Fünf Jahre lang hatten Tanja und Armin Vogelsang aus Stockach darauf hingearbeitet, sich ihren langersehnten Wunsch zu erfüllen: Mindestens zwei Jahre lang wollten sie mit ihrem zum Camper umgebauten Fahrzeug Afrika und Südamerika bereisen. Im Juli 2019 führte sie der Weg zunächst durch Südosteuropa und die Türkei, bevor sie das Auto von Griechenland nach Ägypten verschiffen ließen.

Den afrikanischen Kontinent wollten sie entlang der Ostroute von Nord nach Süd durchqueren. Nach acht Monaten machte ihnen die Coronakrise einen Strich durch die Rechnung.
Die sich überschlagenden Meldungen in den Medien und der Austausch mit anderen Reisenden entlang der Route beunruhigten sie. Um nicht auf dem afrikanischen Kontinent fern der Heimat zu stranden, entschieden sie sich schweren Herzens, ihre Traumreise zu unterbrechen und nach Deutschland zurückzukehren.
Eindrucksvoller Beginn der Reise
Zunächst ging alles glatt. In Ägypten fuhr das Ehepaar von Alexandria auf einem der Wüstenhighways Richtung Süden und besichtigte bedeutende Ausgrabungsstätten aus der Zeit der Pharaonen. Der weitläufige Karnak-Tempel im Norden Luxors gefiel ihnen besonders.
Im Sudan erlebten sie einen großen Unterschied zum hektischen und überfüllten Ägypten. Armin Vogelsang erzählt: „Wir folgten einer Spur in die Wüste und klappten unseren Camper für die Nacht auf. Die Stille und der Sternenhimmel waren überwältigend.“
Spaziergang durch sudanesische Pyramiden
Auf der Reise trafen sie viele freundliche Menschen. Auch kulturell habe der Sudan einiges zu bieten. Vogelsang führt aus: „Während in Ägypten die archäologischen Stätten seit Jahrzehnten intensiv vermarktet werden, kann man im Sudan entlang des Nils noch völlig unbehelligt durch ausgedehnte Pyramidengräber wandern und sich dabei vorstellen, wie es wohl vor 3500 Jahren hier ausgesehen haben muss. Besonders gut haben uns die Ausgrabungen um Jebel Barkal, dem heiligen Berg, im nördlichen Sudan gefallen.“

In Äthiopien, so stellten die Reisenden fest, ändern sich Landschaft und auch Aussehen und Kleidung der Menschen. Das Paar besuchte auf dem Weg zum Awash Nationalpark die Städte Lalibela und Dessie. Doch plötzlich ging nichts mehr: Motorschaden mitten im äthiopischen Niemandsland.
Zufällig hatten sie einige Minuten zuvor mit einem Tour-Guide die Kontaktdaten ausgetauscht. Der organisierte einen Abschleppwagen, der sie nach Addis Abeba brachte. Während in Europa Weihnachten gefeiert wurde, reparierten freundliche Helfer vor Ort den Motor. Nach sieben Tagen Zwangspause mit Familienanschluss ging es für die Deutschen weiter südwärts.

Sie kamen nach Kenia. Das war Afrika, so wie sie es sich vorgestellt hatten. Das Reisen war einfach und unbeschwert, sie sahen wunderschöne Landschaften entlang des Rift-Valleys. „Toll war der Nationalpark Tsavo West, dort entdeckten wir die ersten Wildtiere“, berichtet Tanja Vogelsang.
In Uganda unternahmen sie mit anderen Touristen und Führern eine Rafting-Tour auf dem weißen Nil. Sie bestiegen in einer Vier-Tages-Tour das Rwenzori-Gebirge. „Es war schweißtreibend, aber landschaftlich spektakulär“, erinnern sie sich. Außerdem kam es im Kalinzu-Forest zu spannenden Begegnungen mit Schimpansen.
Nah dran an der Natur
Im Virunga Nationalpark im Kongo erlebten sie Gorillas und sie bestiegen den Nyiragongo-Vulkan. „So dicht an den Urkräften unserer Erde zu sein, hat mich extrem fasziniert und mir gezeigt, wie klein wir sind“, beschreibt Armin Vogelsang. Ruanda war hauptsächlich Transitland für die beiden. Die Hauptstadt Kigali fanden sie recht attraktiv, erklärt er.
Dort hätten sie auch einen traurigen Tag im Genozid-Memorial mit Museum verbracht. „Das war gut gemacht und sehr anrührend. Das Memorial ist gleichzeitig Grab für 250.000 Menschen“, erläutert er. Dann kam Tansania.
Das Ehepaar traf viele freundliche, offen Menschen und fühlte sich sofort wohl. „Mitte März hatten wir noch einen wunderschönen Aufenthalt in der Serengeti. Allerdings wurde da das Coronavirus bereits tägliches Thema“, so Vogelsang.

Seine Frau ergänzt, das Bauchgefühl habe gesagt: „Fliegt heim!“ und es sei durch die Aufforderung der Deutschen Botschaft in Dar es Salaam bestärkt worden, deutsche Reisende und Touristen sollten das Land verlassen, so lange noch Linienflüge angeboten würden.
Nach nervenaufreibendem Hin und Her landeten sie Ende März in Amsterdam, flogen weiter nach Frankfurt und erreichten ihren aktuellen Aufenthaltsort mit einem Mietwagen. Ihr Fahrzeug steht vorerst sicher auf einem Privat-Gelände in Arusha.

Tanja und Armin Vogelsang sind jetzt im Haus seiner Mutter in Niedereschach. Der 41-Jährige sagt: „Wir vermissen die Freiheit, die uns das Reisen im eigenen Auto geschenkt hat und unser kleines rollendes Zuhause natürlich auch.“ Der Kontrast zwischen dem Reisen in Afrika und der Corona-Realität in Deutschland sei extrem. „Wir tun uns schwer, damit klar zu kommen.“
Sie arbeiten vormittags an verschiedenen privaten Projekten und sind nachmittags viel draußen. Noch hoffen sie, im Spätsommer oder Herbst die Reise wieder aufnehmen zu können. Armin Vogelsang betont: „Erst wenn die Dauer der Pause absehbar ist, können wir abschätzen, ob für Südamerika noch genug Zeit und Geld übrig ist.
Afrika wollen wir auf jeden Fall weiter bereisen. Unser Auto wartet schließlich auf uns.“ Auf unserer Liste stünde Malawi, Sambia, Simbabwe, Mosambik, Botswana, Namibia und Südafrika.