Was hat Fronleichnam mit dem Southside-Festival in Neuhausen ob Eck zu tun? Eigentlich so gut wie gar nichts. Es wäre aber das erste Mal, dass es nicht gelänge, in einer Glosse die gewünschte Brücke zu schlagen.

Am Heiligen Feiertag pilgerten viele hundert Menschen vom Hegau aus zum Southside-Festival. Nicht zu Fuß, wie die weit weniger Menschen, die an den traditionellen Fronleichnam-Prozessionen teilnahmen. Per Auto oder Shuttle-Sonderbus machten sich vorwiegend junge Leute auf den Weg nach Neuhausen. Manche bestellten ein Taxi. Nun heißt es: Drei Tage und Nächte lang abfeiern. Auf einem Gelände, auf dem noch vor einige Jahrzehnten eine ganz gegensätzliche Stimmung bei den meisten Personen herrschte, die sich dort aufhielten.

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Von wegen rund um die Uhr mächtig Spaß haben. Stramm stehen, im Gleichschritt marschieren, auf dem Boden robben, stundenlang Waffen reinigen, Wache schieben und viele weitere Schikanen waren auszuführen. Auf strengen Befehl. Ausgerufen teils in primitivster Form. Die Vorgesetzten hatten bei der Bundeswehr kraft Gesetz allzuviel Macht über junge Leute, die ihren Wehrdienst absolvierten. Deren Rechte schrumpften in dieser Zeit auf ein Minimum.

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Ja, so war das damals auf dem South-Side-Gelände, wo längst die Schreie der Unteroffiziere, von denen einige im anderen Berufsleben kaum ein Bein auf den Boden gebracht hätten, verstummt sind. Die Heeresflieger-Kaserne ist ein vergangenes Kapitel, das man gerne aus der Erinnerung löscht.

Heute wird nicht mehr im Befehlston geschrien

Ganz konträr gestaltet sich der Rückblick auf frühere Fronleichnam-Zeiten. Für Kinder und Erwachsene war es damals eine mächtige Freude, schon Tage vor dem Fest Blumen zu zupfen und anschließen gemeinsam den Prozessionsteppich zu legen. Gut, heute würde manchem Botanik-Freund das Herz bluten ob solcher Aktionen. Aber: Diese Tradition hält nur noch an ganz wenigen Orten an, wie etwa in Hüfingen. Verharren mussten aber wegen der Corona-Pause auch zwei Jahre lang Tausende Fans des Southside-Festivals. Die dürfen nun wieder überschwänglich den Bands zu johlen – an einem Ort, wo einst auch lautstark eine ganz scharfe Tonart vorgeherrscht hatte. Fürs ausgiebige Feiern braucht‘s eben keine Befehle.