Die Vielfalt der Kunstwerke beeindruckt: Der röhrende Hirsch ist genauso vertreten wie ein goldener Sonnenaufgang am See, ein Kupferstich nach Raphaels Bildnis der Madonna oder ein Werk, das durch Klang entstanden ist. Alle hängen an der Wand des Kunstmuseums.

Eines der Lieblingsbilder: Das Gemälde „Röhrender Hirsch“ von Louis Kuschmann.
Eines der Lieblingsbilder: Das Gemälde „Röhrender Hirsch“ von Louis Kuschmann. | Bild: Kunstverein Singen

Der Kunstverein Singen plante eine etwas andere Ausstellung, und das ist auch gelungen: „Von Wand zu Wand“ ist der Titel der Schau, für die Bürgerinnen und Bürger ihr Lieblingsbild zuhause von der Wand nahmen und dem Kunstverein für diese Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung stellten.

„Ungeachtet regulärer Ausstellungskriterien gehängt, ist ein Spannungsbogen entstanden der zeigt, wie unterschiedlich wir alle in der Festlegung und Verbundenheit zu unserem persönlichen Lieblingsbild sind“, sagte Ulrike Veser, Vorsitzende des Kunstvereins, bei der Vernissage am Sonntag.

Alle Jahresgaben seit 1960

Im Erdgeschoss des Museums gibt der Verein in einer zweiten Ausstellung einen Einblick auf seine Lieblingsbilder, erstmalig sind alle Jahresgaben seit der Gründung 1960 zu sehen. Jahresgaben seien ideelle und materielle Unterstützung des Künstlers und gäben Kunstinteressierten die Möglichkeit, Originalkunstwerke zu einem reduzierten Preis zu erwerben, erläuterte Veser.

Auch in der Ausstellung: „... auf halbem Weg ... den Mond ...“ von der Stockacher Künstlerin Ursula Haupenthal.
Auch in der Ausstellung: „... auf halbem Weg ... den Mond ...“ von der Stockacher Künstlerin Ursula Haupenthal. | Bild: Ursula Haupenthal

„In beiden Ausstellungen wird etwas öffentlich, was bis dahin entweder privat oder unerkannt war“, sagt Museumsleiter Christoph Bauer. Er sieht in dem Projekt von Kunstverein und Stadt eine Einladung und Chance, sich Gedanken über Kunst zu machen und sich im Gespräch mit anderen mit dem Betriebssystem Kunst auseinander zu setzen. Bauer stellte Fragen wie: „Wie weit wurde bei den Jahresgaben des Kunstvereins der Begriff Kunst gefasst? Was waren die Gründe für die Entscheidungsfindung und wurde der sich erweiternde Kunstbetrieb ab den 1960er Jahren mit einbezogen?“

Lieblingsbilder von 88 Leihgebern

Vergleichbare Fragen ließen sich auch mit der Parade an Lieblingswerken im Obergeschoss verbinden. Die Schau unterlaufe nahezu alle ästhetisch-kunsthistorischen Kriterien, die im künstlerischen Schaffen dazu führen, den Weg ins Museum zu finden, so Bauer. Aber es ginge um Lieblingsbilder: „Tatsächlich ist es sehr viel interessanter und lustvoller, sich offen auf das Durcheinander und die pralle Fülle der Eindrücke einzulassen.“ Man käme schnell bei sich selbst an, mit Fragen wie: „Was sind meine Kriterien, wie unterscheide ich zwischen einem Bild und einem Kunstwerk?“

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OB Bernd Häusler bezeichnete die Ausstellung als „erste Singener Experimentelle“, man habe nicht gewusst, was an Bildern kommt. Der Verein habe mit den Ausstellungen ein positives Zeichen gesetzt, sich trotz Corona-Einschränkungen konstruktiv über den Umgang mit Kunst und Kultur auszutauschen. Der Dank aller Beteiligten galt den 88 Leihgebern. Die Besucher haben die Möglichkeit, mittels eines QR-Codes Aufnahmen der Leihgeber zu deren Lieblingsbild zu hören.

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