Die Verantwortlichen der Erzählzeit konnten den Schweizer Drehbuchautor und Schriftsteller Charles Lewinsky nach Steißlingen holen, wo er aus seinem Roman „Sein Sohn“ las. Darin entführt er die Leser auf lebendige und detaillierte Weise in die Jahre nach der Französischen Revolution. Zu Beginn der Lesung erklärte er: „Bei diesem Buch kann ich sagen, wie ich auf die Idee gekommen bin.“ Er habe „Blaues Blut“ gelesen und dabei die Geschichte von König Louis-Philippe I entdeckt, beziehungsweise, dass dieser vor seiner Inthronisation eine Liaison mit einer Schulköchin hatte, aus der ein Sohn entsprang. Dieser wurde nach seiner Geburt in einem Waisenhaus abgegeben. Man weiß nicht, ob er überlebt hat oder als Säugling gestorben ist. „Das klingt wie ein Märchen. Da habe ich Lust bekommen, etwas darüber zu schreiben“, sagte Charles Lewinsky und dachte sich das Leben des Louis Chabos aus. Bei der Lesung gab es Einblicke in verschiedenste Lebensabschnitte und gesellschaftliche Entwicklungen im 18. Jahrhundert.

Los ging es in einem Waisenhaus in Mailand. Nachdem der erste Mensch, der den Zwölfjährigen wertschätzte, ein Adliger, verstarb, meldete sich Louis Chabos beim französischen Militär. „Und da war ein Schriftstellerproblem. So einen schwächlichen jungen Mann nimmt man nicht beim Militär“, bekannte Lewinsky. Doch seine Figur zu ändern, kam nicht in Frage. Die Lösung waren die Voltigeure, eine Gruppe kleinwüchsiger und leichtgewichtiger Infanteristen, die hinter Kavalleristen auf die Pferdekruppe aufspringen sollten. Nach dem Russland-Feldzug empfand Chabos sich als Krüppel. Statt aufzugeben, machte er sich auf die Suche nach seinen Eltern. Gefunden hat er in Graubünden sein Glück und gründete eine eigene Familie. Doch fand er heraus, dass er der uneheliche Sohn des Königs ist, und suchte den Kontakt zu ihm. „Wie die Geschichte ausgeht, verrate ich nicht“, endete Lewinsky seine Lesung. So erstaunte der Ansturm auf sein Buch nicht, das er gerne signierte. Auch Artur Ostermaier war unter den Zuhörern: „Charles Lewinsky hat sehr gut gelesen. Die Geschichte wurde lebendig.“ Oliver Gassner ist selbst Schriftsteller und hat die Lesung ebenfalls genossen.