Das Ziel des Berufsschulzentrums Stockach ist klar: Man will nach Berlin. Dort findet am 8. Juni mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Verleihung des Deutschen Schulpreises statt, den die Robert-Bosch-Stiftung zum zehnten Mal auslobt. Die Bewerbung im ersten Schritt war erfolgreich, jetzt sind die Stockacher unter den 17 besten Schulen Deutschlands und hoffen, nach dem Besuch einer Jury das Ticket nach Berlin zu erhalten.
Zu Schuljahresbeginn musste es ziemlich flott gehen, denn bis zum Abgabetermin am 15. Oktober blieben dem Kollegium des Berufsschulzentrums nur zwei Wochen, um der Robert-Bosch-Stiftung über zehn Seiten hinweg das tägliche Schulkonzept zu schildern. Bei der Bewerbung habe man aber nicht bei null angefangen, sagt Schulleiter Karl Beirer. „Wenn man sich auf einen Wettbewerb bewirbt, ist das kein Zufallsprodukt, sondern Ergebnis jahrelanger Arbeit.“ Dennoch war es eine Herausforderung mit einigen Nachtschichten, ergänzt Projektleiterin Oana Andrea Gihr. Von ihr kam auch der Anstoß für die Bewerbung. Gihr unterrichtet Englisch, Deutsch und ist Verbindungslehrerin. Der Gedanke, sich beim Deutschen Schulpreis zu bewerben, habe schon länger in ihrem Kopf gespukt, erzählt sie. Nach Beirers Zustimmung sei der schwierigste Teil gewesen, die Bewerbung zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzufügen.
Was die Jury der Robert-Bosch-Stiftung überzeugt hat, weiß das Berufsschulzentrum Stockach noch nicht. Gihr hat aber eine Vermutung: „Unser Umgang mit Vielfalt, die Kooperationen mit Unternehmen sowie Unterrichtsqualität und Schulklima dürften uns in die engere Auswahl gebracht haben.“ Auf die Frage, was sie von anderen Schulen unterscheide, antwortet sie: „Dass wir Verantwortung an Schüler geben und entstehen lassen, das kann man ja nicht unterrichten.“ Ihr Schulkonzept entwickele sich mit der Rückmeldung von Schülern ständig weiter. „Hier im Haus gibt es für jeden einen Ab- und Anschluss“, sagt Beirer.
Wenn die Jury zu Besuch kommt, wird sie Gespräche mit Schulleitung, Lehrern, Schülern und Eltern führen sowie den Unterricht und Projekte besuchen, wie die Stiftung mitteilt. „Dass man die DNA der Schule quasi vorstellt“, führt Beirer aus. Den ersten Termin habe die Stiftung auf den Schmotzigen Dunschtig gelegt, erzählt er lachend, Ende Februar passe jetzt deutlich besser in den Terminkalender.
Aufgeregt sind Beirer und Gihr noch nicht. „Man kann nur gewinnen“, sind sich die beiden einig. Es sei spannend, deutschlandweit Einblicke in das Schulleben zu erhalten. Auch um persönlich Kontakte knüpfen zu können, hoffen sie auf die nächste Runde: Anfang April verkündet die Stiftung bis zu 15 Schulen, die nach Berlin fahren. Auf das Preisgeld von bis zu 100 000 Euro komme es ihnen weniger an, Pläne im Fall eines Gewinns gebe es noch nicht.
Für Karl Beirer wäre es vermutlich der letzte und zugleich größte Preis für das Berufsschulzentrum, bevor er im Sommer in den Ruhestand geht. Für ihn ist es nach eigener Aussage ein gutes Gefühl, dass die Kollegen das Konzept der Schule einreichen wollten. Daran sei er schließlich nicht ganz unbeteiligt.
Er betont jedoch die Beteiligung der Schüler, denn die bestimmen ihren Alltag und sollen daher auch im Falle der Preisverleihung dabei sein.