Ein kunterbuntes Theater-Fest präsentierte das Färbe-Ensemble zum Spielzeitauftakt im Kneipentheater vor vollen Rängen. Da springt Mona Lisa – alias Dina Roos – barfuß aus dem Rahmen und für König Arthus beginnt eine Regentschaft inmitten wüster Ödnis. Für Färbe-Intendantin Cornelia Hentschel ist es die zweite Saison in Alleinverantwortung und die Fördervereinsvorsitzende Veronika Netzhammer attestierte dem Team um Hentschel ebenso, wie Singens Oberbürgermeister Bernd Häussler, den Geschmack des Publikums in Singen getroffen zu haben. „Während viele Kultureinrichtungen im Land ihre Besucher vermisst haben, sind die Menschen der Färbe treu geblieben“, bilanzierte Netzhammer in ihrer Ansprache. Und Häusler sicherte die weitere Unterstützung der Stadt zu, um den wichtigen Aspekt der Kultur unterm Hohentwiel zu erhalten.

Für Cornelia Hentschel ist ein erfolgreiches Jahr zu Ende gegangen. Nun will sie mit ihrem Ensemble in neue kunterbunte Zeiten aufbrechen. Mit einem Stück von Tankred Dorst, inszeniert von Klaus Hemmerle, startet die Saison 22/23: „Merlin oder das wüste Land“.
„Das Stück passt in diese Zeit, in der das Mittelalter Wiederauferstehung feiert“, so Regisseur Hemmerle beim Theaterfest zum Saisonauftakt. Hentschel freut sich auf die Rückkehr Dorsts auf die Bühne des Kneipentheaters: Zwei Mal seien Stücke des vor fünf Jahren verstorbenen Dramatikers bereits in Singen inszeniert worden – und ein Mal habe er es sich sogar persönlich angesehen. „Als Welttheater in der kleinen Stadt hat er die Färbe bezeichnet“, so Hentschel.
Am Wochenende ist Einiges geplant
Noch vor der Premiere des neuen Färbestücks kündigt die Färbe-Chefin zwei Gastspiele und eine Lesung an: „Mona Lisa ohne Rahmen“ heißt es am nächsten Freitag und Samstag, 23. und 24. September, in einer Inszenierung des Duos Dina Roos und Michael Wyss. AmSonntag, 25. September, darf Singen in der Färbe ein zweites Mal die Literaturstipendiaten des Landes Baden-Württemberg empfangen. Erwartet wird auch Autorin Susanne Klingenstein, die am 13. November ihr neuestes Werk „Kulturgeschichte der jiddischen Literatur“ in der Färbe vorstellen wird.
Das Färbe-Ensemble feiert am Freitag, 14. Oktober, Premiere der neuen Spielzeit mit Dorsts „Merlin oder das wüste Land“ in der Inszenierung von Klaus Hemmerle. Neben den bekannten Gesichtern Elmar F. Kühling, Ralf Beckord, Daniel Leers und Bianca Waechter, die als Liebhaberin bei „Der eingebildete Kranke“ bereits im Sommertheater begeisterte, sind zwei neue Gesichter im Ensemble: die 23-jährige Hessin Alexandra Born, die ihre Schauspielschule in Kassel absolvierte, und der 25-jährige Schwarzwälder Fionn Stacey, der auf irische Wurzeln zurückblicken kann.

Nach der Premiere mit Merlin stehen bereits weitere Stücke auf dem Programm der Spielzeit: Andreas von Studnitz bringt die Komödie „Pension Schöller“, der Singener Anwalt und Dramatiker Gerd Zahner das gemeinsam mit Andreas Stürner verfasste Schauspiel „Mosers Asche“ um den Begründer des deutschen Staatsrechts, der einige Jahre auf dem Hohentwiel in Haft einsaß, als Uraufführung auf die Bühne des Kneipentheaters. Und – so Hentschel – auch auf ein Sommertheater im Bauerngarten der Färbe dürfe man sich zum Abschluss der Saison freuen.
Freuen können sich die Freunde des gepflegten Jazz auch wieder auf jeden zweiten Montag im Monat. Dieter Rühland, der mit seiner Combo den musikalischen Rahmen des Theaterfestes garantierte, versprach dem Publikum, dass die beliebte Reihe „Jazz Jour Fixe“ auch während dieser Saison fortgesetzt werde. Diese Saison werde – nachdem Corona-bedingt der Basilika in der vergangenen Spielzeit mehr Platz eingeräumt wurde – fast ausschließlich auf der Bühne des Kneipentheaters gespielt.
Ganz frische Inszenierungsideen will dabei Klaus Hemmerle mit Dorsts Merlin auspacken – und dem Kult um den legendären König Arthus eine ganz neue Facette hinzufügen. Einen ersten Blick auf die Inszenierung lieferten die Schauspieler zum Theaterfest und genossen den Beifall des Publikums.