Als Lothar Freudenberg vor einer Weile aus Richtung Winterspüren kommend mit seinem Fahrrad den Gehweg gegenüber vom Hallenbad benutzt hat, ist er mit einem Auto zusammengestoßen. Die Fahrerin wollte vom Parkplatz auf die Straße einbiegen und hatte nicht mit einem Radfahrer von rechts gerechnet.

Der Rentner stürzte, verletzte sich und erhielt obendrein einen Bußgeldbescheid der Stadt – weil er gegen die Fahrtrichtung gefahren und der Gehweg nicht als Radweg ausgewiesen war.

Stadt hat inzwischen reagiert

Inzwischen hat die Stadt die Verkehrsregelung entlang der Winterspürer Straße, dem Kreisverkehr und der Dillstraße überarbeitet. Jetzt gibt es einen kombinierten Geh- und Radweg.

Lothar Freudenberg bezahlte sein Bußgeld, wies die Stadt aber darauf hin, dass es in Stockach durchaus üblich sei, gegen die Fahrtrichtung zu fahren. Als Beispiel nannte er die Ludwigshafener Straße. Dort zeigen Schilder, dass sich Fußgänger und Radler in beiden Richtungen den viel schmaleren Weg teilen.

Lothar Freudenberg hatte im Sommer einen Zusammenstoß mit einem vom Parkplatz an der Dillstraße ausfahrenden Auto.
Lothar Freudenberg hatte im Sommer einen Zusammenstoß mit einem vom Parkplatz an der Dillstraße ausfahrenden Auto. | Bild: Claudia Ladwig

Freudenberg machte deutlich: „Das Verbot muss offensichtlicher sein. Es ist nicht klar, dass der Radweg an der Straße Unterer Bühl endet, denn da ist nur ein Pfosten in der Mitte, sodass keine Autos durchfahren können.“

Entgegen der Antwort der Stadt, der Weg sei zu schmal für die gemeinsame Nutzung von Radfahrern und Fußgängern, sagte er: „Dieser Abschnitt ist fast doppelt so breit wie in der Ludwigshafener Straße und viele Radfahrer nutzen ihn.“ Das war Ende Juni.

Widersprüchliche Schilder sorgen für Verwirrung

Anfang August sorgte die Beschilderung kurz vor dem Kreisverkehr beim Servicehaus Sonnenhalde für weitere Verwirrung.

Links vom Kreisverkehr zeigen die Radschilder geradeaus. Sie vermitteln den Eindruck, dass alle Radfahrer den Gehweg links benutzen ...
Links vom Kreisverkehr zeigen die Radschilder geradeaus. Sie vermitteln den Eindruck, dass alle Radfahrer den Gehweg links benutzen dürfen. Bisher war das nicht der Fall. | Bild: Löffler, Ramona

Hier, wo der Radweg offiziell längst zu Ende war und Radfahrer auf der rechten Straßenseite fahren mussten, zeigte ein Fahrradwegweiser links vom Kreisverkehr den Weg nach Bodman-Ludwigshafen und zum Bahnhof geradeaus an – also vermeintlich weiterhin entlang der linken Straßenseite – mit entsprechender Entfernungsangabe.

Für Radfahrer auf der Straße war das Schild ebenso wenig lesbar wie eine kleine Tafel, die Radlern den Weg Richtung Dillplatz wies. Denn diese wurde von dem blauen Kreisverkehr-Zeichen verdeckt und erst im Kreisverkehr sichtbar.

Bürger beschweren sich

Innerhalb kurzer Zeit habe die Stadt mehrere Hinweise zu der Situation bekommen, sagte Carsten Tilsner, Leiter des Ordnungsamts, auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Auch er bezeichnete die bisherige Wegweisung als „widersprüchlich, weil der Weg ohne eine Radwegbeschilderung nur Gehweg ist.“ Allerdings habe dieser aufgrund der Breite den Eindruck erweckt, dass es sich um einen Radweg handle.

Das hat sich geändert

Jetzt hat die Stadt reagiert. Zuerst wurden die Zu- und Ausfahrten zum Parkplatz an der Dillstraße rot markiert und nun mit Fahrradsymbolen in beiden Richtungen ergänzt. Die Beschilderung soll folgen.

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Dass der Radweg schon von Winterspüren kommend links verläuft, also eigentlich auf der falschen Seite, die unfallträchtiger und gefährlicher ist, liegt nach Aussage Tilsners daran, dass rechts kein Radweg möglich war.

Neue Regelung soll Unfälle vermeiden

Aber jetzt ist die Regelung Richtung Dillplatz eindeutig: „Es ist klar, dass man dort radeln darf und für Autofahrer ist auch klar, dass aus beiden Richtungen mit Radfahrern gerechnet werden muss.“

Das sei jedoch auch vorher schon so gewesen, denn bisher durften auf dem breiten Gehweg Kinder und begleitende Erwachsene fahren – jetzt eben alle. Carsten Tilsner bittet die Radfahrer um Rücksichtnahme auf die Fußgänger. Generell fordert er von allen Verkehrsteilnehmer besondere Vorsicht, damit künftig Unfälle im Einmündungsbereich des Parkplatzes an der Dillstraße vermieden werden können.

Die Bedeutung von Fahrrad-Schildern

  • Verschiedene Schilder: Ein blaues, rundes Schild mit einem Fahrrad darauf kennzeichnet Sonderwege für Radfahrer, die benutzt werden müssen. Für diese Wege gibt es Qualitätsstandards wie eine ausreichende Breite und eine gute Oberfläche. Ein blaues, rundes Schild mit Fußgängern und Fahrrad, die durch eine Senkrechte getrennt sind, weist darauf hin, welche Seite des Weges von wem genutzt werden muss. Ein blaues, rundes Schild mit Fußgängern und Fahrrad, die durch eine Waagerechte getrennt sind, bedeutet, dass der Weg von allen Verkehrsteilnehmern gemeinsam zu nutzen ist. Hier gilt es, besondere Rücksicht auf Fußgänger zu nehmen.
  • Die Regelungen: Diese Verkehrszeichen müssen nach Einmündungen wiederholt werden, wenn sie weiterhin gelten sollen. Wird ein blaues, rundes Schild mit Fußgängern durch ein „Radfahrer frei“-Zusatzschild erweitert, ist das Mitbenutzen des Gehweges durch Radfahrer erlaubt. Sie dürfen jedoch nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
  • Was für Kinder gilt: Kinder bis zum vollendeten achten Lebensjahr müssen mit dem Fahrrad Gehwege benutzen, dürfen also nicht auf Radwegen fahren. Ab dem vollendeten achten Lebensjahr bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen sie Gehwege benutzen, das heißt sie haben die Wahl zwischen Gehweg oder Fahrbahn beziehungsweise Radweg. (wig)