Svenja Schönthaler

Weiß eigentlich irgendjemand, was ein "Tintling" sein soll oder was mit "am fly sein" gemeint ist? Wenn man nach den Begriffen geht, die für das Jugendwort 2016 in Frage kommen, klingt so die aktuelle Jugendsprache. Ob "Gammelfleischpartys" (Ü30 Partys) oder "Swag" (coole Ausstrahlung): Seit 2008 schon sucht Langenscheidt jährlich nach einem Wort, das symbolisch für die Jugendsprache steht.

Die Kriterien zur Findung dieses Wortes sind dessen sprachliche Kreativität, Originalität, der Verbreitungsgrad des Wortes und die Abbildung gesellschaftlicher und kultureller Ereignisse. Daran dürften sich in diesem Jahr auch die Schülerinnen Katharina Eichkorn, 18 Jahre, und Theresa Fuchs, 19 Jahre, vom Berufsschulzentrum Stockach orientieren. Mit ihrer Deutschlehrerin Oana Andrea Gihr reisen sie als Jurymitglieder zur Wahl des Jugendworts 2016 am 18. November nach München. Schon 2015 hatte ein Trio aus Stockach teilgenommen, weshalb die Veranstalter auch in diesem Jahr wieder bei der Berufsschule anfragten.

Voraussetzung für die Teilnahme an der Wahl ist die Integration des Themas Jugendsprache in den Unterricht. In Stockach erfolgt dies über den jährlich stattfindenden Schreibwettbewerb, über dessen Gewinner die 13. Klassen entscheiden, zu welchen auch Katharina und Theresa gehören. Die beiden wurden von der Deutschlehrerin ausgewählt, weil sie gute Leistungen im Fach Deutsch erbringen, diskutieren können und sich generell durch ihr Engagement in der Schule auszeichnen. Gihr hat die Schülerinnen mit Infomaterial zum Thema Jugendsprache und Sprachwandel ausgestattet. "Wir haben uns auch die Liste der 30 Auswahlworte und die Finalisten angeschaut", sagt Theresa.

Auf der Homepage zum Jugendwort konnten Vorschläge eingereicht werden, von denen die 30 besten im September und Oktober auf der Homepage zur Abstimmung freigegeben waren. Doch unterhalten sich Jugendliche wirklich so? Mit 20 Prozent der Stimmen hat der Begriff "isso" gewonnen. Das Wort ist den Stockachern zwar bekannt, aber sie zweifeln an der Eignung zum Jugendwort.

"Das klingt für mich eher nach Dialekt", gibt Lehrerin Gihr zu Bedenken. Hier im Süden müsse es dann aber "isch so" heißen, scherzt Katharina. Mit 1,94 Prozent der Stimmen kam "bae" auf den zehnten Platz und hat sich somit gerade noch für die Beurteilung durch die Jury qualifiziert. Auch dieses Wort ist den Stockachern schon begegnet. "Aber verwendet wird das nicht", sagt Katharina. "Das kommt vor allem von Instagram, dort ist das gerade im Trend", meint Theresa. "bae" sei vermutlich aus dem englischen in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen, stimmt ihr die Lehrerin zu.

Die restlichen acht Worte sind den Dreien jedoch völlig unbekannt. "Vielleicht haben die Leute einfach für das abgestimmt, was sie am Lustigsten fanden", vermutet Gihr. Es herrscht Uneinigkeit darüber, was wichtiger ist: der Schmunzelfaktor oder die tatsächliche Verwendung des Worts. Theresa findet, man könne mit dem Jugendwort auch einen Anstoß dazu bieten, dieses künftig mehr zu verwenden. "Ich habe mich schon dabei erwischt, wie ich jemanden Smombie (Smartphone + Zombie) nenne, wenn er mir gegenüber sitzt und nur auf sein Handy starrt", sagt sie. Katharina hingegen findet das Wort Bambusleitung als Umschreibung einer schlechten Internetverbindung zwar lustig. "Aber das sagt doch keiner", meint sie.

Wortauswahl

Diese zehn Begriffe werden von der Jury beurteilt. (Stimmen in Prozent)

isso = Zustimmung (20)

Vollpfostenantenne = Selfiestick (12,79)

Hopfensmoothie = Bier (11,31)

Bambusleitung = schlechte Netzverbindung (10,21)

Tintling = Tätowierter (9,55)

Tindergarten = Sammlung von Onlinedating-Kontakten (8,87)

Uhrensohn = schlechtes Benehmen zu falscher Zeit (7,83)

am fly sein = besonders abgehen (4,4)

Banalverkehr = belangloser Chatverlauf (2,13)

bae = before anyone/anything else: Bezeichnung (1,94)

Quelle: www.jugendwort.de (ssc)