Beschwingt von Walzermelodien entließ das Sinfonische Blasorchester seine Konzertbesucher in den lauen Oktoberabend. Mit stehendem Applaus hatten die Besucher den rund 80 Musikerinnen und Musikern für ein grandioses Konzert gedankt, dessen Programm von ihrem künstlerischen Leiter, Helmut Hubov, mit erfahrener Hand zusammengestellt worden war.
Genaues Zuhören gefordert
Vor der Pause war „anspruchsvolle Musik zu hören“, wie Nadine Heinzle in ihrer Programmansage beschrieb: „Sie ist komplex und fordert genaues Zuhören.“ Zuhören, um die Bilder zu sehen, die die Musik malte. Während einer rasanten Fahrt durch die Landschaft Indianas sei das Musikstück „Ride“ in seinem Kopf entstanden, beschrieb Samuel Hazo die Entstehung seiner Komposition. Sechzehntel, Taktwechsel, Triolen, rasantes Tempo, das war die Fahrt; die liebliche Landschaft beschrieben solistisch Jennifer Bruggner (Oboe) und Charles Ng (Saxophon).
„Wie klingt es, wenn jemand zum ersten Mal das Antlitz Gottes sieht?“ Mit dieser Frage kündigte Heinzle die musikalische Antwort des Komponisten Brian Balmages an. Sein dreiteiliges Werk „Love and Light“ erzähle von Mutterliebe und dem Verlust eines Sternenkindes.
Verbindende Einheit ist die Melodie eines Wiegenliedes, vorgetragen von Jennifer Bruggner (Oboe) und Kerstin Fuchs (Klavier). Eine leise und eindringliche Musik, sparsam instrumentiert, eine erzählende Musik, die den Zuhörer ergriffen zurücklässt.

Besuch aus der Partnerstadt
Ist es die niederländische Flagge zu Ehren von Johan de Meij oder die französische, die neben der Europafahne und der deutschen hinter dem Orchester aufgehängt ist, fragten sich einige Zuschauer. Die Antwort gab Bürgermeister Rainer Stolz vor der Welturaufführung des Auftragwerkes „Triptychon“.
Zu Gast in Stockach seien der Bürgermeister aus La Roche, Pierrick Ducimetière, und neun weitere Gäste aus der französischen Partnerstadt. Zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft habe man beim niederländischen Komponisten Johan de Meij eine Komposition in Auftrag gegeben, die im Rahmen der Feierlichkeiten uraufgeführt werden sollte, erklärte er.
Jubiläumsfeier musste verschoben werden
Wie bekannt, musste die Jubiläumsfeier ins nächste Jahr verschoben werden, der Termin der Aufführung wurde beibehalten. Stolz überreichte Hubov die Originalpartitur mit den Worten: „Wir haben ein fantastisches Orchester mit einem herausragenden Dirigenten, das dieses Werk präsentieren wird.“

Für seine dreigeteilte Komposition mit den Anweisungen „Energisch“, „Gemäßigt“ und „Hymne“ nutzt de Meij das breite Klangspektrum eines sinfonischen Blasorchesters. Er ist ein „Meister der Klangfarben“ und seine ausgefeilte Instrumentationstechnik sowie die Verwendung immer neuer Instrumentenkombinationen findet auch im „Triptychon“ Verwendung, zum Beispiel in der Kombination von Messern mit dem Gong. Gebannt von den Wechseln in Dynamik, Tempi und Harmonien ließen sich die Zuhörer mitnehmen in eine großartige Klangwelt.
Zum Schluss: Stehender Applaus
Nach der Pause konnte man in den Melodien der „Jazz Suite Nr. 2“ von Dimitri Shostakovich schwelgen. Ursprünglich für ein Sinfonieorchester geschrieben, hatte sie Johan de Meij für Blasorchester arrangiert und dabei nicht an solistischen Partien gespart. Diese übernahmen: Iris Laible (Piccolo-Flöte), Nicole Reichle (Klarinette), Charles Ng (Alt Saxophon), Andreas Okker (Posaune), Markus Schwab-Renz (Xylophon/Glockenspiel), Kerstin Fuchs (Akkordeon) und Christine Baumann (Harfe).
Mit stehendem Applaus dankten die rund 300 Zuhörer in der Jahnhalle dem Orchester für ihre mitreißende Darbietung. In ihrer dritten Zugabe boten die Musiker nochmals die „Hymne“ aus dem „Triptychon“, eine „Hymne für Stockach“.