Wie feiert ein Verein sein 20-Jähriges, der eng mit einem Krankenhaus verbunden ist? Der Stockacher Krankenhausförderverein hat seine Antwort gefunden: mit einer Operation. Die fand bei der Feier im Bürgerhaus Adler Post zwar nur als Sketch statt. Doch die Organisatoren entwarfen darin eine – zugegebenermaßen ziemlich kühne – Zukunftsvision des Stockacher Krankenhauses.
Im Jahr 2023 ist darin das Krankenhaus im Besitz des Fördervereins und eines der größten Transplantationszentren in Baden-Württemberg. Die Gehälter seien kräftig angehoben worden, der Hubschrauber Rainer II fliege Notfälle aus einem großen Umkreis in die Stadt, die Krankenhausküche habe den ersten Michelin-Stern erkocht. Und es wird ein topmodernes und exklusives Operationsverfahren angewendet, das bei seiner Premiere auch gleich auf offener Bühne vorgeführt wird – natürlich nur im Sketch und mit freiwilligen Darstellern, auch wenn einige von ihnen wirklich im Krankenhaus arbeiten.

Diesem launigen Abschluss ging ein durchaus offizieller Teil voraus, zum Beispiel beim Grußwort von Bürgermeister Rainer Stolz. Er würdigte den Krankenhausförderverein für seine "großartige Bilanz", bei der es nicht nur um Technik, sondern auch ums Wohlfühlen gehe. Er würdigte die finanzielle Unterstützung der fünf Umlandgemeinden für den Verein und beschrieb die klare Positionierung aller städtischen Verantwortungsträger für das Krankenhaus. Nicht zuletzt übernehme die Stadt etwa eine Million Euro jährlich an Kosten, wenn man nicht nur das operative Geschäft betrachte.
Stolz nutzte die Bühne des Festakts auch für Kritik an der großen Politik. Denn die Verantwortlichen vor Ort ließen nichts aus, um das Haus den Anforderungen des Marktes entsprechend zu verbessern. Damit wolle man verhindern, einer "imaginären Fallzahl" zum Opfer zu fallen, wie es manch einem Politiker sicher Recht wäre, sagte er. In der Gesundheitspolitik werde behauptet, man brauche kleine Krankenhäuser nicht – ein Vorwurf, den er allen Parteien mache. Selbst gehört Stolz zu keiner, sondern zur Freien Wählervereinigung. In Stockach sage man, dass man das Krankenhaus brauche, etwa für Notfälle. Und es sei schade, dass die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger (Grüne) ihre Zusage für den Abend nicht habe realisieren können, sie hätte die Landessicht erklären können, so Stolz.

Der Vorsitzende Hubert Steinmann gab das Lob für die Vereinsarbeit ans Team und die mehr als 1200 Mitglieder weiter. Damit sei der Krankenhausförderverein der größte Verein in der Geschichte Stockachs, wie er bei früherer Gelegenheit sagte. Schon in seiner Begrüßung zum Festabend dankte Steinmann der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft Stockach sowie allen Mitgliedern für 20 Jahre Unterstützung. "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", zitierte er den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der Förderverein habe Visionen und gehe mit offenen Augen durch das Krankenhaus, um zu helfen, wo es benötigt werde.

Und die Vereinsmitglieder? Viele haben den Weg ins Bürgerhaus gefunden. Zwei von ihnen sind Günther Hins aus Orsingen und Werner Schellhammer aus Windegg, die beide schon lang Mitglieder sind. Beide lobten das Programm, zu dem auch Auftritte der Dudelsackgruppe Pipes of Constance und von Werner Gaiser gehörten: "Das war etwas Besonderes", so Hins.

Spende und Ehrungen
- Spende: Mit einem Scheck in Höhe von 82 000 Euro spendete der Förderverein während der Feierstunde zwei Ultraschallgeräte für die Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie. Die Freude bei den Verantwortlichen des Krankenhauses war riesig: "Wir haben es nicht zu glauben gehofft", sagte Christa Knecht, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin. Der Scheck stand unter dem Motto: den besten Ärzten das beste Gerät.
- Ehrungen: Bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen hat der Vereinsvorsitzende Hubert Steinmann auch Ehrungen vorgenommen. Irene und Wolfgang Stump bekamen gemeinsam ein Präsent, weil einer von ihnen als 1200. Mitglied in den Förderverein eingetreten sind. Wem von beiden die Ehre gebührt, wollten sie auf der Bühne nicht entscheiden, sondern nahmen die Ehrung gemeinsam an. Und Gudrun Stolz wurde für ihre Arbeit als Kassiererin gewürdigt. (mgr/eph)