Knapp 100 Augenpaare aus frappierend echt gemalten Porträts schauen von den Wänden des Kunstmuseums, den Blick geradeaus auf den Betrachter gerichtet. Die Gesichter sind ohne besondere Mimik, vor türkisfarbenem Hintergrund und in einem weißlichem T-Shirt ohne schmückendes Beiwerk gemalt.

Der Bildtitel ist jeweils auf das Geburtsdatum der Dargestellten reduziert. Ebenso der Titel der neuen Ausstellung: „Thomas Kitzinger. 24.10.1955.“ – der Name des Künstlers und sein Geburtsdatum. Kitzinger geht es nicht darum, das verborgene, wahre Wesen der Porträtierten in seinen Bildern zu spiegeln. Er reduziert sie auf das rein Äußerliche, gibt minutiös alle Details wie Augen-, Lid- und Mundschnitt, Kopf- und Barthaare oder Falten und Ohrformen wieder.

Variationen eines Themas

Wie Museumsleiter Christoph Bauer anmerkte, könne die Präzision und Wahrnehmung so vieler Details den Betrachter faszinieren, aber auch entsetzen, wie man sich so ungeschönt malen lassen kann. „Ziel der Präsentation ist es, das Konzept der immer gleichen ‚Passbild-Komposition‘ und der neutralen Tonwerte durch die streng lineare Hängung zu steigern und so den seriellen Aspekt der Malerei noch sichtbarer zu machen“, erläuterte Bauer.

Kitzinger gehe es mehr um Variationen eines Themas als um den einzelnen Menschen. Zur anregenden Herausforderung würden die Fragen: „Was macht, jenseits der äußeren Erscheinung, die Identität eines Menschen aus? Was kann und zeigt die Malerei heute? Was kann vom Betrachter überhaupt wahrgenommen werden? Und wie ist unsere Wahrnehmung organisiert?“

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Kitzinger mache das vorgegebene Sujet, den jeweiligen Kopf, demonstrativ zum autonomen Bildgegenstand. Bei der Vernissage war sich Christoph Bauer sicher, dass sich der Betrachter bei einem Rundgang durch die Ausstellung Fragen stellen wird wie: Wird hier Wirklichkeit gezeigt oder konstruiert? Wie sähe es aus, wenn der Maler mich gemalt hätte? Und: Wie viel von meinem Selbstbild fände ich in meinem Abbild wieder?