Die Premiere war ein Erfolg. Im Bürgerhaus Adler-Post fand das erste Jugendforum mit 150 Teilnehmern der Klassenstufen fünf bis elf statt. An zehn Stationen wurden Themen diskutiert, die zuvor in einer Online-Umfrage ermittelt worden waren. Die drei wichtigsten Anliegen jedes Themenbereichs stellten einige Teilnehmer abschließend allen Mitwirkenden sowie Bürgermeister Rainer Stolz, Vertretern des Gemeinderats und der Verwaltung vor.
Die Idee für das Jugendforum entstand, als 2016 in der Gemeindeordnung festgehalten wurde, dass Jugendliche bei jugendrelevanten Themen mehr eingebunden werden müssen, erklärt Stadtjugendpfleger Frank Dei. "Wir haben die Schulen angesprochen, die waren sofort dabei. Sie haben das Jugendforum beworben, die Online-Befragung durchgeführt und zwei Schüler pro Klasse für heute freigestellt."
Die Antworten erstaunen
Kreisjugendpfleger Stefan Gebauer war einer der Moderatoren an den Themeninseln. Er staunte über die Antworten der Teilnehmer. Sie wollten öfter solche Veranstaltungen. "Und sie wünschen sich persönliche Treffen anstelle des Internet-Kontakts." Öfter hörte er: "Die Erwachsenen denken, dass uns Sachen gefallen. Warum fragen sie uns nicht einfach?"

Madita Sachs, elfte Klasse, bestätigte, dass viele gute Vorschläge kämen. "Es ist sehr gut, dass wir eine Stimme bekommen." Kevin Scholl, ebenfalls elfte Klasse, lobte, das Forum sei gut organisiert und die große Altersspanne zeige die ganze Bandbreite an Ideen. "Es ist auch interessant, die Vertreter der Gemeinde persönlich zu treffen."
Gemeinderäte zeigen sich beeindruckt
"Da werden Stellschrauben genannt, die man aufgreifen kann und sollte. Ich bin beeindruckt, wie viele sich hier eingebracht haben", sagte Gemeinderat Harald Karge, SPD. Jürgen Kragler, CDU, betonte, man müsse dranbleiben und die Jugend ermuntern, sich weiter einzubringen. "Das ist gelebte Demokratie. Es ist ganz wichtig, dass ihnen das klar ist."
Bürgermeister Rainer Stolz lobte die Teilnehmer und die Veranstaltung. "Das sind unglaublich viele gute Gedanken, die uns im Gemeinderat beschäftigen werden." Einige Themen widersprächen sich teilweise wie gemeinsame Schulzeiten und die volle Mensa. Einen Laden in direkter Nähe befürwortete er dennoch nicht, immerhin habe die Stadt für über zwei Millionen Euro die Mensa gebaut und sich viel Gedanken gemacht.

Doch er sagte, im Laufe des nächsten Jahres werde eine Priorisierung der Themen erfolgen, dann könnten Mittel zur Verfügung gestellt werden. "Deshalb unterstützt uns, habt Geduld und Energie, um nicht nur heute, sondern auch künftig dabei zu sein und die Stadt noch attraktiver, familien- und jugendgerechter zu machen", bat er.
Im Januar soll es weitergehen
Und wie geht es weiter? Das erste Nachtreffen findet am 17. Januar 2019 um 16 Uhr statt. Es wird einen Rückblick auf die Veranstaltung, erste Ergebnisse und einen Ausblick geben. Diese Veranstaltung im kleinen Ratssaal des Rathauses ist offen für alle interessierten Kinder und Jugendlichen. Alle Vorschläge, die gesammelt wurden, werden gebündelt und weitergegeben, so Mitorganisatorin Christine Derschka vom Verein ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) Bodensee.
Was die Jugendlichen bei dem Treffen vorschlugen
- Spiel und Sport: mehr Rutschen und Spielmöglichkeiten im Freibad, mehr Partys und Discos sowie ein Kino.
- Kultur und Bildung: ein interaktives, modernes, größeres Museum, das Dinge anschaulich erklärt und vielleicht auch Veranstaltungen für Jugendliche durchführt. Konzerte mit attraktiven Künstlern in der Stadt – mit Auswahl der Musiker unter Mitwirkung von Jugendlichen.
- Treffpunkte und Vereine: ein neuer Boden beim Skaterpark im Osterholz und zusätzliche Rampen sowie mehr Sitzgelegenheiten. Ein Fußballplatz für alle und eine Jugenddisco. Mehr Sitzgelegenheiten in der Stadt.
- Shoppen und Snacken: ein weiteres Einkaufszentrum gegenüber dem Gymnasium, Erhalt der Innenstadt und ein Laden nahe dem Schulzentrum, in dem Schüler günstiges und leckeres Essen kaufen können, wenn die Mensa überfüllt ist.
- Stadtgestaltung, Sauberkeit und Internet: Ausbau des Glasfasernetzes, freies WLAN im Stadtgebiet sowie mehr Mülleimer mit Aschenbechern.
- Mobilität: mehr Busse und Zug-Wagons zu Stoßzeiten, Regeln an Haltestellen gegen das Gedränge, bessere Umleitungen bei Baustellen, eine Ampel statt des Zebrastreifens und bessere Verbindungen am Abend, da Sammeltaxis erst ab einer bestimmten Personenzahl fahren.
- Sicherheit: Sichere Schulwege, die durch 30er-Zonen führen, Schülerlotsen, bessere Beleuchtung und Rauchverbot im Stadtgarten sowie mehr Kontrollen auf Schulhöfen und Spielplätzen.
- Schule und Schulgestaltung: moderne Schulgestaltung und -ausstattung sowie eine bessere Zusammenarbeit der Schulen in allen Bereichen, beispielsweise beim Kulturangebot.
- Jugendbeteiligung: regelmäßiger persönlicher Austausch, Bildung eines Jugendrats und ein Jugendwart als Ansprechpartner.
- Weitere Themen: Abschaffung der Kindergartengebühren, Bereitstellung von Leihrädern im Stadtgebiet und weniger Parkgebühren mit einer Stunde Gratis-Parken. (wig)