Reinhold Buhl

Eine neue Belüftungsanlage ist die größte Investition, die der Abwasserverband Stockacher Aach im Laufenden Jahr tätigen will. Insgesamt sind seitens des Verbands Investitionen in Höhe von rund zwei Millionen Euro vorgesehen, wobei die Erneuerung eben jener Belüftungstechnik in der Kläranlage Stockacher Aach im Bereich der Biologie mit 700 000 Euro am stärksten zu Buche schlägt.

Wie Betriebsmeister Carsten Bucksch erklärte, soll in die drei großen Belebungsbecken der Kläranlage am See-Ende eine neue Technik in Form von sogenannten Belüftungskissen – eine Art Membranen – eingebaut werden. "Die Biologie reinigt Abwasser und benötigt dazu Sauerstoff; die Zuführung dieses Sauerstoffs erfolgt über die oben erwähnten Belüftungskissen", erklärte Bucksch. Die Maßnahme sollte laut Bucksch im Herbst, spätestens zum Jahresende erledigt sein. Ob die neue Technik tatsächlich besser ist als die bisherige Belüftung, werde sich erst in der Praxis zeigen. Natürlich sollen mit der neuen Belüftungs-Technik Kosten eingespart werden.

Die Verbandsversammlung beschloss mehrere Investitionen. Unter anderem soll in die sogenannten drei Belebungsbecken (siehe Bild) der ...
Die Verbandsversammlung beschloss mehrere Investitionen. Unter anderem soll in die sogenannten drei Belebungsbecken (siehe Bild) der Kläranlage Stockacher Aach am See-Ende eine neue Belüftungstechnik in Form von Belüftungskissen eingebaut werden. Eine Investition in Höhe von 700000 Euro. | Bild: Reinhold Buhl

Die anschließenden Tagesordnungspunkte in der jüngsten Versammlung des Zweckverbands bezogen sich ebenfalls auf durchgeführte und geplante Investitionen und Reparaturen. So musste in der Kläranlage Stockacher Aach ein Feinrechen nach 40 Jahren ersetzt werden. Zur Sprache kam auch die Großbaustelle an der Hindelwanger Adler-Kreuzung. Dort wird gerade die Überlastung des Netzes durch den Einbau eines Staukanals beseitigt. Die Arbeiten dauern nicht mehr lange an, sagt Reiner Müller vom Bauamt der Stadt Stockach. Hier übernimmt der Verband 50 Prozent der Kosten, das entspricht 267 000 Euro, Im nächsten Jahr soll die Kreuzung zu einem Kreisverkehr umgebaut werden.

Die Kosten für einen nötigen Grobrechen vor der Mündung der Stockacher Aach in den Bodensee würde laut Bürgermeister Matthias Weckbach die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen übernehmen, allerdings sollten die laufenden Kosten vom Abwasserverband getragen werden. "Für das zunehmende Schwemmgut, man nennt es auch Wohlstandsmüll – von Plastiktüten über Gelbe Säcke bis Grobholz und Autoreifen – ist dringend der Einbau eines Grobrechens erforderlich, um den See nicht mit diesen Abfällen zu belasten", erklärte Weckbach und stieß mit seinem Vorschlag auf Zustimmung. Auch Stadtbaumeister Willi Schirmeister mahnte eine weitere dringend erforderliche Maßnahme an. "Wir brauchen eine neue leistungsfähige Notstromversorgung der Kläranlage, um bei einem "blackout", sprich totalem Stromausfall, die Funktion der Anlage für mindestens drei bis vier Stunden vorhalten zu können, damit wir nicht absaufen," so Schirmeister wörtlich.

Großes Einzugsgebiet der Kläranlage Stockacher Aach. Das Bild zeigt die Gemeinden, die zum Abwasserverband Stockacher Aach gehören, ...
Großes Einzugsgebiet der Kläranlage Stockacher Aach. Das Bild zeigt die Gemeinden, die zum Abwasserverband Stockacher Aach gehören, wobei die Zugehörigkeit unabhängig von den Kreisgrenzen ist, deshalb sind auch Sipplingen sowie Stahringen als Ortsteil von Radolfzell am Verband beteiligt. | Bild: Reinhold Buhl

Auch in Honstetten, einem Ortsteil der Gemeinde Eigeltingen, wird es mittelfristig eine Veränderung geben. Bürgermeister Alois Fritschi bittet um den Anschluss Honstettens an die Verbandskläranlage, um die vorhandene Teichkläranlage stilllegen zu können. Auch eine Satzungsänderung wurde von den sieben Bürgermeistern beschlossen. Den Löwenanteil der Kosten trägt die Stadt Stockach mit rund 54 Prozent, während Hohenfels den kleinsten Anteil von ungefähr fünf Prozent zu tragen hat. "Wir sind sehr gut aufgestellt und haben sicher eine der leistungsfähigsten Anlagen am See", erklärte Bürgermeister Stolz am Rande der Versammlung.


Der Zweckverband und die Investitionen

  • Der Verband: Der Abwasserzweckverband Stockacher Aach, wie er mit vollem Namen heißt, reinigt Abwässer aus Stockach, Bodman-Ludwigshafen, Eigeltingen, Hohenfels, Orsingen-Nenzingen, Sipplingen und dem Radolfzeller Ortsteil Stahringen. Die Gemeinschaftskläranlage liegt zwischen Espasingen, Bodman und Ludwigshafen an der Aach. Nachdem das Schmutzwasser über 70 Kilometer Kanalleitungen in die Kläranlage gelangt ist und dort gereinigt wurde, wird es in die Stockacher Aach geleitet und erreicht hierüber den Bodensee. Daher ist ein hoher Reinigungsgrad in der Kläranlage wichtig. Sie wurde deswegen in den vergangenen Jahrzehnten für Millionenbeträge immer wieder nachgerüstet und modernisiert, um diesen Standard zu erreichen und zu erhalten.
  • Die Investitionen: Abgesehen von dem großen Betrag für die Belüftungstechnik im Bereich Biologie stehen im Wirtschaftsplan noch einige weitere größere Ausgaben. So soll für die mechanische Klärstufe eine Schneckenpumpe angeschafft werden. Auch der weitere Ausbau der Messanlagen schlägt demnach mit 220 000 Euro für sechs Messstationen zu Buche. Der neue Feinrechen samt Erneuerung des Feinrechengebäudes ist mit zusammen 190 000 Euro verzeichnet. So soll vor allem der Bodensee sauber gehalten werden und nicht mit Plastikmüll belastet werden. 
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