieder neu, da können sich die Kundinnen überlegen, ob sie weiter teilnehmen oder nicht, erzählt Lilith Steinhilber. Auch Nicht-Mitglieder sollen die Angebote wahrnehmen können, fügt sie hinzu.
Die Kurse beginnen am 22. Juni. Dann wird im Garten Zumba getanzt, Anfänger werden ans Joggen herangeführt und es soll eine Draußen-Variante von Speed Dating geben – dann sind natürlich auch Männer willkommen. Die Frauen betonen, Singlefrauen freuten sich auf diese Veranstaltung, aktuell gebe es schließlich kaum Möglichkeiten für neue Begegnungen. Online startet ein Achtsamkeitskurs.
Sie wollen ein offenes Haus sein: „Wenn der Verein wirklich läuft, finden Frauen hier stets ein offenes Ohr und können sich bei einem Kaffee austauschen. Vielleicht gibt es irgendwann auch ein Vereinscafé.“
Der Verein
Das Wort Frauenzimmer bildet für die Vereinsvorsitzende Sonja Grenda und ihre Stellvertreterin Lilith Steinhilber ideal ab, worum es dem Verein geht: Im Fokus stehen Frauen, die sich hier im geschützten Raum treffen können und sich dabei auch gegenseitig Kraft geben und den Rücken stärken. Die Mitgliedschaft kostet 120 Euro im Jahr. Dafür können einige Veranstaltungen kostenlos besucht werden, bei anderen Angeboten zahlen Mitglieder nur die Hälfte des Teilnahmebetrags. So soll es möglichst vielen Frauen finanziell ermöglicht werden, am Programm teilzuhaben. Über einen Newsletter erhalten Interessierte die aktuellen Informationen. (wig)
Infos und Programm unter
http://www.diefrauenzimmer.de