Reinhold Buhl

Das Thema „Fehlende engagierte Ehrenamtliche und Vorstandsmitglieder in Vereinen“ stieß in Stockach auf großes Interesse. Referent Hans-Jürgen Schwarz hielt zu diesem Thema in der VHS-Hauptstelle in Stockach einen viel beachteten Vortrag. Der Raum in der VHS war voll besetzt.

Schwarz betonte allerdings zum Einstieg, dass er den Gästen Informationen gebe und keine Rechtsberatung leiste, wozu er nicht befugt wäre. Er spielte damit auf die vielen rechtlichen Bestimmungen im Vereinsrecht an, die die Arbeit der Vereinsmitarbeiter immer mehr erschwerten. Die anwesenden Vereinsvertreter kamen aus dem Bereich Sport sowie aus dem Kulturbereich, angefangen von Chorvertreterinnen bis zu Vorstandsmitgliedern diverser Fastnachtsvereine.

Die junge Generation für die Vorstandsarbeit gewinnen

Schwarz ist der Präsident des vor fünf Jahren in Konstanz gegründeten Verbands BVVE (Bundesverband der Vereine und des Ehrenamts) und hat sich zur Aufgabe gemacht, Ehrenamtliche in Vereinen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. In seinen Referaten geht es um Themen wie „Verein 4.0 – Digitalisierung im Verein“, „Das digitale Vereinsheim“, „Satzung schlank und flexibel“ oder „Nachfolge im Vorstand“. Zu diesem letzteren Thema gab Schwarz einen Impulsvortrag, unterbrochen durch viele Zwischenfragen der anwesenden Zuhörer, in dessen Verlauf er betonte, was es zu beachten gelte beim Gewinnen der jungen Generation für die Vorstandsarbeit.

Dabei ließ er mit radikalen Aussagen aufhorchen: „In fünf Jahren wird es keine Vereine in der heutigen Form mehr geben“, war nur einer seiner Weckrufe. Die Vereinsverantwortlichen müssten radikal umdenken, denn ein Verein müsse heute wie ein Unternehmen geführt werden. Die Zeiten, in denen ein Vorstandsmitglied zum anderen sage: „Karle, dätsch mer mol“ seien ein für alle Mal vorbei. Es sei ein Unding, dass es noch Vereine gäbe, in denen es für die einzelnen Aufgabenbereiche keine Stellenbeschreibungen wie in einem Unternehmen gebe. „Wie soll man einen jungen interessierten Menschen für eine Aufgabe gewinnen, wenn ihm nicht konkret gesagt werden kann, was von ihm zu tun sei?“ stellte Schwarz in den Raum.

Der Referent mit einigen Zuhörerinnen und Zuhörern bei dem Vortrag.
Der Referent mit einigen Zuhörerinnen und Zuhörern bei dem Vortrag. | Bild: Reinhold Buhl

Einen weiteren Hemmschuh bei der Nachwuchsgewinnung für Vorstandsposten sieht er in überalterten Strukturen und Traditionen. „Wer sagt denn, dass Vorstandssitzungen starr terminiert werden und die Leute körperlich anwesend sein müssen?“, provozierte Schwarz und wies darauf hin, dass nichts gegen Online-Konferenzen spreche, schließlich werde von jungen Leuten im Beruf Flexibilität erwartet und diese wiederum erwarteten diese von modernen Vereinen ebenfalls.

Einen weiterer Punkt, der die Gewinnung neuer Vorstandsmitglieder erschwere, sieht Schwarz in der oft verlangten langfristigen Bindung an einen Vorstandsposten. „Es ist doch immer noch so, dass man sich heute fast lebenslang verpflichtet, wenn man in einer Generalversammlung einmal Ja zu einem Posten gesagt hat“, und das sei nicht mehr zeitgemäß. Man müsse den Verein projektbezogen strukturieren, um dann den jungen Leuten nur eine partielle Verantwortung für ein Projekt zu übertragen.

Hausaufgaben für die Vereinsvorstände

Auch solle man die Anzahl der Vorstandsposten hinterfragen: Brauchen wir tatsächlich zehn oder noch mehr Leute in der Vereinsführung? Muss der Platzwart bei Trainerfragen mitdiskutieren? Ist unsere Satzung schlank und damit praktikabel? Mit diesen abschließenden Fragen gab er den Anwesenden jede Menge Hausaufgaben für ihre Vorstände mit. Die Zuhörer erkundigten sich nach Aspekten wie der Suche nach einem Steuerberater für Vereinsrecht, sozialen Medien und Konflikten innerhalb des Vorstands.