Eine große Europaflagge hängt hinten im Klassenzimmer und die Sitzreihen sind bereits mit zahlreichen jungen Menschen gefüllt. Sie erwarten gespannt den Gast im Berufsschulzentrum (BSZ) Stockach: den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung, der selbst aus Stockach stammt, und zum Europatag 2023 mit ihnen spricht.

Der stellvertretende Schulleiter Matthias Schalk und Andreas Maier, der Abteilungsleiter von Wirtschaftsgymnasium und Berufskolleg, leiten die Veranstaltung ein. Andreas Maier zufolge habe die Schule nicht nur viele Partnerschaften ins Ausland, sondern habe Internationalisierung wortwörtlich „auf die Fahne geschrieben“.

CDU-Politiker Andreas Jung habe sich der Schule für diesen Vortrag selbst angeboten. „Wir haben sofort Ja gesagt“, betont Andreas Maier freudig, ehe er Moderatorin Linda Schopper begrüßt. Sie macht eine Ausbildung zur Industriekauffrau und ist Teil der „Euroklasse“, wie sie sagt.

Alle hören gespannt zu.
Alle hören gespannt zu. | Bild: Milena Erni

Schüler haben Fragen vorbereitet und einen Podcast erstellt

Ein Teil der anwesenden Schüler gestaltet den Vortrag aktiv mit. Zwei Klassen des Dualen Berufskollegs haben unter der Leitung ihrer Lehrerin Bärbel Gosemann in sieben Gruppen Fragen zu unterschiedlichen politischen Themen entwickelt.

Und sogar einen Podcast zu Themen rund um Europa haben die Schüler aufgenommen, der in vier Folgen auf der Musik-Plattform Spotify zur Verfügung steht und während des Vortrags immer wieder eingespielt wird. Die verantwortliche Lehrperson für den Podcast ist Christine Angele.

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Außerdem nehmen Abiturienten vom Wirtschaftsgymnasium als Zuhörer an dem Vortrag teil. Die Schüler des Dualen Berufskollegs kommen nach und nach in Gruppen von jeweils zwei bis vier Personen nach vorne, um ihre Fragen zu stellen.

Die Verhinderung von Krieg – ein wichtiges Ziel von Europa

Europa sei allem voran eine „Gemeinschaft der gemeinsamen Werte“, antwortet Andreas Jung auf die Frage der Schüler, was Europa ausmache. Der Krieg in der Ukraine sei ein Weckruf und eine Erinnerung daran, dass Freiheit, Frieden und Demokratie nicht selbstverständlich seien. Durch diese drei Werte solle vermittelt werden: „Jeder Mensch ist gleich, jeder Mensch hat dieselbe Menschenwürde“, so Jung.

Auf die Frage, wie man die Werte bewahren könne, antwortet Jung, dass das Zusammenbringen von Unterschieden und das Verhindern von Krieg ein wichtiges Ziel von Europa sei. Die Vorläuferorganisation der Europäischen Union, die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, sei nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel gegründet worden, durch die wirtschaftliche Zusammenführung von Kohle und Stahl als Basis für die Rüstungsindustrie einen Krieg unmöglich zu machen.

Politisches Engagement ist auch heute noch wichtig

Andreas Jung, der sich vor allem für die deutsch-französische Partnerschaft engagiert, ist sich sicher, dass das Vertrauen zwischen Deutschland und Frankreich mittlerweile so groß sei, dass es zwischen diesen beiden Ländern nie wieder einen Krieg geben werde. Manchmal sei es jedoch noch etwas schwierig, auf europäischer Ebene zu Beschlüssen zu kommen, da die einzelnen Mitgliedsstaaten unterschiedliche Traditionen haben und gegen Entscheidungen des Europaparlaments Veto einlegen können. Es sei jedoch wichtig, dass Europa nicht zu kleinstaatlich bleibe. „Es geht nur gemeinsam“, meint Jung.

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Schüler Firat Koc stellt die Frage, warum Jugendliche heutzutage nicht mehr so für Politik brennen wie früher. In früheren Generationen sei die Erfahrung des Krieges noch tiefer verwurzelt gewesen, so Jung. Heutzutage sei Frieden in Deutschland selbstverständlich, aber die Faszination für Politik werde nach wie vor gebraucht, zum Beispiel in Bezug auf die Klimakrise.

Politik muss auch junge Menschen bewegen

Firat Koc äußert daraufhin eine authentische Beobachtung: „Ich finde, die Jugendlichen haben andere Prioritäten. Ich bin ja auch Jugendlicher und meine Priorität war in letzter Zeit ehrlich gesagt häufig eher TikTok oder so.“ Ein Lachen geht durch den Raum.

Andreas Jung muss ebenfalls schmunzeln. Er findet, dass Politik und die Video-Plattform TikTok sich nicht gegenseitig ausschließen müssen, ganz im Gegenteil: „Es muss bei euch Thema bei TikTok sein“, sagt er. Politik müsse auch junge Menschen bewegen, und zwar in den Medien, in denen sie unterwegs sind. „Im Kern ist es euer Ding, eure Zukunft“, betont er.