Das BSZ Radolfzell hat zusammen mit dem Amt für Landwirtschaft Stockach und dem Lernort Bauernhof Bodensee in diesem Kalenderjahr trotz Corona zum zweiten Mal das Medienprojekt „Film ab! Landwirtschaft erleben!“ realisiert.
Die Schüler der Klasse 11 des Agrarwissenschaftlichen Gymnasiums (AG) am BSZ Radolfzell erarbeiteten sechs kleine Filme, die ihr gewähltes Thema zeigen. Bei diesem Filmprojekt hatte die Klasse professionelle Unterstützung von Thomas Miltner, der beim SWR-Fernsehen arbeitet.
Austausch erfolgte online
Dank Online-Konferenzen war der Austausch mit ihm möglich. Bei der abschließenden Projekt-Präsentation wurden drei der Filme im Rahmen einer Video-Konferenz vorgestellt.
53 Betriebe, davon 30 im Landkreis Konstanz haben sich aktuell im Verein Lernort Bauernhof Bodensee zusammengeschlossen. Sie öffnen ihre Hoftüren für Schulen, Kindergärten und Gruppen, um Wissen rund um die Landwirtschaft und eine gesunde Ernährung zu vermitteln.
Dafür haben sich die Bäuerinnen und Bauern im Rahmen von Fortbildungen qualifiziert. Für die Schüler aus Radolfzell war das Medienprojekt eine hervorragende Gelegenheit, die Themen der Schulbücher „im echten Leben“ auf Höfen in Riedheim, Rielasingen, Mühlingen/Hecheln, Hilzingen, Reute/Radolfzell und Allensbach kennenzulernen.
Lehrerin Karolin Könner, die das Projekt von der Schulseite begleitet hat, äußerte sich sehr zufrieden mit dem gesamten Ablauf. Sie dankte besonders den Landwirten für deren Unterstützung. Auch dank Thomas Miltner habe die Umsetzung des Medienprojekts gut funktioniert.
Hilfe war eine Herzensangelegenheit
Für ihn war die Hilfe eine Herzensangelegenheit. Er sagte: „Medienarbeit ist eine großartige Gelegenheit, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen.“ Ein Film sei möglicherweise die intensivste Art, denn man müsse genau überlegen, welche Bilder man brauche, um die Arbeit zu zeigen, und wie das Drehbuch aussehen solle. „Hier ging es nicht nur um die Arbeit auf dem Feld, sondern auch um die Arbeit im Bereich Journalismus.“
Ihm sei klar gewesen, dass die Landwirtschaft in einer anderen Weise präsentiert werden wolle und müsse. Viele hätten ein falsches Bild. Landwirtschaft bedeute ein Stück Heimatpflege, sie sei Lebensgrundlage und könne Klimaretter sein.
Er zollte den Schülern Respekt für ihre Arbeiten und wünschte sich, dass Medienarbeit noch mehr in den Schulen zum Einsatz käme. Den Schülern gab er mit: „Ihr bestimmt mit, wie künftig Meinungen gebildet werden. Ihr müsst nicht nur auf Medien warten, ihr seid selber Medien und könnt eure Eindrücke authentisch weitergeben. Macht weiter, bildet euch eigenverantwortlich eine Meinung, so könnt ihr im Idealfall die Landwirtschaft unterstützen.“
Viel Engagement, Zeit und gute Nerven
Die Vorsitzende des Vereins Lernort Bauernhof Bodensee, Antonia Kitt, freute sich auf das Filmfest, wie sie es nannte. Das Projekt sei ein Abenteuer gewesen, das sehr großes Engagement, viel Zeit und gute Nerven von allen gefordert habe.
Das bestätigte Landwirtin Heidi Schlatter. „Es ist eine Herausforderung, uns mit anderen Augen zu sehen, aber es tut dem Betrieb gut. Wir haben nichts zu verbergen. Je mehr Jugendliche kommen, umso besser. Das sind die Verbraucher von morgen und die Multiplikatoren, die wir brauchen.“
Sie wies darauf hin, dass es immer weniger Landwirte gebe, die für die Ernährung aller zuständig seien. „Deshalb wollen wir aktiv zeigen, wie Lebensmittel konkret auf den Höfen entstehen. Wir wollen die Produktion erlebbar machen“, so Kitt.
Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte
Das sei ihnen und den Schülern gelungen, lobte auch Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Baden-Württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in ihrem Grußwort. „Man merkt den Filmen die Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte an. Es ist eine mühevolle, wertvolle Arbeit, die den nachhaltigen Konsum abbildet, den sich die Gesellschaft wünscht.“
Es sei toll, dass die Filme online einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden. Sie betonte, es gebe viel Unruhe im Bauernstand, weil die Landwirte in der Gesellschaft und Politik kaum wahrgenommen würden.
Es geht um die Lebensgrundlagen
Dabei gehe es um unsere Lebensgrundlagen und Fragen, wie sich die Landwirtschaft entwickle, wie Betriebe erhalten blieben, wie die Kulturlandschaft sich durch die Landwirtschaft forme und wie das Klima beeinflusst werde.
Hildegard Schwarz, stellvertretende Leiterin des Amts für Landwirtschaft in Stockach, sprach den Schülern und Landwirten ein großes Dankeschön für ihr Engagement und ihre Arbeit bei diesem Projekt aus.
„Hut ab für das, was da entstanden ist. Ich bin immer noch bewegt und beeindruckt. Leider konnten wir heute nur drei Filme vorstellen – alle sechs wären es wert gewesen, sie zu präsentieren“, betonte sie. Diesem Kompliment schloss sich auch Michael Büche, Abteilungsleiter Berufliche Gymnasien des BSZ Radolfzell, an. Man werde dieses Medienprojekt im kommenden Schuljahr erneut in Klasse 11 starten, versprach er.