Susanne Schön

Als Ein-Mann-Theater ohne Bühnentechnik, dafür aber mit viel Präsenz ist Simon Weiland vielen für seine ungewöhnlichen Interpretationen von Märchen bekannt. Er arbeitet mit nur wenigen Requisiten und setzt voll auf die pure Wirkung seine Gesangs, seiner Stimmmodulationen und seiner Mimik, wobei er sich selbst auf der Gitarre begleitet.

Bei seinem Auftritt bei Diana Taddia in Bücher am Markt ging es nicht um Märchen, sondern er führte seine ganz persönliche Aufarbeitung einer Trennung auf.

Beziehungskrisen werfen existenzielle Fragen auf

Dabei macht er sich nicht auf die Suche nach Schuldigen, sondern nach dem Grund. Als Regisseur und Schauspieler in einer Doppelrolle stellt er sich viele existenzielle Fragen wie: Was macht mich aus? Wer gibt mir die Rolle in meinem Leben? Wie entstehen die Konflikte im Leben?

Jede Aufführung sei dank des wechselnden Publikums eine andere, sagt Simon Weiland. An diesem Abend wurde viel gelacht. Vielleicht lag es daran, dass viele Situationen Zuschauern bekannt vorkamen.

Vom Problem der Über-Interpretation

So geht es etwa unter anderem darum, wie Menschen sich in das Interpretieren des Verhaltens des Partners hineinsteigern. So geht es von der Feststellung des Mannes, dass der Kaffee der Frau seit 15 Jahren nicht schmeckt, über die Frage, warum er ihn dann trinke, bis hin zur wütenden Feststellung: „Sie betrügt mich, sonst wäre der Kaffee besser!“ Dem schließt sich die Schlussfolgerung an: „Ich genüge nicht!“

Die Mimik und Gestik von Simon Weiland prägen das Ein-Mann-Stück von Simon Weiland ebenso wie Wortspiele und Stimme.
Die Mimik und Gestik von Simon Weiland prägen das Ein-Mann-Stück von Simon Weiland ebenso wie Wortspiele und Stimme. | Bild: Susanne Schön

Das alles, ohne mit der Frau zu sprechen, die dann gar nicht weiß, worum es eigentlich geht. Das kannten offensichtlich viele aus dem eigenen Leben und konnten über den vorgehaltenen Spiegel lachen.

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Auch wenn der rote Faden dieses Mal kein Märchen, sondern das Spiel von Regisseur und Schauspieler war, blieb das unvergleichliche Jonglieren von Worten. Bis sie eine Fülle an Bedeutungen und Verbindungen schaffen. „Das Leben ist nicht leicht. Indem ich mich beschwere, wird es schwer“, heißt es da etwa. Oder: „Ich will nicht enttäuscht werden. Ich will getäuscht werden!“ „Ich liebe mein eigenes Spiegelbild – das ist Reflexion!“

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