Das saß: „Wollte schon lange mal in Erfahrung bringen, wie die Singener wirklich wohnen.“ Mehr als verschmitzt beantwortet der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Reuther die Frage, warum er in einer kleinen Gesellschaft gleich drei Winnetou-Filme hintereinander im Singener Cineplex anschaut. Reuther ist bekannt für seinen genauso scharfsinnigen wie bissigen Humor. Könnte man auch Sarkasmus nennen. Als er vor Jahren seine Rede als Ehrengerstensafter beim Gottmadinger Narren-Bieranstich hielt, mussten etliche Zunftmitglieder etwas verstört schlucken. Großen Applaus gab es dennoch. Das Wohnverhalten der Singener auf den einfachsten Tipis der Indianer und Planwagen der Bleichgesichter gedanklich in Verbindung zu setzen – darauf muss einer erst mal kommen.

Aber Reuther ist durch und durch Stockacher. Und da dürfen Seitenhiebe auf die größte Stadt im Hegau nicht ausbleiben. Wohlwissend: In Singen wohnen die Bürger mindestens so zivilisiert und zeitgemäß wie die in Stockach. Der gut sechsstündige Kino-Besuch war ein Geschenk an Reuthers Frau Tina. Die ist seit Kindheit Winnetou-Fan und hat die Triologie in vollen Zügen genossen. Mit im Schlepptau Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Dessen Frau Diana gehörte ebenfalls zum Quartett, das in den Pausen, aber auch während der Vorführungen eine spannende Unterhaltung verspürten, obwohl es überwiegend wild bei kriegerischen Kämpfen zuging. Übrigens: Die Hespelers wohnen in Singen. Und fühlen sich dort pudelwohl.
Die virtuelle Reise zurück in die Western-Welt des 18. Jahrhunderts gaben Anlass für weitere lockere Sprüche. In einer Zeit, in der es allgemein etwas weniger zum Amüsieren gibt als in anderen temporären Abschnitten. Und um den öffentlich ausgetragenen Streit wegen des Auslaufens von Lizenzen der Karl-May-Filme, Diskussion um Rassismus und Entfernen von Winnetou-Büchern aus Verkaufsregalen brauchten sich die Vier beim Kinobesuch auch keine Gedanken machen.