Aufgrund der Pandemie kommt es nach wie vor zu weniger Unfällen in der Verwaltungsgemeinschaft Stockach – das ging schon aus einer Statistik zum ersten Halbjahr 2021 hervor, und auch in den nachfolgenden Monaten setzte sich dieser Trend fort. 388 Unfälle gab es insgesamt im vergangenen Jahr in den Gemeinden Stockach, Bodman-Ludwigshafen, Eigeltingen, Hohenfels, Mühlingen und Orsingen-Nenzingen. Vor Corona im Jahr 2019 waren es 443 Unfälle. Schon 2020 hatte es wesentlich seltener geknallt, damals waren 386 Unfälle verzeichnet worden. Nicht mit eingerechnet sind allerdings alle Kleinstunfälle, bei denen nur ein geringer Schaden entstanden ist.
Die meisten Unfälle geschehen in Stockach
Am häufigsten kommt es in Stockach zu Unfällen. 206 waren es im vergangenen Jahr, das sind 14 weniger als 2020. Es folgt Bodman-Ludwigshafen mit 71 Unfällen, acht weniger als im Jahr davor. In Orsingen-Nenzingen wurden im vergangenen Jahr 52 Unfälle verzeichnet, das ist ein Anstieg von 15 im Vergleich zum Vorjahr.
Auch in Eigeltingen wurden mehr Vorfälle registriert: Dort waren es 2021 mit 37 Unfällen 12 mehr als 2020. In Hohenfels waren es mit zwölf Unfällen vier weniger als im Vorjahr, in Mühlingen gab es einen leichten Anstieg von neun auf zehn Unfälle. Bis auf Orsingen-Nenzingen und Bodman-Ludwigshafen liegen die Unfallzahlen in den Gemeinden jedoch nach wie vor unter dem Niveau vor der Pandemie.

Corona-Einschränkungen als Grund
Wolfgang Widmann, Leiter des Stockacher Polizeireviers, führt diese Entwicklung weiterhin auf die Einschränkungen durch die Pandemie zurück: Auch 2021 hätten noch viele Menschen im Homeoffice gearbeitet und mussten deshalb weniger mit dem Auto unterwegs sein. Auch seien viele Veranstaltungen ausgefallen und Clubs großteils geschlossen geblieben, deshalb seien auch weniger Personen unter Alkoholeinfluss unterwegs gewesen.
Speziell im Sommer habe es aber im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg bei den Unfallzahlen gegeben – das führt Widmann darauf zurück, dass damals die Corona-Zahlen recht niedrig waren und es deshalb weniger Einschränkungen gab.
Etwas weniger Fahrradunfälle
Ein wenig gesunken ist im vergangenen Jahr die Zahl der Unfälle im Raum Stockach, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. 38 davon wurden im Revierbereich Stockach 2021 verzeichnet, genau so viele wie im Jahr vor der Pandemie – 2020 waren es 43 Unfälle. „Das entspricht dem, was üblich ist“, sagt Wolfgang Widmann. „Wir sind in Stockach nicht sonderlich geplagt, was Fahrradunfälle anbelangt.“ Fünf Prozent der Fahrradunfälle, die sich im vergangenen Jahr im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz ereignet haben, seien auf den Raum Stockach zurückzuführen.
Auffällig: Im Raum Stockach seien lediglich in Stockach selbst sowie in Orsingen-Nenzingen und Bodman-Ludwigshafen Fahrradunfälle gemeldet worden, in den anderen Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft jedoch keine. Woran das liegt, kann Wolfgang Widmann nicht mit Sicherheit sagen. Es könne sein, dass in diesen drei Orten viele Personen Fahrräder nutzen, um etwa zum Zug zu gelangen, denn dort gibt es Bahnhöfe. Zudem liegen Eigeltingen, Hohenfels und Mühlingen etwas abgesonderter, weshalb eine Fahrradfahrt zur Arbeit sich womöglich nicht so sehr anbietet. Das seien aber nur Vermutungen. „Es kann aber vielleicht auch nur ein Zufall sein“, so Widmann.
Häufungen von Fahrradunfällen gibt es vom Frühjahr bis zum Spätsommer – „wenn es wärmer ist, wird einfach mehr Rad gefahren“, erklärt der Revierleiter. Interessant sei allerdings die Verteilung der Unfallhäufigkeit auf die Wochentage: „Es ist nicht so, dass das Wochenende einen Schwerpunkt der Unfälle darstellt – obwohl man annehmen könnte, dass da auch viele Touristen unterwegs sind. Stattdessen liegen der Freitag und der Donnerstag vorne – allerdings sind die Unfallzahlen mit zehn beziehungsweise sieben Fahrradunfällen im gesamten Jahr an diesen Tagen insgesamt niedrig.
Radfahrer häufig alleine beteiligt
Besonders häufig, nämlich in 22 Fällen, waren an den Fahrradunfällen im Raum Stockach die Radfahrer alleine beteiligt. Das sei übrigens nicht nur im Raum Stockach so, sondern zeichne sich auch im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz ab. In zehn Fällen waren ausschließlich Fahrradfahrer beteiligt, bei fünf Fällen, bei denen nicht nur Fahrräder beteiligt waren, war ein Fahrradfahrer der Unfallverursacher. Nur in sieben Fällen war zwar ein Radfahrer in einen Unfall verwickelt, aber nicht der Verursacher.
Als mitverantwortlich für die Fahrradunfallzahlen sieht Wolfgang Widmann auch die steigenden Verkaufszahlen von E-Rädern. „Der Trend geht klar in Richtung schneller“, sagt er – gerade bei der Umstellung von einem normalen Fahrrad auf ein Rad mit Motor können dann Unfälle durch Unsicherheiten entstehen. Er empfiehlt darum, anfangs zunächst mit Bedacht und noch nicht sehr schnell zu fahren.
Maßnahmen zeigen Wirkung
Eine positive Nachricht hat Wolfgang Widmann in Bezug auf sogenannte Unfallhäufungsstrecken zu vermelden: „Das haben wir jetzt nicht mehr.“ Früher seien zum Beispiel auf der L194 von Stockach in Richtung Winterspüren vermehrt Unfälle festgestellt worden, vor allem Überholunfälle, „die fallen auch immer schwerer aus“, so Widmann. Mit Überholverboten und durchgezogenen Trennlinien zwischen den beiden Fahrspuren sei es gelungen, die Zahlen zu senken. „Da habe ich schon das Gefühl, dass es geholfen hat“, sagt der Revierleiter. Zudem habe sicherlich auch die Baustelle nach den heftigen Regenfällen im vergangenen Jahr einen positiven Einfluss gehabt.
Wie sich die Unfallzahlen in diesem Jahr entwickeln, wird sich erst noch zeigen. „Da würde ich mir jetzt keine Prognose zutrauen“, sagt Wolfgang Widmann. Er könnte sich zwar durchaus schon vorstellen, dass es einen kleinen Anstieg der Unfallzahlen im Raum Stockach geben könnte. Aber: „Es gibt so viele Einflüsse.“ Noch sei zum Beispiel unklar, wie sich die aktuell hohen Spritpreise auswirken. Sie könnten laut Widmann womöglich dafür sorgen, dass mehr Personen auf das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Das wiederum könnte dafür sorgen, dass es weniger Autounfälle gibt, möglicherweise aber für einen Anstieg von Fahrradunfällen sorgen. „Jetzt muss man schauen, wie sich das weiter entwickelt“, so Revierleiter Wolfgang Widmann.