Beim Technischen Hilfswerk (THW) wird die Jugendarbeit groß geschrieben. Denn Nachwuchs ist wichtig und Kinder, die sich in jungen Jahren bereits spielerisch für die Arbeit des Technischen Hilfswerks interessieren, bleiben vielleicht später als Aktive dabei. Auch beim THW-Ortsverband in Stockach ist das so, wie der SÜDKURIER in einem Gespräch mit dem Ortsjugendleiter Michael Maser und Jessica Puga Reichle, der Kassierin Jugend, erfahren konnte.
Früher, erzählt Jessica Puga Reichle, sei die Arbeit im THW eine reine Männerdomäne gewesen. Inzwischen sei es doch so, dass sich immer mehr Frauen engagierten. Dies könne man auch daran sehen, dass einige der 31 Kinder und Jugendlichen im Alter von sieben bis 16 Jahren Mädchen seien. Diese treffen sich, je nach Alter, entweder einmal im Monat (die Minis im Alter von sechs bis neun Jahren) oder alle zwei Wochen (im Alter von zehn bis 18 Jahren).
Nachwuchskräfte können Abzeichen in Gold erringen
Und alle drei Monate träfen sie alle zusammen, damit sie den Kontakt untereinander nicht verlieren und üben. Geübt werden will zum Beispiel der gefahrlose Umgang mit Werkzeug oder mit Material. Und die Nachwuchskräfte könnten viermal pro Jahr an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold machen.

„Wenn man das durchzieht und dann sogar Gold besteht, dann hat man schon die Grundausbildung“, erklärt Michael Maser. Und er fügt hinzu, dass am 13. Mai dieses Jahres vier Kinder das Leistungsabzeichen in Bronze bestanden hätten. Bei den Prüfungen gäbe es Aufgaben wie zum Beispiel Werkzeuge für die verschiedenen Materialien Holz, Metall oder Stein zu benennen, wobei „Hammer nicht gleich Hammer“ sei.
Teamgeist trotz Konkurrenzkampf
Ferner müssten die Kinder Rettungsleitern zusammenstecken oder Knoten binden, sowie das Einbinden von Verletzten in eine Krankentrage bewältigen können. „Für uns Betreuer ist das toll, zu sehen, dass von dem Gelehrten auch etwas hängenbleibt“, schwärmt Maser, der auch schon etliche Kinder geprüft hat. Wobei die Kinder offenbar am Besten lernen, wenn sie etwas von anderen Kindern erklärt bekommen, weiß Jessica Puga Reichle zu berichten. Und sie müssten dabei etwas sehen. Das Visuelle bleibe viel besser hängen als die reine Theorie.
Einen gewissen Konkurrenzkampf, auch zwischen Jungen und Mädchen, gebe es natürlich schon, sagt Maser. Aber dieser sporne dann eben auch zu guten Leistungen an. Und das Strahlen in den Augen der Kinder, wenn sie ihr glitzerndes Leistungsabzeichen an ihre leuchtend hellblaue Uniformjacke mit gelben Neonstreifen heften, sei unvergleichlich. Es sei aber immer auch ein guter Teamgeist spürbar und gute Kameradschaft auch mit behinderten Kindern in der Gruppe.
Immer mehr Kinder wollen in die THW
Im Übrigen sei die Teilnahme bei der THW-Jugend offenbar in jüngster Zeit ein echter Renner, erzählt Maser, der seit mehr als 20 Jahren beim THW ist. Nachdem in den Jahren 2020 und 2021 beim THW wegen Corona keine Jugendarbeit habe stattfinden können, seien im Jahr 2022 die Kinder nur so „herbeigeströmt“.
Maser vermutet, dass es sich herumgesprochen habe, „dass das Spaß macht, was wir hier so treiben.“ Für die Minis gebe es mittlerweile sogar schon eine Warteliste, so viele wollen teilnehmen. Doch man baue die Gruppe nur langsam aus, denn sonst würde es unübersichtlich, wenn es zu viele seien.
Was Maser nicht versteht: Kein einziges Kind aus der Stockacher Kernstadt sei bei der Stockacher THW-Jugend, dafür aber viele Kinder aus den Ortsteilen Zizenhausen, Hoppetenzell und anderen. Aber das könne sich ja auch noch ändern. Maser vermutet, dass viele Stockacher Kinder bei der Feuerwehr sind.
Zeltlager und Besuch der Wasserschutzpolizei
Nicht nur die regelmäßigen Übungstermine prägen die Teilnahme bei der THW-Jugend, sondern auch Unternehmungen, bei denen man „zivil unterwegs“ sei: Kürzlich beispielsweise fuhren 22 Kinder der THW-Jugend mit sechs Betreuern in ein Zeltlager in Spürstadt, wo sie die Wasserschutzpolizei besuchen werden und einen Übungs- und Badetag einlegen.
Auch gebe es immer wieder Ausflüge zu Themen, die gar nichts mit dem THW zu tun haben. Denn, weiß Jessica Puga Reichle: „Gemeinsame Erlebnisse prägen und schweißen zusammen.“ Bei diesen Ausflügen müssten die Kinder auch nie etwas bezahlen. Denn man sammle Geld bei Ereignissen wie dem Schweizer Feiertag, an dem der THW mit einer Hüpfburg Vorort sein wird und Waffeln verkauft werden.
Neue Fahrzeuge angeschafft
Auch Fahrzeuge zum Anschauen zeige man dort. Nach der Ahrtal-Katastrophe, bei der deutlich wurde, dass die bisherige Technik nicht ausreichte, habe es einen Geldsegen zur Anschaffung neuer Fahrzeuge gegeben, erklärt Michael Maser. Denn bei so einer Katastrophenlage seien andere Pumpengrößen notwendig, die zum Beispiel bis zu 3200 Liter Wasser pro Minute abpumpen können. In Radolfzell gebe es sogar ein Fahrzeug, das bis zu 25.000 Liter Wasser pro Minute pumpen könne. Das sei schon etwas zum Staunen.
Ein anderes Fahrzeug habe fünf autark schaltbare Stromaggregate und könnte damit sogar die Notstromversorgung vom Krankenhaus übernehmen. Diese mobile Stromversorgung sei auch für Kinder überaus spannend anzuschauen, meint Maser und hofft, dass beim Schweizer Feiertag viele schaulustige Kinder und Jugendliche zum Stand des THW kommen werden.