Lässig sitzt Marcus Schwarz auf der kleinen Bühne in einem Vortragssaal der Stadthalle. Vor ihm sein Laptop, aus dem gleich gruselige Bilder auf die Leinwand übertragen werden. Auf Einladung der Volkshochschule spricht er über das Thema „Wenn Insekten über Leichen gehen“ und dies ist auch der Titel seines ersten Buches.

Also erst einmal vorweg: Das Foto von sich auf dem Buch mag er gar nicht. „Der Verlag hat einfach ein Foto aus einem Presseartikel aus dem Jahr 2014 verwendet“, erzählt er. Marcus Schwarz, Jahrgang 1987, arbeitet seit 2017 am Institut für Rechtsmedizin in Leipzig als forensischer Entomologe. Er hilft also mithilfe der Insektenkunde dabei, Kriminalfälle zu lösen.

Nach dem Studium der Forstwissenschaften in Dresden hat er sich auf dieses Gebiet spezialisiert. Dennoch sei dieses Fachgebiet in Deutschland stark unterbesetzt und unterforscht, so Schwarz, der nur noch zwei Kollegen in Jena und Frankfurt am Main hat.

Wie Schmeißfliegen helfen, Tote zu entdecken

Der Buchtitel „Wenn Insekten über Leichen gehen“ ist wörtlich zu nehmen, denn in seinem Vortrag geht es vor allem um diese grünlich schimmernden Fliegen, genauer gesagt um Schmeißfliegen, die eine Leiche schnell besiedeln, weil sie den Leichengeruch auf bis zu 16 Kilometer Entfernung riechen können.

Einmal habe ihm eine Zuhörerin nach einem Vortrag erzählt, am Fenster eines Nachbarn wären Fliegenschwärme zu sehen, erzählt Schwarz. Auch wenn es die Frau nicht hatte glauben wollen, in der Wohnung fand sich schließlich die Leiche des Bewohners.

Von den Leipziger Baggermorden

Wenn Schwarz dann Bilder von Torso-Teilen in verschiedenen Verwesungsstadien aus echten Kriminalfällen zeigt, läuft es den Zuhörern eiskalt den Rücken herunter. Besonders Stückelleichen habe er öfters zu bearbeiten. So wie bei den sogenannten „Leipziger Baggermorden“, wo zwei Leichen gestückelt im Baggersee von Schwimmern entdeckt worden waren.

Nach tagelanger Recherche habe man schließlich den Täter gefasst. Dabei seien auch Leichenspürhunde im Einsatz gewesen, die Maden in dem Koffer fanden, mit dem der Täter die Leichenteile mit der Straßenbahn transportiert hatte.

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Die Wohnung der Getöteten habe stark nach Desinfektionsmitteln gerochen und schien komplett frisch gestrichen zu sein, so dass sich die Blutspuren nur mit Luminol nachweisen ließen. „Da gab es kaum Stellen, wo kein Blut zu finden war“, sagt Schwarz.

Zweites Buch erscheint im April

Ziemlich skurril war wohl der Fall eines toten Jägers, der neben einem toten Reh und einem abgebrochenen Gewehr gefunden worden war. Anfangs habe die Polizei geglaubt, der Rehbock hätte den Jäger getötet, doch das war dann doch alles ganz anders.

Über weitere aufsehenerregende Fälle aus dem Ballistik-Labor berichtet Marcus Schwarz in seinem zweiten Buch „Der Tod im Anflug“, das Anfang April erscheint.