Gut besucht ist die Bürgerversammlung in Steißlingen eigentlich immer. Doch dann kam Corona und machte der Ausrichtung einer solch öffentlichen Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung. Zum letzten Mal fand sie 2019 statt. Doch es ist in der Zwischenzeit trotzdem einiges passiert. Bürgermeister Benjamin Mors freute sich deshalb über das große Interesse der Steißlinger und reichte im ersten Teil der Versammlung das Mikrofon an Hauptamtsleiter Roland Schmeh und Bauamtsleiter Christian Weber weiter. Denn viele Themen der Verwaltung sind fachbereichsübergreifend.

Ganz oben auf der Tagesordnung steht das Thema Flüchtlinge in Steißlingen. Roland Schmeh gab einen kurzen Überblick, was seit 2015 bereits geleistet wurde und was der aktuelle Stand ist. „Wie die Zukunft aussieht, weiß keiner genau, der Blick in die Glaskugel ist neblig“, bekannte er. Zum Jahresende müsse Steißlingen 199 Flüchtlinge aufnehmen. Das gehe ohne die Containeranlage für geflüchtete Menschen im Industriegebiet nicht. Der Standort sei sowohl einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr als auch dem Zeitdruck geschuldet.

Die Ortsentwicklung war eines der Themen, welches an den vier Themenständen bei der Bürgerversammlung kommuniziert wurden.
Die Ortsentwicklung war eines der Themen, welches an den vier Themenständen bei der Bürgerversammlung kommuniziert wurden. | Bild: Susanne Schön

Christian Weber fügte an: „Ein Baugenehmigung für eine solche Anlage ist im Industriegebiet schneller zu bekommen.“ Zudem erläuterte er, wie die Anlage aussehen werde und betonte, dass man sich auch Gedanken über die Integration der zukünftigen Bewohner gemacht habe. Bisher seien die Flüchtlinge dezentral im Ortskern untergebracht, fügte Benjamin Mors an. Er betonte, dass die Kommunen sowohl finanziell als auch personell bereits über ihren Grenzen angekommen seien. Zudem sei im Ortskern kein Wohnraum mehr zu bekommen. Sein Dank galt den Vermietern und diese bekamen auch Applaus aus der Versammlung. Ein Bürger meldet sich und erklärte: „Ich habe wieder etwas Neues gelernt.“ Er dankte wie die Verwaltungsmitarbeiter den Vermietern, die dafür mehrfach herzlichen Applaus bekamen. Auch im zweiten Teil informierten sich viele Bürger am Stand zum Thema Flüchtlinge und suchten das Gespräch mit den Verwaltungsmitarbeitern und untereinander. „Die Unterbringung der Flüchtlinge ist nicht nur eine kommunale Pflichtaufgabe sondern auch eine humanitäre Pflicht“, betonte Benjamin Mors. Auch dafür gab es viel Applaus.

Die Steißlinger schätzten sowohl die Informationen im ersten Teil der Bürgerversammlung als auch den Austausch mit Bürgermeister, ...
Die Steißlinger schätzten sowohl die Informationen im ersten Teil der Bürgerversammlung als auch den Austausch mit Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeitern und Gemeinderäten. | Bild: Susanne Schön

Zweiter Tagesordnungspunkt waren bauliche Aktivitäten in den Bereichen Breitbandversorgung und Stromversorgung. Hier konnte Christian Weber verkünden, dass man vieles getan habe, um die Stromversorgung in Steißlingen für die neuen Anforderungen wie E-Mobilität und Wärmepumpen vorzubereiten. Die Planungen und Projektierung begann 2018, Baubeginn war 2021 und die Inbetriebnahme ist für Juli geplant. So gibt es einen neuen Hauptstromanschluss auf Mittelspannungsebene und eine neue Hauptstation im Gewerbegebiet „Vor Eichen II“ mit neuer Mittelspannungsanlage. Bisher war ein maximaler Anschlusswert von 4,8 Megawatt möglich, bald sollen zehn Megawatt möglich sein. Über eine Strecke von 10,2 Kilometer wurden Stromleitungen verlegt. Dafür wird mit Kosten von rund 3,2 Millionen Euro gerechnet.

Nicht nur Bürgermeister Benjamin Mors suchte den Kontakt zu den Bürgern. Information und Kommunikation , beides war bei der ...
Nicht nur Bürgermeister Benjamin Mors suchte den Kontakt zu den Bürgern. Information und Kommunikation , beides war bei der Bürgerversammlung geboten. | Bild: Susanne Schön

Auch der Breitbandausbau beschäftigt Verwaltung und Gemeinderat schon lange. Mit dem Programm für Breitbandausbau für unterversorgte Gebiete, sogenannte „weiße Flecken“ sowie Bundes- und Landesförderprogrammen konnten viele Gebiete in Steißlingen angeschlossen werden, die bisher keinen Empfang hatten. Dazu gehören beispielsweise Wiechs, Maiershöfe, Mindlestal und Mühlenweg. Die Maßnahme wird zu 90 Prozent gefördert. Es fallen Kosten von rund zwei Millionen Euro an. „Im Ortskern können leider im Zuge dieser Maßnahme keine besseren Verbindungsraten geschaffen werden, sonst würden wir die Förderung verlieren“, erläuterte Benjamin Mors.

Das könnte Sie auch interessieren

Aber die Infrastruktur im Ortskern ist dafür bereit. Teile sind seit März in Betrieb, fertiggestellt wird die Maßnahme bis zum dritten Quartal sein. „Die Verzögerungen kommen durch unerwartete Schwierigkeiten mit dem Untergrund, die geplante Spülbohrungen verhindern“, erklärte Christian Weber, der ein Ende der „lästigen Tiefbaumaßnahmen“ in Aussicht stellte.