Nicht bei jedem jungen Menschen läuft die Schulkarriere so, wie sie im Schulsystem vorgesehen ist. Mal reichen die Noten nicht für einen Abschluss, mal ergibt sich nicht das passende Ausbildungsverhältnis und manche von ihnen haben abenteuerliche Fluchtgeschichten hinter sich und im Jugendalter noch keine Schule von innen gesehen. Was muss passieren, damit junge Menschen, die Probleme mit der schulischen Ausbildung haben, in die Arbeitswelt finden? An den beruflichen Schulen des Landkreises gibt es ein ganzes Team von Schulsozialarbeitern und Jugendberufsbegleitern, die den jungen Menschen zur Seite stehen. Koordiniert wird dieses Team landkreisweit von Frank Spellenberg, der sein Büro im Berufsschulzentrum (BSZ) Stockach hat. Mitarbeiter des Stockacher BSZ erzählen aus ihrer Praxis:

  • Klassische Schulsozialarbeit: Bei der Schulsozialarbeit an der Berufsschule gehe es stark um Einzelfallhilfe, der Fokus liege weniger auf der ganzen Klasse, erzählt Sarah Stephan, die seit diesem Schuljahr zwei Drittel ihrer Arbeitszeit am BSZ mit dieser Aufgabe verbringt. Viele Schüler seien schon volljährig, den sprichwörtlichen guten Draht herzustellen, sei daher das Wichtigste, sagt sie. Die Schüler kämen mit einer ganzen Bandbreite an Problemen zu ihr: familiäre oder psychische Sachen, Aggressionen oder Konflikte nennt sie als Beispiele.
    Ziel der psychosozialen Beratung, so Frank Spellenberg: Mit dem Schüler überlegen, welche Strategie für die Lösung des Problems die richtige ist.
  • Schulsozialarbeit für VAB-O-Klassen: Bei den Schülern in den VAB-O-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse) gebe es viele sprachliche Probleme, zum Beispiel bei Briefen, berichtet Sarah Stephan aus ihrer weiteren Tätigkeit am BSZ. Grundsätzlich sei die Betreuung wesentlich enger als bei der klassischen Schulsozialarbeit, sagt ihre Kollegin Ida Hirt, die seit November 2015 zum Team gehört. So werden im Einzelgespräch mit jedem Schüler der bisherige Werdegang, die Vorbildung, Sprachkenntnisse und Ähnliches abgeklopft. Einmal in der Woche sei sie auch im Unterricht. Dabei gehe es etwa um Themen wie Wohnung, Verträge oder das Berufsleben, so Hirt, ein großer Teil der Arbeit sei die Vermittlung der Schüler in Praktika. Dabei sehe man manche der Schüler von einer ganz anderen Seite, sagt Sarah Stephan dazu. Denn es gebe durchaus Menschen, die schon in ihren Heimatländern gearbeitet, aber noch nie eine Schule besucht haben. So sei schon ein Hirte unter den Schülern gewesen, und Spellenberg erzählt von einem Schweißer, der in einen Betrieb vermittelt werden konnte.
    Ida Hirt fasst die Arbeitsweise so zusammen: „Wir schneidern für jeden Schüler einen individuellen Weg zusammen.“
  • Jugendberufsbegleitung: Die Mitarbeiter in dieser Berufsgruppe arbeiten mit Schülern des VAB (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf) und des BEJ (Berufseinstiegsjahr), erklärt Simone Heim, die diese Arbeit seit Oktober 2007 macht. Zu ihren Aufgaben gehöre dabei der berufskundliche Unterricht in diesen Klassen, aber auch Hilfe bei Bewerbungsunterlagen, das Üben von Bewerbungsgesprächen oder die Organisation von Praktika. 80 bis 90 Prozent der Schüler bekämen durch ein Praktikum später ihren Ausbildungsplatz, schätzt Heim. Auch sie betont die Wichtigkeit der individuellen Hilfe. So gebe es viele Einzelgespräche, sie selbst sehe sich als individuelle Begleiterin. Das Ziel: Jeder Schüler soll einen sinnvollen beruflichen Verbleib finden.

Team, Zahlen, Erfolg

Die Schulsozialarbeit und die Berufsbegleitung an den Schulen in Trägerschaft des Kreises sei zuletzt stark gewachsen, sagt Teamleiter Frank Spellenberg. Heute gebe es mehr als 25 Mitarbeiter, die sich etwa 20 Stellen teilen. Vor einigen Jahren sei man mit dreieinhalb Stellen gestartet, bei konstant etwa 9000 Schülern. Der Kreistag unterstütze das sehr stark. So sei der Kreis Konstanz der erste gewesen, der Jugendberufsbegleiter eingestellt habe. Laut der Statistik der Arbeitsgruppe sind 38 Prozent der Schüler, die im Schuljahr 2015/2016 Jugendberufsbegleitung bekamen, danach in Ausbildung gegangen. Nur drei Prozent hätten den Kontakt verweigert, laut Spellenberg "der eigentliche Knackpunkt". Im selben Schuljahr sind 98 von 183 Schülern der VAB-O-Klassen an weiterführende Schulen gegangen, nur bei 15 ist ein "anderer Verbleib" ausgewiesen. (eph)